It's not a Game - it's different

Der Name Gone Home lief mir bei Steam und Konsorten schon öfter mal über den Weg, aber so richtig wahrgenommen habe ich dieses Stück Software...

von marioworld2013 am: 01.07.2015

Der Name "Gone Home" lief mir bei Steam und Konsorten schon öfter mal über den Weg, aber so richtig wahrgenommen habe ich dieses Stück Software nie. Als ich es vor wenigen Tagen erneut als Tagesdeal sah für den Preis einer Leberkässemmel, klickte ich auf den zugehörigen Link, las etwas von einer der schönsten Liebesgeschichten und einer durchschnittlichen Wertung von 86%. Und so kaufte ich das "Spiel".

Spiel? Nein, Gone Home ist kein Spiel. Gone Home ist eine Geschichte, die man erlebt. Ähnlich wie bei Dear Esther enthält das Spiel keine großartigen Spielelemente. Doch worum geht es überhaupt:


Nun, mein alter ego heißt Kaitlin und ich komme gerade nach einem Jahr Rundreise durch Europa zurück nach Hause, freue mich darauf, meine Familie wieder zu sehen, doch das Haus ist leer. An der Tür hängt ein Zettel, in der mir ein oder eine Sam schreibt, dass er/sie leider nicht hier sein kann, um mich zu sehen, dass ich nicht das Haus erkunden soll, um herauszufinden, was passiert ist und dass wir uns irgendwann sicher wieder sehen werden.
Also habe ich zwei Möglichkeiten: Ich beherzige den Rat von Sam und beende das Spiel (was irgendwie dämlich wäre) oder ich lasse meine Neugier siegen, suche den Türschlüssel und betrete das Haus...

Gesteuert wird mit der Maus und den WASD-Tasten in klassischer Egoperspektivensicht. Die Grafik ist in Ordnung, kein Hammer, aber das muss sie in diesem Spiel auch gar nicht sein. Es zählen die inneren Werte.

Wer jetzt ein Horrorspiel oder ähnliches erwartet, wird schnell merken, dass es das nicht ist. Es gibt keine Monster, Jumpscares oder ähnliches, auch wenn die Geräuschkulisse (Dielen knarzen und draußen herrscht ein fürchterliches Gewitter) das zunächst vermuten lässt. Wir beginnen dieses Haus zu erkunden, Zimmer für Zimmer und finden hier ein Bild, dort eine Notiz, da einen Brief. Für verschlossene Schränke oder Türen gilt es, Schlüssel oder Kombinationen zu finden, was aber nicht wirklich spielerisch herausfordernd ist. Wer die Räume aufmerksam untersucht, stößt auf alles ganz von alleine. Fast jeden Gegenstand können wir in die Hand nehmen und näher betrachten, egal, ob für das Spiel wichtig oder nicht. Die meisten Gegenstände sind banal und haben keine größere Bedeutung (Zahnpasta, Kosmetiktücher, Rasierschaum), lassen das Suchen aber sich echt anfühlen. Wir sehen, welche Musik unsere Familie hört (können gefundene Musikcassetten - ja, die Geschichte spielt im Jahr '94 - auch in Recorder einlegen und anhören), welche Bücher oder Zeitschriften sie liest, wofür sie sich interessiert. Wir machen das, was man eigentlich nicht macht: Wir schauen in Schränke, durchwühlen Schubladen im Schlafzimmer unserer Eltern, machen so manche interessante und zum Teil auch intime Entdeckung (huch, ein Kondom!) darüber, wie das Leben unserer Eltern ist, welche Probleme sie haben, welche Sorgen.

Eine Mischung aus schlechtem Gewissen und Neugier treibt uns durch diese Geschichte, in deren Rahmen wir schließlich nach und nach erfahren, warum das Haus leer ist, insbesondere, warum Sam nicht hier ist.

Es wäre eine Sünde, etwas über diese Geschichte zu erzählen, deshalb verzichte ich komplett auf Spoiler. Nur so viel: Was wir herausfinden ist herzergreifend, es mag den einen oder anderen sogar zu Tränen rühren, ehe nach rund zwei Stunden Spielzeit der Abspann über den Bildschirm flimmert...

Eine Warnung am Ende: Das Spiel gibt es ausschließlich in englischer Sprache. Es sind einige Texte zu lesen, auch einige zu hören. Wer kein Englisch kann, sollte um das Spiel somit einen weiten Bogen machen, da er sonst die Geschichte nicht versteht. Mit einem vernünftigen Schulenglisch sollte man dagegen keinerlei Probleme haben , alles zu verstehen. Englische Untertitel sind zuschaltbar.

(Update: Wer im Forum zum Spiel bei Steam schaut, findet Übersetzungen in allen möglichen Sprachen, auch Deutsch, die von Fans des Spiels erstellt wurden, inklusive Download- und Installationanleitungen).


Ich muss sagen, mir hat Gone Home zwei wunderbare Stunden beschert, die ich nicht missen möchte. Ich kann nur jedem, der sich in diese Situation hineinversetzen kann, das Leben der Familie in dieser Art zu durchleuchten, dieses Stück Softweare wärmstens ans Herz legen. Eine in Zahlen ausgedrückte Wertung zu geben, ist schwierig, die Gamestar hat, wie ich sah, auf eine Wertung verzichtet, aber hier ist es ja nötig... Bleibt die Frage nach dem Schiwerigkeitsgrad...ich habe "genau richtig" gewählt, denn -wie gesagt- das Spiel bietet keine spielerischen Herausforderungen und will es auch gar nicht.


Wertung
Pro und Kontra
  • Zu Herzen gehende Geschichte
  • Gute Soundkulisse
  • Optisch völlig ausreichend
  • nach zwei Stunden ist alles vorbei
  • Spiel im Originalzustand nur auf englisch spielbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



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