Gone Home - Ein kurzer Besuch daheim

Gone Home ... nach Hause gegangen. Zuerst konnte ich mir unter diesem Spieletitel nichts vorstellen, las ein bisschen die Story und dachte mir cool, mal wieder...

von alliedarmour am: 09.09.2013

Gone Home ... nach Hause gegangen. Zuerst konnte ich mir unter diesem Spieletitel nichts vorstellen, las ein bisschen die Story und dachte mir "cool, mal wieder ein schönes, kleines, mit Liebe gemachtest Indie-Horror-Mystery-Whatever-Game.

Doch ich wurde enttäuscht. Positiv enttäuscht.

Gone Home ist nämlich ein ganz besonderes Spiel, wenn nicht momentan sogar einzigartig. Eigentlich ist es mehr eine spielbare Geschichte. Mehr oder weniger. Gone Home einem bestimmten Genre zuzuordnen fällt nämlich schon schwer. Erfreulicherweise - denn es ist alles, nur kein Einheitsbrei.

Doch eins nach dem andern.

Kommen wir erstmal zur Story. Ihr schlüpft in die Rolle von Kaitlin Greenbriar. Nebenbei bemerkt, in die Rolle schlüpfen ist hier wörtlich zu verstehen, ich habe selten ein Spiel gesehen in dem ich mich mehr in eine Person hineindenken konnte als hier.

Naja, jedenfalls kommt ihr nach einem Jahr Auslandsaufhentalt wieder nach Hause und steht nachts vor eurer Tür. Ein Jahr, in dem sich viel verändert hat, wie ihr nach und nach erfahrt. Ihr steht also dort, niemand ist da, das Haus ist verlassen. Zum Glück wisst ihr, wo eure Eltern den Ersatzschlüssel deponiert haben und ihr schließt die Haustür auf. Ab hier beginnt das Spiel.

Über die Grafik muss man sich hier nicht groß unterhalten - Sie ist okay - aber das ist bei diesem Titel auch völlig nebensächlich.

Ich habe eingangs ja erwähnt, dass das Spiel kein Horror-Titel ist, aber eine Gänsehaut werdet ihr in dem großen Haus trotzdem bekommen, auch wenn das Spiel völlig ohne Gegner oder überhaupt andere Personen in der Spieleumgebung auskommt - aber trotzdem.

Nun steht ihr also im geräumigen Hausflur, mehr eine Eingangshalle, und knipst das Licht an. Wo sind alle hin? Eltern weg, Schwester nicht da. Ihr begebt euch also auf die Suche im Haus, und erfahrt nach und nach, was während eurer Abwesenheit alles passiert ist.

Euer Weg führt euch zum Telefon, wo ihr den Anrufbeantworter abhört und eure eigene Stimme erkennt, die den Eltern mitteilt, dass sie euch nicht vom Flughafen abholen müssen und ihr nach Hause kommt. Und auch ein Anruf von einer seltstam aufgelösten Frau oder einem Mädchen. Was ist hier los?

Die große Stärke des Spiels ist die Atmosphäre im Haus. Um zu erfahren was passiert ist, könnt ihr mit so ziemlich allen Gegenständen interagieren, ist lest Notizen, Einkaufszettel, ausgedruckte E-Mails, Briefverkehr oder schaut euch Bilder an und hört im Monolog Tagebucheinträge eurer Schwester, die euch nach und nach klar machen, wieso sie auch weg ist. Aber hier nicht so viel davon um Spoiler zu vermeiden.

Das Ganze ist so dermaßen nachvollziehbar und eigentlich so alltäglich, aber gerade deswegen wird euch das Spiel über die mit 2-3 Stunden die ihr mit erkunden zum durchspielen braucht, an den Bildschirm fesseln - versprochen. Das Spiel braucht keine Actionsequenzen oder Horden an Gegnern um es spannend zu machen, es lebt von der Geschichte, der Musik und vor allem den toll eingesprochenen Tagebucheinträgen der Schwester Samantha (im Spiel nur "Sam" abgekürzt).

Und durch dieses für mich völlig neue Spielprinzip - das einfache Erkunden eines Hauses um eine - am Rande bemerkt wirklich sehr schön und emotional erzählte - Geschichte aufzudecken, ist das Spiel wirklich einzigartig und ähnlich wie das Spiel "Dear Esther" keinem bestimmten Genre (außer eben Indie) zuzuordnen.

Nach und nach erfahrt ihr also mehr über den Verbleib eurer Familie und besonders eurer geliebten Schwester, die ist nämlich eigentlich die Hauptperson der Story.

Bis zum Ende wird die Spannung die es anfangs zu erzeugen in der Lage ist, aufrechterhalten und ich gebe zu, das Ende ist so toll mit Musik untermalt und erzählt, dass selbst mir beinahe die Tränen gekommen sind - und das sage ich als Mann, der nicht mal bei Titanic weint ;)

Zusammengenommen ist es die Kunst, dass es das Spiel schafft einen Charakter so klar zu zeichnen, ohne dass man sich einmal mit ihm unterhalten hat. Man kennt ihn nur von Familienfotos und Briefen, aber man fühlt sich hinterher, als kenne man ihn schon seit 10 Jahren. Dadurch wirkt auch die eigene Spielfigur so authentisch.

Das einzige Manko, wenn man es so nennen will, was für mich aufkam, war die kurze Spielzeit. Doch obwohl man es nach 2 Stunden durchhat und es eigentlich keinen Wiederspielwert bietet, sind das mit einigen anderen Titeln die eindrücklichsten 2 Stunden für mich gewesen, die ich aus einem Game kenne und hatte.

Dadurch erreicht das Spiel auch bei mir eine Wertung von 90/100, völlig zurecht denke ich, alle die das Spiel mit offenen Augen und Ohren gespielt haben, werden mir beipflichten können.

Trotz des etwas teuren Preises für das kurze Spielerlebnis bei Steam - von mir eine ganz klare Kaufempfehlung an die, denen eine Geschichte wirklich noch wichtig ist in einem Spiel. Shooterspieler á la Call of Duty oder Menschen die ein Horrorgame á la Amnesia erwarten, sind hier allerdings falsch, auch wenn es der erste Eindruck am Beginn vermitteln sollte.

Ich hoffe es hat euch gefallen und bis demnächst,

- Allied

 

 


Wertung
Pro und Kontra
  • - Tolle Atmosphäre
  • - Sehr, sehr gute Geschichte
  • - Die Charaktere werden ohne sie zu kennen super dargestellt
  • - Monolog klasse vertont, emotionales Ende
  • - Authentizität
  • - Einbindung der Interaktionen ins Spiel
  • - kurze Spielzeit
  • - Keinen Wiederspielwert da keine alternativen Enden
  • - Preis vielleicht etwas teuer für die Spielzeit

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(1)
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