Jet Li in: Im Auftrag der Killersteuerung

Der Regen prasselt auf die dämmrig erleuchteten Straßen. Wir sind Wei Shen. Undercover im Dienst der Hongkonger Polizei. Unser Ziel: Die Unterwanderung der Sun...

von Tsabotavoc am: 02.09.2012

Der Regen prasselt auf die dämmrig erleuchteten Straßen. Wir sind Wei Shen. Undercover im Dienst der Hongkonger Polizei. Unser Ziel: Die Unterwanderung der Sun On Yee-Triade. Unser schlimmster Feind: Die Triaden und die uneingeweihte Polizei.

Unser aktueller Auftrag: Eine Drogenrazzia vorbereiten. Der Platz an dem wir die Kamera hacken sollen wird leider von einigen Gangstern bewacht. Kein Problem... Wir holen einen Radschlüssel aus dem Kofferraum unseres Sportwagens und gehen auf die Gangster zu.

Mehrere wuchtige Schläge später und der erste Gangster geht zu Boden. Wir werfen den Radschlüssel weg. Warum? Keine Ahnung. Der zweite Gangster zückt ein Messer und geht seinerseits auf uns los. Konter, Gegenschlag und er geht zu Boden. Die Kamera dreht sich und wir sehen gar nichts mehr. Sofort kriegen wir nen saftigen Schlag in die Fresse. Bis wir die widerspenstige Kamera wieder im Griff haben sind wir auf die Hälfte der Trefferpunkte unten.

Mit einem Roundhousekick befreien wir uns, schnappen den fiesen Kontrahenten und werfen ihn, Gesicht vorraus über das Geländer auf die Straße. Wir nehmen das Messer und können auf einmal nicht mehr richtig kontern. Warum? Auch keine Ahnung. Aber dafür wird der letzte Gangster zu Kleinzeug verarbeitet.

Blutüberströmt stehen wir in den verregneten Gasen von HongKong. Unser aktueller Auftrag? Die Kamera hacken. Unser schlimmster Feind? Die widerspenstige Steuerung...

Undercover einmal anders

Wei Shen hats nicht leicht: Er soll eine Triade unterwandern nachdem einer seiner Vorgänger enttarnt, gefoltert und lebendig begraben wurde. Im Genick sitzt ihm ein misstrauisches Gangmitglied das fest überzeugt ist, dass Wei Shen ein Verräter ist und ein kleinkarierter Vorgesetzter der nicht mal seine Berichte liest.

So arbeiten wir uns langsam von einem kleinen Laufburschen immer weiter hoch. Bis die Loyalitäten verschwimmen. Nach einiger Zeit findet Wei Shen bei Winston und der Water Street Gang etwas was ihm schon seit langem fehlt: Freunde und Familie.

Wenn Wei also mit einem Gangster durch die Gegend fährt der ihm vor wenigen Minuten das Leben gerettet hat und der ihm von seiner Freundin erzählt dann wird das Spiel durchaus emotionell. Wenn Winston, der Anführer der Water Street Gang ihm sagt das er sein bester Freund und wie ein Bruder für ihn ist dann merkt man dem exzellenten Sprecher von Wei Shen einfach an: Shen fühlt sich in dem Moment wie der letzte Dreck.

Wei Shens Charakter wird in gut geschriebenen Berichten näher ausgearbeitet und ich empfehle jedem diese zu lesen. So ist Wei Shen und auch der Spieler immer hin- und hergerissen. Zwischen dem Gesetz und den Menschen die er nach und nach als Freunde gewinnt.

Wie wird sich Wei Shen entscheiden? Und wie wird die Sache enden? Das... müsst ihr selbst herausfinden. Soviel sei gesagt: Nach knapp 30 Spielstunden habt ihr eins der intensivsten Computerspiele der letzten Zeit gemeistert.

Die Regeln des Fightclubs

Einen großen Teil des Spiels verbringt man mit Kämpfen. Wei Shen ist ein hervorragend ausgebildeter Kampfsportler. Dummerweise merkt man davon anfangs nicht sehr viel. Erst nach dem man - ähnlich einem Rollenspiel - Erfahrung gesammelt hat und einige neue Special Moves gelernt hat kommt man besser zurecht. Aber dazu später.

Gekämpft wird, wie in einem schmutzigen Martial Arts-Film, mit allem was die Gegend hergibt. Dabei ist Wei Shen nicht besonders zimperlich: Gegner werden in Toiletten ertränkt, mit dem Gesicht in den Ventilator gedrückt und gegen laufende Tischkreissägen geworfen.

Sobald dann Schußwaffen, Handkreissägen und Fleischerhaken ins Spiel kommt darf man sich zurecht fragen: Ist Wei Shen nicht selbst brutaler als die Triaden auf die er angesetzt wird? Mehr als einmal hatte ich das Gefühl das man hier versucht den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben.

Daher wirkt es dann auch unfreiwillig komisch als Conroy meint Wei Shen müsse sich erst beweisen und jemanden umlegen. Ich bin sicher der Typ dem ich vor fünf Minuten mit einer Industriesäge das Gesicht überarbeitet tut nur so als wäre er tod. Ganz schön raffiniert der Typ!

Ganz schön raffiniert!

Die Kämpfe gehen nach einiger Eingewöhnung gut von der Hand wobei hier ein Gamepad die bessere Wahl ist.

Meine persönliche Meinung ist das Sleeping Dogs Provision für jedes X-Box Gamepad bekommt. Ihr habt ein Logitech Gamepad? Dann freut euch über eine total verdrehte Belegung der Knöpfe die ihr - tada - zum Teil nichtmal ändern könnt.

Ich muss fairerweise dazusagen: Ich habe zum Schluss dann ausschließlich mit Maus und Tastatur gespielt: Man gewöhnt sich daran und hat zum Schluß bei den Einlagen mit Feuerwaffen und den Fahrsequenzen einfach die gefühlt bessere Steuerung.

Die Steuerung generell ist verbesserungswürdig um es verharmlost auszudrücken. Denn wirklich optimal ist sie nie.

Man hat das Kampfsystem aus Batman. Aber eben nicht ganz so gut. Man hat das Free Run System aus Assasins Creed. Aber eben nicht ganz so gut. Und man hat das Fahrsystem aus... Ne das ist direkt aus der Hölle geklaut...

Ride to Hell

Zu HongKongs Verbrechen gehört auch eine illegale Straßenrennszene. Die ist natürlich auch in Sleeping Dogs vorhanden.

Um dem Spieler klar zu machen das Verbrechen sich nicht lohnt steuern sich nahezu alle Fahrzeuge wie ein Stück Seife in der Badewanne oder haben den Wendekreis eines Ozeandampfers. Es gibt kaum Fahrzeuge die sich wirklich angenehm fahren lassen und bei denen man auch bei Höchstgeschwindigkeit noch alles im Griff hat.

Wer auch immer diese Fahrphysik verbrochen hat verdient 10 Jahre Zuchthaus. Ich erhöhe auf lebenslänglich wenn es der selbe Typ war der meinte: 'Hey! Lasst uns doch die immer mal wieder vorkommenden Motorradszenen als Missionsbestandteile aufnehmen'

Vielleicht steuern sich asiatische Autos wirklich so bescheiden. Immerhin sehen wir ja mit schöner Regelmäígkeit Autos die mit ihrer Umgebung havariert sind.

Dennoch: Wenn man erst mal ein etwas besseres Auto hat und damit das schöne und mit viel Liebe zum Detail gestaltete HongKong unsicher macht geht das Spiel voll auf.

Wollen wir eine Drogenrazzia machen? Oder weiter in diesem Serienmord ermitteln? Oder ein Autorennen machen? Oder nach den Jadestatuen unseres Martial Arts Trainers suchen?

Natürlich könnten wir auch einfach Autos für Tren klauen. Oder Schulden eintreiben für Roland. Oder eine der Nebenmissionen machen.

HongKong ist eine Stadt in der sich niemand langweilen muss.

Erfahrung ist der beste Lehrmeister

Das Spiel verfügt über ein rudimentäres Charaktersystem. Im Laufe des Spiels sammeln wir für abgeschlossene Missionen und Aufträge Erfahrung in den Bereichen 'Cop' 'Triade' 'Ansehen' 'Kampfupgrades' und 'Leben'

Wie so oft geht damit zum Teil die Balance etwas flöten: Denn mit zunehmend stärkeren Moves und der Tatsache das wir durch das Beten an über die Stadt verteilte Gesundheitsschreine immer mehr aushalten wird das Spiel gegen Ende hin immer leichter.

Beispiel gefällig? Zu Anfang können wir gegen Gegner des Typ Ringers kaum etwas ausrichten. Doch sobald wir den Doppel-Sprungkick haben sind diese praktisch wehrlos.

Zu Anfang nimmt uns ein Hieb mit dem Messer ein Drittel unserer Lebensenergie ab. Wenn wir aber erst einmal durch Erfahrung im Gebiet 'Triade' gegen Nahkampfschaden abgehärtet sind macht uns das kaum noch was.

Ich kann nur jedem ans Herz legen vor der ersten echten Storymissionen einmal ein paar Schreine zu suchen und die Gesundheit zu steigern. Es wird leichter...

Die Stimmung machts

Wei Shen kann die Toilette benutzen und sich im Waschbecken waschen. Was bringts? Nichts.

Wei Shen kann die hübsche Amanda durch die Stadt kutschieren und zum Abschluss für ihren Blog ein paar Bilder schießen. Was bringts? Nichts.

Wei kann sich tolle Wägen, super Klamotten und Klimaanlagen für seine Wohnung kaufen. Was bringts? Nichts bis sehr wenig.

Aber: Man kann all diese Dinge machen. Ich mag es mit einem hochgezüchteten Sportwagen in Höchstgeschwindigkeit über den Highway zu rasen. Ich mag es im Edelanzug Gesichter zu Brei zu schlagen.

Und ich mag es durch die Schwarzmärkte HongKongs zu flanieren, gefälschte DVDs in den Straßenständen zu sehen und die Stadt zu erkunden.

Das macht das Spiel einfach so unglaublich gut: Es hat echt Atmosphäre und zeigt Liebe zum Detail.

Das Supersmartphone

Eine Besonderheit am Spiel ist noch das Smartphone... Mit diesem netten kleinen - und markenlosem - Smartphone kann Wei Shen Kameras hacken, Handys triangulieren, Tresorschlösser knacken und natürlich telefonieren.

Letzteres allerdings nur eingeschränkt: Unsere aktuelle Freundin zum Beispiel (Die mehrmals im Spiel wechselt) können wir nur dann anrufen wenn eine Mission bei ihr anliegt.

Sei es das Amanda vom Spieler vor den Wahrzeichen der Stadt fotografiert werden möchte oder 'Nicht Ping' mit uns ein paar Kameras hacken will: Alle Leute die wir im Spiel kennen lernen erscheinen nur dann im Handy wenn wir sie aktuell auch wirklich brauchen.

Die Minispiele die wir mit dem Handy absolvieren sind allesamt nett gemacht. Allerdings sind sie nur unzureichend erklärt. Vor allem das Triangulieren eines Handysignals hat seine Momente...

Fazit: Fast alles drin aber nichts 100%

Sleeping Dogs hat mich hin- und hergerissen. Es hat eine tolle und intensive Handlung. Man kann unglaublich viel machen in diesem wirklich toll gestaltetem HongKong.

Aber WARUM diese Steuerung? Wenn man schon soviel von Batman klaut bezüglich Kampfsystem - warum nicht richtig?

Die Autos sehen unglaublich genial aus und das Fahren macht sogar richtig Spaß! Aber warum musste ausgerechnet die Motorrad-Steuerung so dermaßen ruiniert werden und noch dazu verpflichtend immer wieder ins Spiel eingebaut werden?

Letzten Endes möchte ich euch noch einen Tipp geben: Kauft euch die PEGI-Variante. Denn in der USK-Version sollen viele Umgebungskills fehlen. Und dadurch wird das ohnehin schon knackig schwere Spiel sicher nicht leichter. Und außerdem: Wenn Wei Shen einen Gegner mit einem Schwertfisch aufspiest oder in einen Hochofen reinwirft ist das halt Kino. Echt dreckiges, Martial Arts Kino...


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Geniale Autos, Schöne Umgebungen, Reflexionen
  • Sound: Exzellente Sprecher, Super Radio und Lorn :)
  • Balance: Ausgefeiltes Martial Arts System mit verschiedenen
  • Atmosphäre: Diese Stadt lebt. Glaubwürdige Charaktere
  • Bedienung: Man kann sich dran gewöhnen...
  • Umfang: Lange Handlung und viele Nebenmissionen...
  • LEVELDESIGN: Findet alles OpenWorld statt. Keine speziellen
  • KI: Gute KI in Kämpfen
  • WAFFEN & EXTRAS: Viele verschiedene Moves die sich ergänzen,
  • HANDLUNG: Fesselnde Handlung die Wei Shens Dilemma gut
  • Grafik: Manche Texturen ziemlich matschig
  • Sound: Leider nur auf Englisch mit Subtiteln
  • Balance: Gegnertypen. Anfangs zu schwer.
  • Atmosphäre: Wei Shen ist für Undercover viel zu brutal
  • Bedienung: Konsolig, nicht vollständig konfigurierbar
  • Umfang: die sich teils wiederholen
  • LEVELDESIGN: Levels
  • KI: Aber miese beim Fahren. Telephatische Polizei
  • WAFFEN & EXTRAS: Upgrades und Bufffoods, Autos und mehr!
  • HANDLUNG: aufgreift und aufarbeitet.

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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