Style in Perfektion

"Willst du wirklich von mir, dass ich offenbare wer du bist? Sich selbst kennen bedeutet sein Handeln anzuerkennen. In letzter Zeit hast du einige schreckliche Dinge getan..." Der Beginn von Hotline Miami lässt einen mit vielen offenen Fragen zurück. Wer bin ich? Was habe ich getan? Bin ich ein Bösewicht? Mit solchen Fragen im Hinterkopf wird der Spieler in ein fantastisches 2D Top-down-Action-Spiel geschickt, welches durch eine geniale Atmosphäre, spaßiges Gameplay und eine gehörige Portion Splatter punktet.

1. Story (sehr gut)

Der Anfang wirft wie oben erwähnt einige Fragen auf. Der 3.April 1989 scheint dabei ein bedeutendes Datum im Leben des Hauptcharakters zu sein. An diesem Tag hört dieser seinen Anrufbeantworter ab. Die Nachricht besagt, dass eine Packung Kekse inzwischen angekommen sein sollte. Vor allem die Zutatenliste soll sorgfältig durchgelesen werden. Vor der Tür werden wir fündig. Das Auftragsziel ist ein Aktenkoffer. Dieser soll an einen bestimmten Ort hingebracht werden. Wenn der Spieler den einfachen Auftrag erledigt hat, taucht der erste Bossgegner im Spiel auf. Dieser wird kurzerhand ermordet. Der Hauptcharakter übergibt sich nach diesem Mord. Doch das Töten hat erst jetzt richtig begonnen.

Selbst wenn man Hotline Miami durchgespielt hat wird man sich die Handlung dahinter nicht ganz erklären können. Die Geschichte lässt dem Spieler viel Raum zur Interpretation. Hier ist es den Entwicklern gelungen, dass sich Spieler Gedanken zur Geschichte machen und im Internet verschiedene Theorien diskutieren. Auch wenn am Ende gar kein Sinn dahinter stecken sollte, sind die Storyschnipsel eine Motivation weiterzuspielen.

2. Gameplay (sehr gut)

Noch motivierender als die Handlung selbst ist jedoch das Gameplay. Die verschiedenen Level sind fordernd und laufen fast immer nach dem gleichen Schema ab. Nachdem man in der eigenen Wohnung aufwacht hört man den Auftrag auf dem Anrufbeantworter ab, fährt zum Bestimmungsort und tötet alle Gegner auf allen Etagen. Das Spielerlebnis fühlt sich sehr schnell an. Man muss immer flinker sein als der Feind, denn bei nur einem Treffer stirbt der Charakter. Deshalb wird man öfters Tode in diesem Spiel erleben, da nur ein Fehler ausreicht, um die Etage zu wiederholen.

Die Vorgehensweise ist dabei dem Spieler überlassen. Entweder man geht taktisch vor und versucht jeden Feind einzeln auszuschalten oder man ballert wild um sich wie Rambo. Beim Schießen kann man einen Gegner mit der mittleren Maustaste anvisieren oder frei mit der Maus seinen Gegner ausschalten. Am Ende einer Mission gibt es eine Bewertung der Vorgehensweise. Durch das Ansammeln von Punkten werden Waffen und Masken freigeschaltet. Letztere wählt man bei Beginn einer Mission aus. Jede Maske verleiht dem Spieler eine andere Fähigkeit. So sind beispielsweise alle Türenschläge für den Gegner tödlich, wenn man die Pferdemaske auswählt.

3. Style/Atmosphäre (ausgezeichnet!)

Neben der Mechanik des Spiels ist vor allem der Style und die daraus resultierende Atmosphäre herausragend. Dank des DeLoreans (Zurück in die Zukunft, yeah!), der Farben, des Retro Looks, der fantastischen Musik und der Gewaltinszenierung entsteht ein unglaublich passendes und fesselndes Spielerlebnis. Man wird regelrecht in die Spielwelt eingesaugt.

Jeder Technofan wird zudem beim Soundtrack auf seine Kosten kommen. Aber auch Hörer anderer Musikrichtungen werden den Songs nicht widerstehen können. Die Musikstücke unterstreichen zudem die Spielgeschwindigkeit. Aus diesen Gründen vergebe ich der Atmosphäre das Prädikat "ausgezeichnet", da hier etwas Besonderes kreiert wurde.

4. KI (mittelmäßig/gut)

Die KI ist nicht überragend erfüllt jedoch ihren Zweck. Jeder Bösewicht folgt einem gewissen Muster. Feinde kann man anlocken und anschließend leise um die Ecke bringen. Das schöne an der KI ist das manchmal unberechenbare Verhalten. Sie reagiert teilweise anders als gewohnt und überrascht den Spieler. Schade ist, dass es sehr wenige Gegnertypen gibt, weshalb es Abzüge im Bereich Umfang gibt.

5. Umfang (mittelmäßig)

Neben der Tatsache, dass es wenig Gegnerarten gibt, kommt noch hinzu, dass die Spielzeit mit 3-4 Stunden relativ kurz ausfällt. Ein längeres Spielerlebnis hätte sicherlich nicht geschadet. Positiv zu erwähnen sind die Bossgegner beziehungsweise einmaligen Gegner. Diese tauchen ab und zu auf und sind selbstverständlich etwas schwieriger zu besiegen, als die normalen Gegner. Den Schwierigkeitsgrad hätten sie bei diesen besonderen Widersachern sicherlich noch höher schrauben können. Zu leicht sind diese für den Spieler zu besiegen.

6. Ausblick: Hotline Miami 2

Weitere Gegnertypen und eine längere Spielzeit könnten im zweiten Teil des Spiels, das sich momentan noch in der Entwicklung befindet, verwirklicht werden. Was definitiv zur Langlebigkeit des Spiels beitragen wird ist der geplante Leveleditor. In diesem kann der Spieler auf einfache Weise eigene Levels kreieren. Neben dem Grundriss und den Räumen kann auch die Einrichtung und die Gegner mitsamt deren Verhalten platziert werden. Ansonsten bleibt sich der Nachfolger in Sachen Spielprinzip und Darstellung treu, was auch gut so ist.

7. Fazit

Hotline Miami ist ein kurzweiliges, intensives Spielerlebnis und eines der besten Indie-Spiele überhaupt. Zwar kann man den geringen Umfang kritisieren, muss jedoch bedenken, dass es sich hier um ein Spiel handelt, was keine 50€ kostet. Die Story und das Gameplay sind vorzüglich. Diese Punkte werden durch den Style und die Atmosphäre qualitativ weiter aufgewertet. Der Ausflug nach Miami in das Jahr 1989 lohnt sich auf jeden Fall.

8. Video mit Gameplay

Wer Lust hat kann unser RISAG-Review-Video mit Spielszenen und kleinen Sketchen zu Hotline Miami auf YouTube anschauen:

https://www.youtube.com/watch?v=P_93N2B2CnI