Nicht der Beste, aber der Schönste

Bitte alle einsteigen, der Zug fährt richtung Grafikpracht!Eisenbahn in ihrer schönsten (virtuellen) Form - diese Simulation lässt Eisenbahnerherzen...

von - Gast - am: 03.07.2008

Bitte alle einsteigen, der Zug fährt richtung Grafikpracht!

Eisenbahn in ihrer schönsten (virtuellen) Form - diese Simulation lässt Eisenbahnerherzen höherschlagen. Doch der neue Rail Simulator birgt auch seine Schattenseiten. Diese und noch vieles mehr soll der folgende Test zum Vorschein bringen.

Der Schatz, den niemand haben wollte!

Alle Eisenbahn-Simulations Fans verfolgten gespannt die Entwicklung des Rail Simulators von Kuju. Sie bewunderten die schöne Grafik und warteten auf den Relaise. Doch als der Rail Simulator dann endlich erschienen war, kaufte ihn niemand - zu groß war die Konkurrenz seitens Auran mit ihrem Trainz Railroad Simulator und Microsoft mit ihrem eigenen Train Simulator. Niemand wollte seinen jahrelang häuslich eingerichteten und liebgewonnenen Lieblingseisenbahn-Simulator so einfach... 'betrügen'. Was die Situation für den Entwickler noch deutlich verschlimmerte, waren eine Menge störende Bugs. Doch sie reagierten prompt und begannen weiterzuentwickeln und zu patchen. Kuju beziehungsweise RSD (Rail Simulator Development Team, welche mittlerweile das Ruder zur Gänze übernommen haben) bietet mittlerweile mehrere kostenpflichtige und nur downloadbare AddOns an und veröffentlichte mittlerweile auch zwei Patches (Mk1 und Mk2), welche die gröbsten Fehler im Spiel beseitigten.
Hier begann sich das Blatt zu wenden und man gab dem Rail Simulator doch noch einmal eine Chance. Die ersten Fan-Seiten im Internet entstanden und neuer Freeware-Content der zahlreichen Communities wurde veröffentlicht.
Auch wenn der Rail Simulator bekannter und dank den Patches verbessert wurde, schaffte er bis jetzt immer noch nicht den großen Durchbruch, wie damals beispielsweise der Trainz Railroad Simulator 2004, der Microsoft kräftig in die Suppe spuckte.
Woran das liegt, soll der folgende Test unter anderem zum Ausdruck bringen.

Unsere Sim muss schöner werden!

Seien wir einmal ehrlich: der Microsoft Train Simulator und seine Konkurrenten sind allesamt grottenhässlich. Der Rail Simulator von Kuju stieg hier aus dem Nebel auf und überzeugt mit scharfen Texturen und tollen Shader-Effekten. Die Eisenbahn-Simulation hat, was Grafik betrifft, endlich den modernen Grafikstandard erreicht und macht sogar ihre ersten Tapser in richtung Fotorealismus. Hinzu kommen tolle Wassereffekte, eine enorme Weitsicht und viel Leben abseits der Gleise. So bleibt es nicht mehr bei 'angedeuteten Haltepunkten'. Beispiel: der Zug fährt in den Bahnhof ein. Die ersten Wartenden schlendern auf dem Bahnsteig umher. Der Zug ist zum Stillstand gekommen und öffnet seine Türen. Hektisch verlassen die Fahrgäste den Zug und eilen über den Bahnsteig richtung Ausgang, wärend die Wartenden langsam damit beginnen, einzusteigen. Die Haltezeit ist vorrüber, die Türen schließen sich wieder und der Zug setzt seine Reise fort - toll, so gehört sich das in einer Eisenbahn-Simulation!
Auch die Partikeleffekte überzeugen. Diese sind unter anderem für den schwarzen Rauch (na ja, hoffentlich nicht ganz schwarz...) der Dampfloks zuständig. Auch Lokomotiven und Waggons sind sehr schön geworden, allesamt mit hochauflösenden und detailreichen Texturen versehen. Das gilt auch für die dreidimensionalen und frei schwenkbaren Füherstände, die schon recht nahe am Fotorealismus kratzen.
Der Nachteil des ganzen: Die Hardwareanforderungen sind gegenüber anderen Eisenbahn-Simulationen deutlich höher. Bei wem also Trainz gerade noch so flüssig lief und sich nun den Umstieg auf den Rail Simulator überlegt, kann schon einmal ein bisschen Geld für einen neuen PC zusammenkratzen.

Voll real!

Kommen wir zum Wichtigsten einer Simulation: dem Realismus. Hier wäre einmal die neue Physik-Engine, die einzigartig im Eisenbahngenere ist. Man kann den Zug regelrecht virtuell 'erfühlen'. Sollte man einmal etwas zu schnell in eine Kurve eingefahren sein, merkt man recht schnell, dass der Zug etwas unruhig wird und man sollte das Tempo prompt verringern. Ansonsten droht eine physikalisch korrekte Entgleisung. Und selbst bei 'geplanten Unfällen' fliegen einem Lok und Waggons physikalisch korrekt um die Ohren. Zum Beispiel, wenn man mit einem ICE3 mit 200 Sachen in eine enge Kurfe einfährt. Das Fahrverhalten bleibt jedoch immer realistisch und nachvollziehbar.
Selbstverständlich sind auch alle Loks und Waggons lizenziert und tragen die Logos ihrer Bahngesellschaften. Hinzu kommen natürlich noch originalgetreue Signalsysteme, und, und, und.

Du bist Deutschland!

Doch der Rail Simulator leider nicht. Gerade mal eine deutsche Strecke, nämlich Hagen-Siegen, zwei Loks (BR101 und BR284) und eine Hand voll Waggons bietet das Spiel dem Fan der DB. Die restlichen Strecken und das restliche Rollmaterial hat ihren britischen Ursprung. Die Strecken sind zwar allesamt detailreich designt, trotzdem nicht zu vergleichen mit einer liebevoll selbstgestalteten Freeware Strecke eines Trainz-Spielers. Die Strecke Hagen-Siegen ist zwar recht nett, doch nach ein paar Stunden hat man alle Aufgaben durch, kennt die Strecke schon recht gut und hat die Schnauze voll von der Abwechslungslosigkeit der Loks. Wem´s interessiert, der kann sich dann noch die englischen Strecken mit deren spezifischen Rollmaterial ansehen und ist so noch ein paar Stunden beschäftigt. Aber das war´s dann auch.

Wem die Strecken auf Dauer langweilen, der startet einfach den Editor und beginnt nach Lust und Laune, seine eigenen Strecken und Welten zu basteln. Der Editor ist einfach zu bedienen und bietet viele Komfortfunktionen. Kaum zu vergleichen mit dem komplizierten und umständlichen Editor, der mit dem Microsoft Train Simulator mitgeliefert wurde.

Ich bin kein Buggy, ich bin eine Lokomot

Trotz der zwei Updates wurden manche Bugs immer noch nicht behoben. Beispielsweise hakt das Signalsystem - besonders das deutsche - immer noch stellenweise und verbreitet Unlogik. Auch das LOD gehört noch ein wenig optimiert. Des weiteren wurde auch öfters über selten vorkommende Programmabstürze im Editor berichtet. Also eure Meisterwerke immer brav oft speichern!

Ich gelobe Besserung!

Oder: Warum ist der Rail Simulator doch seine nun nur mehr 30 Euro wert?

1) Ein drittes Update, welches die restlichen Bugs entfernen und sogar neue Grafikeffekte (wie Hitzeflimmern) hinzufügen soll steht kurz vor der Veröffentlichung.

2) Der Bug mit den deutschen Signalen wurde bereits durch einen deutschen Community-Patch behoben.

3) Deutsche Add-Ons sind bereits erhältlich!
Neben drei Payware-AddOns, welche vom Entwickler German Railroads veröffentlicht wurden und unter anderem die BR143 mit Regional- und S-Bahn Waggons in verschiedenen Ausführungen ins Spiel bringen (bereits im Elektronikfachhandel als DVD-Version erhätlich - Kostenpunkt: 30 Euro), ist auch schon zahlreicher Freeware-Content mit Deutschlandbezug erschienen. Unter anderem zahlreiche Objekte für den Bau deutscher Bahnhöfe und Gleisanlagen, neue Waggons und sogar ein ICE3-Set.

4) Die Graaaaafik!
Der schönste Eisenbahn-Simulator aller Zeiten.

FAZIT

Trotz seiner noch vorhandenen Schwächen hat sich der Kuju Rail Simulator zu einer ernst zu nehmenden Simulation gemausert. Viel kann man über die weitere Entwicklung noch nicht sagen, das kommt ganz auf den Entwickler an, der uns hoffentlich weiterhin mit Updates versorgen wird und vorallem auf die Community, welche den Rail Simulator noch weiter verfeinert und ihn zu einem ähnlichen Meilenstein wie der Microsoft Train Simulator oder Aurans Trainz Railroad Simulator machen könnte. Wer sich für Eisenbahn-Simulationen interessiert oder generell für die Bahn kann sich diesen Simulator definitiv einmal ansehen. Und außerdem: die Entwickler, die Community und der AddOn Entwickler, German Railroads, haben bereits eine Menge wieder gerichtet und verbessert und werden es schon noch weiter tun. Ich glaube zumindest daran.
Wie auch immer, eine schönere Eisenbahn-Simulation werdet ihr zur Zeit auf dem Markt nicht finden.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: schöne Shader-Effekte und scharfe Texturen
  • Sound: relalistische Lokomotiv- und Umgebungsgeräusche
  • Balance: gemischte Aufgaben für jedermanns Sache
  • Atmosphäre: die beste Atmosphäre, die es je in einem RS gab
  • Bedienung: verschiedene Realismus- und Steuerungsmodi
  • Umfang: Die komplette Strecke Hagen-Siegen ist enhalten
  • Realismus: gute Physikengine, realistische Systeme
  • KI: -
  • Tuning: eigene Zugverbände können zusammengestellt werden
  • Fahrgebiete: 1 deutsche Strecke, mehrere brit. Strecken
  • Grafik: LOD funktioniert auf manchen Systemen n. richtig
  • Sound: ,die allerdings auch viel Speicher verbrauchen
  • Balance: Signal-Bugs veroatzen selten manche Szenarios
  • Atmosphäre: seltene Bugs drückten die Wertung auf 9
  • Bedienung: Klickpunkte im Führerstand ungenau
  • Umfang: ansonsten nur britische Strecken, wenig Züge
  • Realismus: Fehler im deutschen Signalsystem (wurde behoben)
  • KI: KI-Züge müssen selbst im Editor gebastelt werden
  • Tuning: zu wenig Rollmaterial im Auslieferungszustand
  • Fahrgebiete: werden schnell langweilig

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(3)
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