Sleeping Dogs, Original und Definitive Edition

Sleeping Dogs, Original und Definitive Edition, Hauptspiel Kurzfassung Unterschiede zwischen den Versionen am Ende Story: Wei Shen kehrt nach Hong Kong...

von ck001 am: 11.10.2014

Sleeping Dogs, Original und Definitive Edition, Hauptspiel

Kurzfassung Unterschiede zwischen den Versionen am Ende

Story:

Wei Shen kehrt nach Hong Kong zurück, um als Undercover-Cop die Triade der Sun On Yee zu infiltrieren. Dazu arbeitet er sich vom kleinen Fußsoldaten zu den höchsten Rängen der Triade empor, umgeben von Intrigen, Verrat und Gewalt, zudem verschwimmt die Grenze zwischen Gesetz und Kriminalität zusehends, was ihn in Konflikt mit seinen Vorgesetzten bringt.

Atmosphäre:

Zugegeben, die Story reißt punkto Innovation keine Bäume aus und bedient sich bekannter Filme, allen voran wohl Infernal Affairs, der Vorlage von The Departed. Was Sleeping Dogs von anderen Open World Titeln (GTA IV, Just Cause 2, ...) abhebt, ist die starke, authentische und Hollywood-reife Inszenierung und Vertonung der Geschichte, die spannend erzählt und mitreißend in Szene gesetzt wird und auch emotionale Höhepunkte liefert. Beispielsweise wird Weis erster Boss, Winston Chu, von Dog Eyes, einem Kontrahenten innerhalb der Triade unter Druck gesetzt und zu einem Vergeltungsschlag provoziert, was Winston naturgemäß nicht auf sich beruhen lassen kann und seinerseits Wei befiehlt, ein Warenhaus Dog Eyes´ abzufackeln. Allerdings bekommen auch die Triadenführer davon Wind und laden Winston zu einem Treffen vor. Auf der Fahrt dahin wird klar, dass Winstons Leben auf dem Spiel steht und er bittet Wei, sich, ganz gleich was passiert, um seine Familie zu kümmern.

Oft genug bietet Sleeping Dogs derart emotionale Momente, wie ich sie sonst nur von Rollenspielen a la Witcher oder Mass Effect kenne, eine Verbundenheit zu den NPCs, die im Action-Genre ihresgleichen sucht. Das liegt nicht zuletzt an der ausgezeichneten Arbeit der Sprecher, die einen durchaus gelungenen Mix aus Englisch und Kantonesisch an den Tag legen, auch wenn es angesichts der Spielwelt (Honkong) befremdlich anmutet, dass Englisch gesprochen wird.

Auch die Animationen, ob in den sehenswerten Cut-Scenes oder bei den zahlreichen Kämpfen wirken realistisch und stilsicher. Dafür sorgen auch bekannte Namen wie Kelly Hu, Lucy Liu, Tom Wilkinson und Emma Stone (und ein Cop weist frappierende Ähnlichkeit mit Chow Yun Fat auf).

Die Stadt selbst überzeugt ebenfalls mit Realismus, Hochhäuser, Märkte, Discos, immerzu ist man von vielen NPCs und damit einhergehenden Geräuschen wie beispielsweise Musik aus Radios umgeben. Besonders der Naschmarkt (das erste frei begehbare Gebiet) hat es mir angetan, Diskussionen, Verhandlungen, Verkäufer, die ihre Ware feilbieten, es wirkt alles sehr natürlich. Am schönsten kommt die Stadt allerdings bei Nacht und Regen zur Geltung, wirklich wunderschön anzusehen. Apropos Radio. Das Spiel bietet verschiedene Radiosender, die unterschiedliche Musikrichtungen spielen (Modern, Hip Hop, der Fokus liegt aber auf einen starken chinesischen Unterton, ähnlich wie der Sender Wladiwostok von GTA IV), Werbung und Durchsagen werden mitunter auch auf chinesisch präsentiert.

Auch die musikalische Untermalung wurde von United Front Games auf die Szenen abgestimmt, beispielsweise ertönt bei der zuvor erwähnten Fahrsequenz immer das gleiche, Massive-Attack-ähnliche Lied, das angenehm düster klingt und die beklemmende Atomsphäre verstärkt. Man kann natürlich die Radiosender wechseln (und auch deren Lautstärke während des Spiels), aber im Großen und Ganzen haben die Entwickler Geschick bewiesen. Und das Finale verdient die Bezeichnung auch tatsächlich, sehr intensiv.

Gameplay:

Der Fokus des Spiels liegt eindeutig auf Prügeleien im Stile eines Batman Arkham Asylum/City, auch das Free Flow System hat hier in einer abgewandelten Form Einzug gehalten – gut so, denn die Kämpfe wirken wie aus einem Guss und passen zum Setting. Eine Taste zum Angriff (je nach Haltedauer ein schneller oder ein starker Angriff), eine Taste zum Kontern, eine für Würfe und eine für Umgebungsangriffe. Diese fallen ungewohnt brutal aus, so steckt Wei die Köpfe seiner Feinde in Öfen oder Kreissägen, lässt Rolläden auf seine Gegner krachen oder rammt sie in Telefonzellen, Lautsprecher, hängt sie an Fleischerhaken auf oder wirft sie kurzerhand auf die abgetrennten Köpfe von Schwertfischen. Sleeping Dogs geizt nicht mit Gewalt, hinsichtlich des Settings passt es, doch war ich angesichts der gezeigten Brutalität doch überrascht, der Titel verdient die 18er Freigabe wie kaum ein anderer.

Waffen werden zwar auch eingesetzt, doch spielen sie eher die zweite Geige. Nahkampfwaffen wie beispielsweise Messer oder Hackbeile verursachen naturgemäß immensen Schaden, gehen aber verhältnismäßig schnell kaputt. Schusswaffen gibt es nur wenige und auch der Munitionsvorrat ist vor allem verglichen mit GTA begrenzt – bei der Pistole beispielsweise auf 15 Schuss im Magazin und 45 in Reserve. Zugegeben, das reicht immer noch und die Feinde lassen auch genug fallen.

Des weiteren wurde nicht nur den Kämpfen Free Flow spendiert, auch die Fortbewegung ähnelt dem Free Running, denn mittels Druck auf die Shift Taste hechtet Wei über Hindernisse und hangelt sich an Kisten und Gerüsten empor. Im Kampf stößt er sich von Wänden an, um Feinden einen Tritt zu verpassen, kann sie nach einem Hechtsprung über Tische entwaffnen, hält er dabei eine Waffe in der Hand, so aktiviert sich eine Zeitlupe, die das Zielen erheblich erleichtert. Die Zeitlupe wird auch eingesetzt, wenn Wei aus einem fahrenden Fahrzeug heraus auf Verfolger schießt, hierbei dient sie allerdings nicht praktischen Gründen, sondern der Inszenierung – es sieht einfach, das muss ich so sagen, geil aus, wenn die Fahrzeuge sich in Slow Motion überschlagen und auch nach dem hundertsten Mal hat der Effekt für mich nichts von seiner Faszination verloren. Wei kann bei voller Fahrt Autos kapern und am Steuer eines Gefährtes sitzend andere Fahrzeuge effektvoll rammen (also nicht einfach so dagegen fahren, sondern mittels Tastenkombination von der Straße schubsen und außer somit Gefecht setzen).

Wenn Wei Missionen abschließt, verdient er Geld, Autos, Berichte zu Personen, Klamotten und Erfahrungspunkte. Derer gibt es drei: Ansehen, Cop und Triade; Cop-Punkte werden durch Verursachen von Sachschaden oder Verletzung von Personen abgebaut, während man durch Rammen von Autos oder im Nahkampf Triadenpunkte aufbaut. Beide Varianten verfügen über einen eigenen "Talentbaum", der Fertigkeiten bzw. Boni, bietet, im Gegensatz zu Ansehen kann man bei ihnen immer zwischen zwei Modifikationen wählen, im Endeffekt kann man aber jeden Punkt erwerben. Auch Jadestatuen können gesammelt werden, liefert Wei sie bei seinem Kampflehrer ab, so kann er neue Techniken umd Kombos lernen.

Auch abseits der Hauptstory gibt es genug zu tun. Sammelbare Gegenstände (z.B. Geldkassetten, -transporterentführungen, Autodiebstähle), Karaoke (!), Straßenrennen und -kämpfe, Drogenrazzien (Gangster verjagen, Kamera hacken, den nächsten Drogendeal überwachen, den Lieferanten identifizieren und auf ein befriedigendes "We got them! We got them!" warten), kleiner Nebenmissionen (Auftraggeber werden in der Definitive auch in der Spielwelt und nicht mehr nur in der Karte angezeigt - finde ich aber unnötig und sogar störend) und größere polizeiliche Ermittlungen, die sich über mehrere Teilziele erstrecken und erst nach einiger Zeit abgeschlossen werden können. Aktionen wie Kamera hacken, Wanzen platzieren und teilweise auch Geldkoffer laufen mittels unterschiedlicher, spimpler Minispielchen ab, kommen im Großen und Ganzen aber nicht so häufig vor, als dass sie nerven würden.

All das bringt Geld, das man in den Erwerb von Autos stecken kann. Diese kosten einen erheblichen Batzen, sind dafür aber auch in verschiedenen Farben erhältlich und können nach dem Kauf immer wieder an jedem der Parkhäuser abgerufen werden (Wahl einer neuen Lackierung inklusive). Auch kann man das Geld in Kleidung (liefert teilweise ebenfalls Boni, bspw. erhöhten Schlagschaden) oder in die Ausstattung seiner Wohnung investieren. Was besonders bei letzterem nervt: Möbelverkäufer werden im Gegensatz zu anderen (Kleidung, Massage, Kampfboni-spendierende Getränke oder gesundheitsregenerierende Lebensmittel, ...) nicht auf der Karte angezeigt, sondern können nur gefunden werden.

Steuerung:

Ein nicht unerhebliches Aber, sowohl in der Originalen als auch der Definitive Edition. Beide verwenden zu großen Teilen die Tastatur, aber keine der Varianten kann man als rundum gelungen bezeichnen. So zielt man im Original mit Strg, klaut Fahrzeuge, spricht mit NPCs und kontert im Kämpfen mit der rechten Maustaste – nach GTA eine erhebliche Umstellung, eine Neukonfiguration der Tastenzuweisung ist nur beschränkt möglich, denn viele Aktionen (wie eben kontern, sprechen, stehlen) teilen sich eine Taste. Die Definitive Edition bedient sich des GTA-Standards (sprechen, stehlen und kontern mit "E", zielen mit der rechten Maustaste). Meiner Ansicht nach passt es aber besonders in den häufig auftretenden Nahkämpfen einfach besser, zum Kontern die rechte Maustaste zu verwenden, da zählt jeder Bruchteil einer Sekunde, zumal Wei, wenn man zu früh die Kontern-Taste drückt, ca. 2 Sekunden keine Aktion ausführt.

Die Autos steuern sich sowohl in der Originalen als auch Definitive Edition direkt, gewöhnungsbedürftig und eigenartig, sehr arcade-lastiges Fahrverhalten. Besonders die Originale Version scheint kaum zwischen Sportwagen und Lieferwagen zu unterscheiden – erstere fahren schneller, aber auch zweitere liegen wie ein Brett auf der Straße und drängen in Kurven meines Erachtens nach nur unwesentlich stärker zur Außenseite. Hier trumpft die Definitive Edition auf, was ich bislang gesehen habe, ist die Fahrphysik erheblich gelungener, auch das Driften fällt realistischer aus.

Technik:

Konfiguration: Win 7/64, Intel i5-750, Radeon HD5770 (Treiber 14.9) und 4 GB, Auflösung 1680 x 1050.

Kantenglättung Hoch (FXAA=High, SSAA=Mittel), VSYNC An, Umgebungsdichte Normal

Laut verschiedener erster Tests laufen sowohl die Original Version mit HighRes-Texturen als auch die Definitive Edition mit annähernd gleichen Frame-Raten. Das muss ich zumindest bei meinem Rechner widerlegen.

Während die Originale Version mit den gratis (!) runterzuladenden Texturen auf hohen Einstellungen und mit aktiviertem, hohem Antialiasing laut spieleigenem Benchmark ca. 37 FPS erreicht, fällt die Definitive Edition auf durchschnittlich 27 FPS, Umgebungsdichte dabei aber bereits auf Normal geändert. Die wichtigsten Punkte bei den Einstellungen scheinen VSYNC und Kantenglättung zu sein - glaubt mir, ihr wollt nicht ohne spielen.

Bessere Partikel-Effekte hin oder her, ich finde, es sieht so oder so schlechter aus, mir scheint, dass die Texturen der Definitive Edition nicht die Qualität der HighRes des Originals erreichen. Auch die Farbgebung wirkt anders, das Original gefällt mir auch hier besser. Eigenartigerweise nimmt die Definitive lt. Steam sogar 5 GB mehr Platz in Anspruch (in etwa 17 GB zu 12 GB), wofür eigentlich? Habe mir sowohl das Hauptspiel, die Addons als auch die Definitive geleistet, also scheint mir der Platzbedarf rätselhaft.

Bugs (Abstürze, KI-Aussetzer) konnte ich bei beiden beobachten, waren bislang allerdings sehr wenige und somit verkraftbar.

Die Standard-Tastenbelegung führt in einer der letzten Missionen zu einem Bug, so dass man für die Sequenz umstellen muss.

Originale und Definitive Edition verfügen über separate Speicherstände. Gespeichert werden kann außerhalb der Missionen jederzeit, ansonsten nach Abschluss.

Ladezeiten sind da wie dort vernachlässigbar.

Die Kamera ist da wie dort störrisch.

Abschluss:

Das Spiel legt hinsichtlich der Inszenierung anderen Spielen ordentlich vor und wischt mit ihnen den Boden auf, wer sich vor allem für eine überzeugende Geschichte interessiert wird hier fündig. Das gelungene Kampfsystem tut sein Übriges.

Zur momentan herum geisternden Frage, ob die Definitive Edition (für Besitzer des Originals vergünstigt) ihr Geld wert ist, kann ich mich nur anderen Reviews nur anschließen, wer das Spiel noch nicht besitzt und die zahlreichen Addons (Kurzgeschichten, Nebenmissionen, Kleidung, Fahrzeuge, Geld, etc.) haben will sollte zugreifen.

Besitzern des Originals lege ich allerdings nahe, auf die Addons (mit Ausnahme der Kurzgeschichten) zu verzichten, denn werden diese installiert, erhält man mit einem Schlag viel zu viel Geld und Erfahrungspunkte und damit fällt ein großer Anreiz des Spiels (immer mehr und mehr an sich zu raffen) weg.

Allerdings stand ich nach dem ersten Starten der Definitive Edition vor der Qual der Wahl: Besseres Spiel oder bessere Grafik? Denn um so viel besser die Definitive als Spiel funktioniert, um so viel besser wirkt die Grafik des Originals und zunächst wollte ich dahingehend keinen Rückschritt machen. Allerdings hat die Definitive dann doch gewonnen - die Addons mit all ihren (oft unnötigen) Goodies (wie neue Hüte, neue Autos, Geld, etc.) wurden hierbei sorgfältiger als Belohnung für optionale Nebenmissionen eingebaut. Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, dass das Hauptspiel und die HiRes-Texturen reichen würden - schon mit der ersten Version hat United Front Games sehr viel richtig gemacht.

Originale Version mit kostenlosen HighRes-Texturen:

+bessere Performance

+(gefühlt) bessere Grafik

+/-Standardsteuerung auf Nahkampf ausgelegt (Kontern mit rechter Maustaste)

-Addons, die Geld bzw. Reputationspunkte bringen verderben Spielspaß

-arcadige, aber eigenartige Fahrphysik

Definitive Edition:

+Neue Menüs (neues Handy-Design, neue Symbole auf der Karte)

+Bessere Implementierung der Addons (Gegenstände bei speziellen Händlern bzw. als Belohnungen)

+Bessere Fahrphysik, Physik im Allgemeinen (Lichteinfall, Partikeleffekte)

+Mehr zerstörbare Objekte

+Neue Nebenmissionen

+Spielwelt noch detaillierter (viele NPCs, die auf den Spieler reagieren bzw. ihrem Tagesgeschäft nachgehen, Auffahrunfälle)

+/-Standardsteuerung entspricht Referenz (Fokus auf Schusswechsel)

+/-Anzeige manipulierbarer Objekte wie Videoüberwachung durch Umrandung

+/-längere Cool-Down-Zeit nach fehlgeschlagenem Konter, schnellere Angriffe der Gegner

-schlechtere Perfomance (lt. Internet aber nicht unbedingt Standard)

-(gefühlt) schlechtere Grafik/Texturen


Wertung
Pro und Kontra
  • Story und Inszenierung sind filmreif
  • Atmosphäre
  • Kampfsystem
  • Spielwelt detailverliebt
  • Großer Fuhrpark
  • Nebenaufgaben
  • Original Spiel mit gratis HighRes-Texturen
  • Schwierigkeitsgrad angemessen
  • Gewaltgrad zum Setting passend ...
  • ... aber doch sehr heftig
  • Definitive Edition technisch dem Original inkl. High-Res Texturen unterlegen
  • Fahrphysik eigenartig (Definitive besser)
  • Steuerung in keiner Version perfekt
  • Kamera

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(7)
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