Der vergessene König eines kleinen Reiches

Florian Springmann mein Name - Rennfahrer. Mein Beruf gestaltet sich in der Regel so, dass ich bereits Samstags anfange für die neue Rennwoche zu...

von CoRon3x am: 29.05.2018

Florian Springmann mein Name - Rennfahrer. Mein Beruf gestaltet sich in der Regel so, dass ich bereits Samstags anfange für die neue Rennwoche zu trainieren, die jeden Dienstag beginnt und das für 12 Wochen. Danach startet eine neue Saison und der ganze Trubel beginnt von vorne. Unter der Woche fahre ich dann lediglich 1-2 Rennen auf die ich mich, hoffentlich, gut genug vorbereitet habe. Ich liebe meinen Job... auch wenn er nur in der virtuellen Welt stattfindet.

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Was ist iRacing?

Es gibt diese Spiele deren Genre in eine derartige Nische fallen, dass sie wenig bis keinerlei Beachtung mehr bekommen wenn man durch Spielemagazine blättert oder sich durchs Internet klickt. Das mag zum Einen daran liegen, dass sie nicht massentauglich sind und nur eine geringe Anzahl Spieler ansprechen und zum Anderen daran, dass bekanntere Konkurrenten, die eigentlich keine sind, ihnen das Spotlight stehlen. Die Rede ist von Hardcore-Simulationen und genau das ist iRacing.

Gerade im Genre der Rennspiele wird leichtfertig mit dem Begriff "Simulation" um sich geworfen und man möchte vermitteln, dass man mit Kauf dieses Produkts unglaublich nah am Realismus sei. Letztendlich schaffen Titel wie Project Cars 1&2 oder Forza Motorsport es aber nicht einmal den Hardcore-SimRacer aus seinem qualvoll teuren Rig empor blicken zu lassen, damit er einen spöttischen Kommentar abgeben kann. Das ist ihm die Mühe nicht wert. Diese Spiele gelten in jener Welt eher als "SimCade", also Simulationen deren Gesamtpaket dennoch "Arcade/Casual" schreit.

Nutzen wir eine Metapher um das Ganze kurz zu symbolisieren:

Wenn iRacing der Genre-König ist und auf seinem Thron sitzt, dann ist es Assetto Corsa gestattet sich an diesen anzulehnen. Die närrischen Brüder RaceRoom Racing Experience (kurz: R3) und rFactor 2 dürfen im Thronsaal umher toben, müssen aber etwas Abstand wahren. Project Cars und Forza Motorsport dürfen sich zwar im Schloss aufhalten, aber den Thronsaal sehen sie nur wenn sie zwischendurch an den riesigen Türen klopfen und fragen, ob noch irgendwer Kaffee möchte.

An dieser Stelle sollte man eventuell darauf eingehen für wen iRacing wahrscheinlich eher nichts ist, bevor es weiter ins Detail geht. Teilen wir das Ganze in drei Gruppen auf:

  • für den Rennspiel Fan der in unregelmäßigen Abständen einfach kurz ins Auto springen möchte, fix ein Rennen absolviert und dann auch schon wieder gehen will, ohne all das wirklich ernst zu nehmen und ohne jegliche Vorbereitung. KI-Gegner existieren nicht und die Rennen haben feste Startzeiten.

  • für jene die nicht in Erwägung ziehen ein Lenkrad zu kaufen, falls sie nicht bereits eins besitzen. Egal für wie gut ihr euch haltet, mit einem Controller werdet ihr gnadenlos in die Wand fahren.

  • und dann noch für die, die mit ihrem Geld mehr haushalten müssen als es ihnen lieb ist, denn iRacing ist am Anfang teuer.

Wer über all das hinwegsehen kann, den erwartet womöglich eine tolle Erfahrung in einem Spiel das immerhin schon seit 2008 existiert.

 

Der Kostenfaktor - der erste hohe Curb

Gerade bei Rennspielen ist es ungewohnt von einem Abo-Modell zu reden, doch genau das ist hier der Fall. Monatlich fallen 13$ an und Autos (12$), sowie Strecken (15$) muss man sich auch noch irgendwann kaufen. Kein Wunder, dass die große Spielerschaft ausbleibt, denn wer sofort voll einsteigen und etwas erleben will, der lässt ordentlich Geld an der Kasse zurück. Doch man lernt schnell, dass sich diese Kosten innerhalb kurzer Zeit stark verringern.

Nehmen wir meine persönliche Erfahrung. Im ersten Monat habe ich einen Promo-Code genutzt und konnte mir 3 Monate Spielzeit für nur 5$ sichern. Super! Dann der Schlag in den Nacken. Nachdem ich es bereits nach zwei Tagen aus der Rookie-Lizenz schaffte wollte ich etwas schnelleres fahren als nur einen Mazda MX5. Also scrollte ich durch den Shop, suchte nach Wagen und entschied mich für einen Ferrari 488 GT3 um an bestimmten Rennserien teilnehmen zu können. Jetzt benötigte ich wenigstens noch die nächsten zwei Strecken.

Somit addierten sich 30$ zu den bereits vorhandenen 12$. Bereits an dem Punkt habe ich das im Warenkorb, was ich durch den Promo-Code gespart habe. Damit konnte ich gut leben. Als mir erst im Warenkorb, wie in Amerika üblich, die Steuern aufgerechnet wurden, musste ich allerdings schlucken. Plötzlich zahlt man nochmal 8$ drauf. Zum Glück gibt es allerdings verschiedene Mengenrabatte ab drei Produkten aufwärts die dies etwas ausgleichen.

Nach kurzer Zeit war ich bereits so gefesselt, dass ich immer mehr wollte und schon hatte ich in meinen ersten zwei Wochen stolze 120$ ausgegeben. Tja und damit besitze ich nicht einmal einen prozentual spürbaren Anteil der Inhalte. Zumindest denkt man das, wenn man sich nicht richtig mit dem Liga-System auseinandersetzt.


Ein Ausschnitt der kaufbaren Wagen

Alles was man kauft, das besitzt man auch für die Ewigkeit. Eine Strecke wie Monza kann in jeder Road-Rennserie auftauchen und muss somit nicht mehr gekauft werden wenn sie gefordert wird. Und mit einem GT3-Fahrzeug ist man ebenfalls für mehrere, spannende Rennserien freigeschaltet, insofern das Ranking stimmt.

Und dann wäre da noch der Faktor, dass man sich beispielsweise überhaupt nicht für klassisch amerikanische Oval Rennen faszinieren kann. Dadurch wird man diese Strecken und die dazugehörigen Fahrzeugen vermutlich nie kaufen und ein weiterer Löwenanteil des Shops fällt weg.

Ist iRacing teuer für neue Spieler? Ja, sehr sogar. Allerdings kann man sich selber sehr gut vorgeben mit welchem Tempo man Inhalte kaufen möchte. Sagt einem eine Strecke aus Prinzip nicht zu, dann setzt man in dieser Rennserie mal eine Woche aus und kauft sie einfach nicht. Hat man einmal alle Strecken für eine Saison in einer bestimmten Rennserie gekauft, dann kann man davon ausgehen, dass viele davon in der nächsten Saison ebenfalls dran sein werden. Und zu guter Letzt gibt es 17 kostenlose Strecken, wovon oftmals zwei in einer Rennserie mit dabei sind.

Nach hinten raus zahlt es sich sogar aus zu investieren, denn die Entwickler schenken einem einen Aktivitätsbonus. Wer innerhalb einer Saison an wenigstens acht Rennen einer einzelnen Rennserie teilnimmt, der erhält 4$ bzw 7$ (je nach Lizenzklasse der Rennserie) und kann am Ende einer Saison immerhin 10$ zurück bekommen. Das mag nicht nach viel klingen, aber wenn man erst einmal an dem Punkt ist, an dem man eigentlich nur noch die monatlichen Gebühren abstottert, dann stehen diese 10$ schon in einem ganz anderen Verhältnis.

 

Kein Platz für Rüpel

Schon einmal in einer virtuellen Umgebung von jemandem beleidigt worden? Mit Sicherheit. Das mussten wir alle bereits über uns ergehen lassen, auf die eine oder andere Art und Weise. Vielleicht sind manchmal sogar wir selbst der Pöbler. Auch in iRacing können wir via Voice oder Text Chat unserem Hass gegenüber des Anderen freien Lauf lassen. Dabei sollten wir allerdings darauf achten möglichst kreativ und humorvoll zu umschreiben, denn sonst spielt man im aller schlimmsten Fall mit dem Erhalt seines Accounts.

Die Entwickler legen extrem viel Wert auf Professionalität innerhalb der Rennen. Wer zu viele F-Bomben fliegen lässt oder von der letzten Nacht mit der Mutter des Spaniers vor einem redet, der wird ziemlich sicher immerhin für ein paar Tage aus jeglichen Chat-Funktionen verbannt, insofern der angegriffene Fahrer ihn dafür via Report-Funktion anprangert. Und das ist eine gute Sache.

Zudem kann rücksichtsloses Fahren mitgeteilt werden. Denn beleidigen ist eine Sache, aber "Divebombs", "Punts" oder Platzhirschverhalten ruinieren einem ein komplettes Rennen, das teils mehrere Stunde gehen kann. Auch so etwas sehen die Entwickler nicht gerne. Fällt ein Fahrer zu oft durch so etwas auf, dann kann er von Rennserien ausgeschlossen werden. Macht er woanders damit weiter, kann er sogar seinen kompletten Account verlieren, egal wie viel Geld er gerade investiert hat. So sollten viel mehr Spiele diese Probleme handhaben, denn zu oft kommt man mit all den Beleidigungen und Co. davon, Report hin oder her.

Ein weiterer, nicht unerheblicher Faktor ist die Pflicht von Klarnamen. So manch einer sträubt sich womöglich davor Hasstiraden in die Welt hinaus zu posaunen wenn er oder sie sich nicht dabei hinter einem Nickname verstecken kann und die Anonymität zumindest etwas verloren geht.


Auszug aus dem iRacing Sporting Code
 

Natürliche Selektion

Die meisten Rennspiele mit Online-Modus setzen auf ein Rating System das die Spielerschaft ganz simpel in gut und weniger gut aufteilen soll. Funktioniert das? Manchmal. Manchmal sind diese Ratings aber auch so undurchdacht und willkürlich in der Punktevergabe, dass die Spielerschaft auf die Barrikaden geht.

Bei iRacing hat man es sich etwas leichter gemacht und aus einem Ranking einfach zwei gemacht - iRating und Safety Rating. Das iRating spiegelt ganz oberflächlich beschrieben wider wie gut ein Fahrer ist. Je höher der Wert, desto besser. Jemand mit 4000iR ist ein bedeutend besserer Fahrer als jemand mit 800iR und beendet seine Rennen regelmäßig in den oberen 50%. Berechnet wird das iRating ganz simpel dadurch wo man landet. Wird man von 20 Fahrern am Ende 10., dann zieht man den Plätzen 11-20 etwas von ihrem iRating ab, gleichzeitig kriegen aber auch die Plätze 1-9 etwas vom eigenen iRating. In der Mitte zu landen bringt somit in der Regel meist ein positives Ergebnis, dient allerdings nicht als Faustregel. Wer unter die Top 3 fährt, der wird offensichtlich mit einem großen Plus aus dem Rennen gehen.

Während das iRating also beschreibt wie gut und konstant ein Fahrer ist, zeigt einem das Safety Rating wie fehlerfrei und sicher jemand fährt. Dazu wird in erster Linie darauf geachtet wie viele Kurven die aktuelle Strecke hat. Je mehr, desto besser, denn fehlerfrei auf einer Geraden fahren können die Meisten. Fehlerfrei für 60 Minuten durch Kurven fahren ohne auf das Gras zu kommen ist allerdings schon schwieriger. Ein ganz simples Beispiel wäre hier der direkte Vergleich zwischen Le Mans und dem Nürburgring-Nordschleife. Das sind, in Zahlen ausgedrückt, 33 gegen 170 Kurven. Auf welcher Strecke möchte man wohl mehr für sauberes Fahren belohnt werden? Eben.

Das ist aber noch nicht alles. Hinzu kommt noch eine Art Strafenkatalog. Während eines typischen Rennens darf man bis zu 16x ansammeln. Wer 17x hat wird disqualifiziert. Wie diese skurrilen X'e zustande kommen ist leicht erklärt. Kommt man leicht von der Strecke ab hat man bereits 1x. Verlust über die Kontrolle, also ein Dreher, sind 2x, genau wie der Kontakt mit Objekten wie Barrieren. Stärkerer Kontakt mit anderen Fahrzeugen sind sogar stolze 4x. Gerade beim Start muss man deshalb ungeheuer aufpassen.

Aber was bringt einem dieses Safety Rating eigentlich? Es ist die Lizenz (Klasse) in andere Rennserien. Erreicht man innerhalb einer Saison einen Wert von 4.0, dann steigt man automatisch in die nächste Klasse auf. Hat man zu Saisonende immerhin 3.0, dann steigt man zur nächsten Saison automatisch auf. Diese Klassen sind unterteilt in Rookie, D, C, B, A und Pro. Also nur wer sauber fährt darf das volle Potential des Spiels ausschöpfen.

Kombiniert man diese beiden Ratings nun, dann entsteht ein interessantes System das sich "Splits" nennt.  Tragen sich zu viele Fahrer für ein Rennen ein, dann entscheidet sich das Spiel dazu dieses in mehrere Sessions aufzuteilen - die sogenannten Splits. Wer wo landet entscheidet das iRating. Die besten Fahrer gelangen in den Top-Split und dürfen ihr Rennen auf teils hohem Niveau ausfechten, während der Rest sich sich in 1-2 weiteren Splits rumschlagen darf. Man trennt also ganz eindeutig die Spreu vom Weizen und das muss auch so sein, denn gerade in Rennen mit wenig Beteiligung, in der sehr schlechte Fahrer bei den Großen mitfahren dürfen, merkt man oft die gravierenden Unterschiede. Nicht selten entstehen genau dadurch die leicht vermeidbaren Unfälle.


Meine aktuelle Rating Übersicht. Manchmal geht's auch bergab!
 

Hätte ich im Tuning Unterricht mal aufgepasst

Zwar bietet einem das Internet und auch die Community ganz viel Hilfe an, dennoch ist das Tuning der Wagen eine Komponente die man lernen muss. Nur weil Fahrer A mit seinem Setup sehr gute Zeiten fährt, heißt das nicht, dass Fahrer B mit selben Setup zurecht kommt. Viel eher passt man diese an seinen eigenen Fahrstil an und genau da läuft (oder fährt) man sehr schnell gegen eine Wand.

Während man andere Rennspiele startet um mal eben auf die Strecke zu springen und ein Rennen zu gewinnen, investiert man in iRacing eigentlich wenigstens zwei bis drei von sieben Tagen damit das perfekte Setup für diese eine Strecke zu finden. Wer hier bereits Erfahrung hat, der ist also klar im Vorteil. Allerdings gibt es für die meisten Wagenklassen sogar ganz eine Discord Server auf denen man um Rat bitten kann und sofort Hilfe erhält.

 

Ein Rennverlauf nach Plan

Hat man all diese Hürden übersprungen, sein Fahrzeug auf sich selbst angepasst und genug trainiert, dann geht es endlich ins Rennen. Wir wählen Skip Barber, was eine gute Rennserie im Bereich der Open-Wheeler (Formula Renault, F2, F1 und Co.) für Anfänger ist. Diese Rennen starten immer um xx:15 Uhr und es ist Circuit de Spa. Spärliche drei Minuten Training gibt man uns nochmal, die wir nutzen um uns kurz einzurollen. Danach geht es in die Qualifikation. Nach einer Out-Lap in der wir die Reifen auf Temperatur bringen geht es in die erste von zwei möglichen gezeiteten Runden. Nach einem Ausrutscher aufs Gras in Runde 1 und dem damit verbundenen Wegfall der Zeit, schaffen wir in Runde 2 dann doch noch den Sprung in die Top 5.

Zwei Minuten bleiben uns damit wir uns in die Startaufstellung begeben. Also kurz noch einmal Pipi machen, ein Getränk bereitstellen und den Startvorgang durchgehen. Ruhig bleiben. Das ist das Wichtigste. Grau, rot, GRÜN. Erster Gang, Vollgas und sofort dem Hintermann die Tür verschließen. Der Vordermann hingegen bietet uns perfekten Windschatten auf der sehr kurzen Anfahrt zur Eau Rouge, auf die eine sehr lange Gerade folgt. Hinter uns sind bereits beim Start drei Leute auf den letzten Plätzen ineinander gefahren und haben sich gegenseitig das Rennen versaut.

Wir springen 20 Minuten in die Zukunft. Die letzten zwei Runden stehen uns bevor und wir sind auf Platz 2. Auf unseren "Relatives" sehen wir, dass wir konstant Zeit auf den Führenden gut machen, doch leider wird es nicht mehr reichen, wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Und als hätte man zum richtigen Rennsport-Gott gebetet, passiert es auch schon. Beim Versuch einen langsamen Fahrer zu überrunden macht dieser keinen Platz und schießt sich selbst und den Führenden aus dem Rennen. Wir siegen.

Klingt dramatisch und nach Film? Genau so passiert es aber immer wieder. Vielleicht endet es nicht zwingend mit einem Sieg, aber konstante Leistungen zahlen sich aus. Oft genug scheiden Autos aus oder geben einfach auf. Überrundungen treiben einem den Schweiß auf die Stirn, denn die wenigsten Spieler sind professionelle Fahrer und stellen dies richtig an. Trotz allem zahlt es sich stets aus einen kühlen Kopf zu bewahren.

Das Rennen ist nun also vorbei und wir widmen uns einem grandiosen Feature - die Replayfunktion. Aus zig verschiedenen Kamerawinkeln können wir das komplette Rennen von Anfang bis Ende immer und immer wieder betrachten. Aus jeder Sicht von jedem Fahrer, in Zeitlupe, rückwärts, vom Helikopter aus, mit passendem Ingame-Voice zur passenden Zeit.. es gibt fast keine Grenzen. Und wenn es sein muss, dann können wir es natürlich auch für die Nachwelt speichern. Allerdings nimmt solch ein Replay schon einmal stolze 700MB ein bei einer 60 Minuten Session.

Nun ist das Rennen also vorbei und wir könnten uns eventuell ins nächste stürzen. Wir könnten aber auch erst einmal die Ergebnisse betrachten, denn dort sehen wir erst wie viel wir unsere beiden Rankings bekommen haben. Durch den Sieg kriegen wir famose +87 iRating und +0.20 Safety Rating mit nur 1x. Das kann sich sehen lassen.

Beispielbild für die Rennzusammenfassung 

Die negativen Aspekte

Auch ein Enthusiast muss manchmal zugeben, dass sein liebstes Hobby Macken hat. Wie Anfangs erwähnt existierst iRacing bereits seit 2008 und ist seitdem stetig in Entwicklung, ähnlich wie Elite Dangerous z.B. Über die Jahre hat man immer mal wieder die Grafik und Physik überarbeitet und gerade die Zeit zwischen den Saisons gilt als guter Moment um größere Patches zu veröffentlichen. Doch leider bietet eine solch alte Engine viele Limitierungen und manch ein Feature empfindet man fast als Standard und fragt sich wie es immer noch nicht im Spiel sein kann.

Tag- und Nachtwechsel sind ein wunderbares Beispiel. Gerade von einem Titel der seine 24 Stunden Rennen jedes Jahr aufs Neue anpreist erwartet man solch ein Feature. Und dennoch soll es erst dieses Jahr endlich soweit sein.

Auch ein richtiges Wettersystem gibt es nicht. Zwar haben die Rennen unterschiedliche Luft- und Streckentemperaturen, aber Regen sucht man vergebens. Diese sorgen dann auch für ein recht umstrittenes Verhalten der Reifen. Während echte Rennfahrer sagen, dass eine warme Strecke für mehr Grip und bessere Bremspunkte sorgt, ist es in iRacing genau andersrum. Je kühler, desto später wird gebremst.

Die Engine schwächelt an vielen Ecken. Erst kürzlich wurde verkündet, dass man sich in der Multiklassen-Rennserie "IMSA" von einem Wagen trennen wird, da man aus Performance-Gründen nicht mehr als 6 verschiedene Wagentypen auf der Strecke haben kann. Besagte Gründe werden auch dann genutzt wenn man fragt, ob es jemals die bekannten Stadtkurse geben wird, wie Monaco oder Baku. Die Antwort lautet dann, dass die Engine all die Häuser sehr schwer darstellen kann ohne einzubrechen und man habe sehr wenig Möglichkeiten im Jahr einen Stadtkurs zu vermessen, schließlich sind diese immer nur für wenige Tage aufgebaut. Das klingt sogar logisch, aber andere Entwickler schaffen das ja auch ganz gut, wie man an den Formel 1 Teilen sehen kann.

Der Dreh- und Angelpunkt des Spiels, die Website, hat auch seit vielen Jahren keine Liebe mehr erfahren. Der direkte Vergleich zwischen der Version von 2008 und der von heute zeigt keinerlei gravierenden Unterschied. Wirklich intuitiv ist sie zudem auch nicht. Allerdings arbeitet man mittlerweile an einem eigenständigen UI das man als simple .exe starten kann. Die Zeit bis zur Fertigstellung dürfte aber noch ein wenig länger sein.

Auch negativ zu erwähnen ist die fehlende Anteilnahme in so manch einer Rennserie. Während die einen zu den üblichen Stoßzeiten immer gut gefüllt sind, kämpfen andere um die Existenz. So gibt es z.B. den Formel 1 McLaren im Spiel, der seine eigene Rennserie besitzt und ein bisschen die Königsklasse darstellen soll. Leider interessiert sich nur fast niemand dafür. Schade.

Desweiteren gibt es ab und an mal einen Leerlauf, da Rennen immer eine feste Startzeit haben. Scheidet man früh aus seinem Rennen aus kann es schon einmal sein, dass jedes weitere erst in 30-40 Minuten startet. Die Zeit könnte man natürlich zum Trainieren nutzen, aber manchmal hat man einfach bereits genug trainiert und möchte einfach nur fahren. Da die Rennen selbst auch, abhängig von der Rennserie, 16 - 180 Minuten dauern, sammeln sich mit so viel Warterei schnell ein paar Stunden an.

 

Fazit

Hach, dieses Spiel macht es mir schwer schlechte Wort zu finden. Ich bin vielleicht ein wenig voreingenommen, das gebe ich zu. Schließlich habe ich seitdem keinem anderen Spiel mehr so richtig eine Chance gegeben. Hier und da starte ich mal etwas anderes, aber letztendlich dreht sich meine Gamer-Freizeit nur noch um iRacing. Selbst wenn ich nicht fahre oder trainiere, dann schaue ich Anderen auf Twitch zu, unterhalte mich auf dem Discord mit Leuten oder streame mich selbst wie ich Lackierungen für Wagen erstelle. Und genau da sind wir bei dem Punkt der das Spiel für mich persönlich so besonders macht - die Community.

Ich bin jetzt 30, spiele seit fast 24 Jahren Videospiele und durfte schon mit drolligen 13 Jahren das Kind sein, das dir in Counter-Strike ins Ohr schreit wenn du es umschießt. Und trotzdem habe ich noch nie eine Community getroffen die so nah beieinander ist, sich gegenseitig hilft, immer freundlich bleibt und auch mal auf der Strecke einen Spaß versteht. iRacing kann sich unfassbar durch den Geldbeutel fressen, aber letztendlich zahle ich eher dafür, dass ich mit diesen Leuten weiter spielen darf und das ist es mir wert. Außerdem befinden sich darunter eine Menge cleverer Köpfe die eigene Apps/Programme entwickeln und der Spielerschaft zu Verfügung stellen. Teils unverzichtbare Software.

Vor iRacing war ich selber einer dem ein Controller und ein simples Burnout Paradise oder The Crew reichte. Auch in den F1 Teilen, sowie in GTR2 und PC1&2 hatte ich nie große Ambitionen. Und dann kommt dieser Titel der mich arm machen will und mir gleichzeitig zärtlich zuflüstert: "und wenn du schon dabei bist, dann zahl auch direkt noch 200-300€ für ein Lenkrad und den Monat darauf noch ein Rig für 160€ an dem du all das befestigst." War es das wert? Ja, schon. Und ich würde es immer wieder tun.

Trotzdem kann ich über viele Dinge nicht hinweg sehen. Es ist schön, dass man sich für Strecken und Autos sehr viel Zeit nimmt um so viel Liebe und Detail wie möglich zu investieren. Bei der eigenen Engine müsste das aber nicht zwingend der Fall sein. Zwar läuft das Spiel auf jedem fünf Jahre alten Office PC (eventuell nicht akkurat) und kann dabei sogar noch problemlos gestreamed werden, aber gleichzeitig zeigt es auch wie wenig sich getan hat. Da muss mehr kommen. Ein Tag-/Nachtwechsel allein wird da keine Bäume ausreißen, zumal man den eh nur in sehr langen Rennen erlebt.

Nichtsdestotrotz möchte ich meine klare Empfehlung für Jene aussprechen, die planen etwas seriöser zu fahren und weg vom Einheitsbrei wollen, der alle ein bis zwei Jahre veröffentlicht wird. Und wer noch mehr Überzeugungskraft bracht, der schaut auf Twitch vorbei (z.B. bei RightOkay der mich letztendlich zum Spiel gebracht hat). Die Streamer-Community ist zwar nicht riesig, aber dafür sehr familiär und antwortet auch gerne auf Anfängerfragen.

--

An dieser Stelle noch ein klarer Hinweis, da das Thema im Forum aufkam und als ach so wichtig dargestellt wurde. Zwar gibt es iRacing bei Steam, aber da das Spiel komplett über die Website abläuft wird es kaum genutzt. Man kann zwar einen Key beantragen und es dort aktivieren, aber einen Mehrwert bietet es nicht, abgesehen vom Steam-Overlay. Die dort angezeigten Spielerzahlen haben demnach keinerlei Aussagekraft. In den normalen Stoßzeiten unter der Woche sind 3000-5000 Spieler online, was für einen so alten Titel ordentlich ist.

 

Grüße von Coro_yy


Wertung
Pro und Kontra
  • eine wirkliche Hardcore-Simulation
  • sehr aktiv für einen alten Titel
  • tolle Fahrphysik
  • Strecken und Fahrzeuge sehr detailgetreu
  • hilfsbereite Community
  • freie Gestaltung der eigenen Fahrzeug-Lackierung
  • verschiedene Spielerstärken werden meist sinnvoll aufgeteilt
  • sehr viele Tools und Apps von der Community
  • sehr teuer für Neueinsteiger
  • Abo Modell mit zusätzlichen Kosten
  • Grafik nicht mehr up to date
  • benötigt viel Zeit um hinein zu finden
  • Fahrer mit schlechtem Internet dürfen trotzdem teilnehmen und fangen an sich zu teleportieren
  • schlechte Qualität des Ingame-Voice
  • veraltete, unübersichtliche Website

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(13)
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