in den Sand der Endzeit gesetzt

Die Endzeit... unendliche Wüste... viele haben schon angestrebt, eine offene Spielwelt in der Postapokalypse mit Leben zu füllen... und viele...

von Jcfr am: 08.09.2015

Die Endzeit... unendliche Wüste... viele haben schon angestrebt, eine offene Spielwelt in der Postapokalypse mit Leben zu füllen... und viele verfehlten ihr Ziel dabei (Rage). Nun strebt Altmeister Mad Max auf PC und Konsolen danach, seinen Vorgängern zu zeigen, wie's richtig geht. Und das Grundkonzept klingt auch recht spannend: Wir schlüpfen in die digitale Haut des gleichnamigen Protagonisten und mischen mit Fäusten, Schrotflinte und Karre die Irren der endzeit auf.

Die Story verläuft im Sande:

Der Anfang beginnt vielversprechend. Nach einem Zusammenprall mit der War-Boyz-Gang endet Max halbtot und fahrzeuglos in der Ödnis. Zu seinem Glück trifft er auf den buckligen Mechaniker Chumbucket, der in ihm einen Heiligen sieht und ihm dabei hilft, ein neues Gefährt auf die Räder zu stellen - sein "Magnum Opus".

Tja, und das ist es... das ist die ganze Geschichte. Von der ersten Minute bis zur Letzten geht es im Wesentlichen darum, War Boyz zu verschrotten und seinen Wagen zur maximalen Höllenmaschine aufzurüsten. Interessante Charaktere mit Story-tiefe sucht man hier vergebens. Schade, verspielt Mad Max dadurch einen großen Teil sines Potentials - was angesichts der restlichen Mängel des Spiels umso härter ins Gewicht fällt.

Sprich Deutsch, Mann:

Eines gilt es noch zu erwähnen: Das Spiel bietet einzig eine englische Vertonung an. Gewöhnlich kein Beinbruch, macht GTA dies doch seit jeher genauso... allerdings spricht gerade der redselige Chumbucket ein sehr seltsames Mischmasch-Englisch, das zur Endzeit zwar passt, aber ohne Untertiel nicht leicht zu verstehen ist. Und von GTA weiß man ja schon: Fahren und Untertitel zugleich lesen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht.

Die Apokalypse ist Wiederholung:

Ok, was tut man also in einer offen Endzeit-Spielwelt? Nun, zunächst mal unterteilt selbige sich in verschiedene Regionen, die nach und nach zugängig gemacht werden. Allerdings offenbart sich hier der größte Schwachpunkt des Spiels: Es ist  höllisch repititiv. In jeder Region erfüllt man  - egal ob zu Fuß oder auf Rädern - dieselben Missionen.  Was in den ersten fünf bis zehn Stunden tierisch spaß macht, wird danach einfach nur ätzend. 


Der Spielablauf ist dabei immer identisch. Man dringt in eine neue Region vor, erhält Zugang zu einer weiteren Npc-Festung und beginnt, die umliegenden Gebiete von Raidern zu säubern. Dazu muss man Fahrzeugkolonnen vernichten, Vogelscheuchen zerstören, Sniper ausschalten und Minenfelder räumen. Außerdem greift man Banditenlager an, in denen entweder:

  • a - einegewisse Anzahl an Bezinfässern zerstört werden müssen.
  • b - eine Pumpstation gesprengt werden muss
  • c - sämtliche Raider vor ort ausgeschaltet werde müssen
  • d - ein Clon-Boss besiegt werden muss  (immer auf dieslebe Weise)

Abseits davon klaubt man Schrott zusammen, den man fürs Aufrüsten des Magnum Opus braucht. Und so abwechslungsreich die Wüste mit ihren ausgetrockneten Meeresböden, verrosteten Hafenanlagen und bröckelnden Ruinen zwischen Dünen und Schotter auch zu sein versucht, sie leidet unter der Eintönigkeit des Missionsdesigns, das auch bei Haupt- und Nebenmissionen kaum Abwechslung bietet.  

Abgesehen davon gibt es noch Rennfahr-Missionen, die allerdings lediglich dazu dienen, weitere Autos freizuschalten.

Mit Bleifuß und Stahlfaust:

bleibt die Frage: Was tut Max mit seinem Magnum Opus? Antwort: Im Auto jagen wir Fahrzeugkolonnen, zerstören Vogelscheuchen und Sniper-Türme und machen befestigte Raider-Lager mit gezielten Attacken sturmreif. Erstaunlicherweise hatte ich gerade im so hochgelobten "magnum Opus" den geringsten Spaß. Wieso? Nun, haupstächlich weil die Karre sich selbst mit maximalen Upgrades nie richtig mächtig anfühlt. Jede gepanzerte Raider-Karosse steckt mehr ein und der Kampf gegen zwei oder mehr Autos zugleich, ohne Zusatzwaffen (deren Munition knapp bestellt ist), erweist sich schnell als nervig. Stetig umkreist man einander und versucht, die Kurve noch enger zu ziehen um einen Rammstoß anzusetzen. Im Grunde wie ein Dogfight unter WWII-Jagdfliegern ohne Bewaffnung.
Unterliegen wir dabei und ist das Magnum Opus am Rande des Zusammenbruchs heißt es aussteigen oder in die Luft fliegen. Zu Fuß weicht man dann dreißg Sekunden den angreifenden Autos aus, während Chumbucket den Wagen wieder zusammenflickt. Nervig ist da kein Ausdruck  Wer Fahrzeugduelle ala Death Race oder Interstate 76 erwartet, der ist hier falsch. Auch die Zusatzgimmicks (Harpune, explosiv-Ladung und Flammenwerfer) helfen da kaum. Traurigerweise hatte ich selbst in Rage mehr Spaß in den Karren. 

Zu Fuß hält sich Max besser. Mit Fäusten und Schrotflinte stellt er sich den Gangmitgliedern in einer Kampfmechanik, die stark an Batman erinnert, aber weit vereinfacht ist.  Es gibt eine Taste fürs Schlagen, eine fürs Blocken und eine fürs Ausweichen.  Man reiht Angriffe zu Ketten aneinander und läd einen Wut-Balken auf. ist letzterer gefüllt, verfälltMax in den Wut-Modus, in dem man mehr Schaden macht und jeder getötete Gegner etwas Gesundheit regeneriert. Das simple Freeflow-Kampfsystem leidet allerdings unter zwei Makeln.
Nummer eins: Die Kamera ist zu dicht am Geschehen. Das sorgt dafür, dass man Angreifer aus bestimmten Winkeln häufig nicht oder zu spät kommen sieht und immer wieder unnötigerweise Schläge einsteckt. Nummer zwei: Die Blocktaste ist dieselbe, mit der Max die Schrotflinte zieht. So kommt es vor, dass Max, anstatt einen ankommenden Schlag zu blocken, er die Schrotflinte zieht und selbigen Angriff widerstandslos einsteckt. Gerade im späteren Spielverlauf, wenn die Gegnermassen deutlich zulegen, trat dies bei mir regelmäßg ein.

Zu den Kämpfen mischt sich eine leichte Survival-Spielmechanik. So verbrauchen Autos Sprit und Max regeneriert seine Gesundheit nur, wenn er Wasser trinkt oder Nahrung zu sich nimmt. Das tritt jedoch schnell in den Hintergrund, wenn Max im laufe des Spiels auflevelt und dabei durch seine Skills den Benzinverbrauch senkt und die Gewinnung von Nahrung und Wasser erhöht. Zudem lassen sich die Festungen verbündeter  Npcs dahingehend aufrüsten,das sowohl Lebensenergie, als auch Benzin, Munition und Wasserflasche bei Besuch des Stützpunkts vollaufgefüllt werden. Schade, macht dies den Survival-Aspekt im Grunde doch bedeutungslos.

Rost und Sand:

Technisch bietet Mad Max keine allzu großen Blößen. Die postapokalyptische Wüste tut ihr Bestes um abwechslungsreich und detailreich daherzukommen  und das Spiel lief stabil bei 60 FPS. Einige Schauplätze, wie der im Sand versunkene Flughafen, blieben mir sogar als sehenswert in Erinnerung.  Leider sind das in einer Open World lediglich Tropfen auf heißem Stein.
 Viel schlimmer ist, dass die NPCs allesamt vom Klon-Fließband stammen und Max`Animationen wirken steif (und die Sprung-Animation geradezu lächerlich). Seltsam fand ich auch, das dass Magnum Opus kaum offroad-tauglich ist. Wer den Speedflow spüren will, muss zwangsweise auf der Straße bleiben, obwohl diese im Wesentlichen eine ausgefahrene Spur im Sand ist. 


Fazit:

Ok, Mad Max ist kein schlechtes Spiel. Gerade in den ersten ca. acht Spielstunden hatte ich ungemein Spaß... doch dann setzte die Wiederholungs-Tretmühle ein und all die kleinen Makel drängten sich mir immer extremer auf und begannen immer mehr an meinen Nerven zu zehren. Eine packende Story als Anreiz hätte hier sehr geholfen, um sich quasi als Belohnung durch die repititiven Regionen zu kämpfen, doch Pustekuchen. Auch vermisste ich ein paar originelle oder auch verrückte Ideen.
Schade,  merkt man doch zu jeder Sekunde, dass da so viel mehr drin gewesen wäre, aber die Entwickler sich scheinbar nicht wirklich getraut haben. Das Produkt ist solide und wird der Lizenz gerecht... aber ein Magnum Opus ist es nicht.


Wertung
Pro und Kontra
  • wird der Lizenz gerecht...
  • offene Spielwelt
  • Viel Inhalt
  • solides Spieldesign
  • ...aber auch nicht mehr
  • hochgradig repetitiv
  • keine echte Story
  • keine deutsche Vertonung

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(4)
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