Good Morning Vietnam - Der bis heute beste Vietnamshooter im Retro-Test!

Vietnamshooter gibt es ohnehin nicht allzu viele. Wirklich gute gibt es noch weniger. Grund genug mit diesem Review noch einmal auf Pterodons Meisterwerk von...

von - Gast - am: 08.04.2008

Vietnamshooter gibt es ohnehin nicht allzu viele. Wirklich gute gibt es noch weniger. Grund genug mit diesem Review noch einmal auf Pterodons Meisterwerk von 2003 aufmerksam zu machen, dass den Krieg in Vietnam am realistischsten und eindringlichsten simuliert. Also: Willkommen in Nui Pek.

Abwechselungsreiches Missionsdesign

In Vietcong gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufträgen zu erfüllen, die das gesamte Spektrum abdecken. Die Einsatzbesprechungen finden in dem Militärlager Nui Pek statt, indem Sie als Sgt. Hawkins zusammen mit Ihren zukünftigen Mitstreitern Hornster, Nut & Co. den vielfältigen Missionsbeschreibungen von Cpt. Rosenfield lauschen. So sollen nachfolgend Sie die Besatzung eines abgeschossenen Helikopters bergen, die Tunnelsysteme des Vietcong nur mit schallgedämpfter Pistole bewaffnet inspizieren und sprengen, das eigene Militärlager in Nui Pek in der Nacht verteidigen (bockeschwer!), Geiseln aus einem Vietconglager befreien oder einfache Routinemissionen durchführen, indem sie beispielsweise ein kleines Dorf aufsuchen, um die darin wohnende vietnamesische Bevölkerung zum Aufstand zu bewegen und um Unterstützung zu bitten. Beim Missionsdesign haben die Entwickler folglich ganze Arbeit geleistet. So sind die anfänglichen Missionsziele hübsch unterschiedlich und auch in den Missionen selbst gibt es viel Abwechselung. So werden wir bei unserem friedlichen Besuch eines Lagers vom Vietcong angegriffen, müssen rasch Deckung suchen und versuchen, den gegnersichen Sniper aufzuspüren und auszuschalten. Durch das knallharte Schadensystem (nach wenigen Treffern segnet man das Zeitliche) steigt in solchen Situationen der Adrenalinpegel. Überhaupt machen die Feuergefechte gegen die durchaus annehmbar schlaue KI eines Riesenspaß, sofern man es als spannend empfindet, überhaupt erst einmal den Gegner zu orten, bevor man von Patronen durchsiebt wird. Durch die vielseitgen Missionen kommt daher so schnell keine Langeweile auf.

Zugleich ist es wirklich bemerkenswert, mit welcher Liebe zum Detail die Entwickler zu Werke gegangen sind. Im Lager Nui Pek hat man sein eigenes kleines Quartier und darf nach jeder Mission sich frei im Lager bewegen. So kann man sich die ausführlichen Einträge in Hawkins Tagebuch zu Gemüte. Dabei sind die Aufzeichnungen umwerfend ausführlich. Bedenkt man, dass der Spieler sich diese gar nicht ansehen muss, sondern dass diese Einträge samt schöner Zeichungen einfach nur so dem Spieler geschenkt werden, ist das wahrlich vorbildlich und beeindruckend. Dabei kann man sich mit seinem Radio Klassiker aus den 60er (Mames & The Papas - California Dreaming oder Hey Joe) anhören, so dass eine unglaubliche Atmosphäre entsteht und man sich direkt ins Kriegsgebiet hineinversetzt fühlt.

Grafische Kulisse

Laut Reviews war die grafische Kulisse schon 2003 veraltet, so dass einige Redakteure ankreideten, die Levels seien nicht dschungelig genug. Schaut man sich einmal den Screenshot an, dann muss ich persönlich sagen, dass die grafische Kulisse der Levels auch heute noch in Ordnung ist. Natürlich ist die grafische Darstellung meilenweit von Crysis entfernt oder anderen aktuellen Spielen entfernt, aber die Vegetation ist stellenweise sehr dicht, die Texturen in der Distanz scharf aufgelöst und die Animationen der Charaktere, wenn sie angeschossen werden oder üer Baumstämme steigen, sehr gelungen. Natürlich wird auch hier nicht die Eleganz eines GRAW 2 oder COD 4 erreicht, ist aber dennoch ansehnlich. Die grafische Kulisse ist daher nach wie vor in Ordnung und erzeugt durch ihre Stimmigkeit eine glaubhafte Atmosphäre. Besonders gelungen: Durch die passende Texturwahl werden Tarnanzüge ihrem Namen wahrlich gerecht. Gegnerische Figuren sind stellenweise nicht zu erkennen und gerade im Multiplayer entstehen dadurch grandios spannende Gefechte. Bis heute war verstecken meiner Meinung nach nie spannender. Hier ist neben dem Sound (s.u.) der größte Unterschied zwischen Teil 1 und 2. In Vietcong 2 wurden die Charaktermodels überarbeitet und sind nun deutlich leichter zu erspähen, was Atmosphäre kostet.

Nominiert in der Kategorie: Bester Sound

In Sachen Akustik hat Pterodon wahrlich alle Register gezogen. Angefangen bei den Waffensounds, die die Entwickler direkt vom Schießstand aufgenommen haben, so dass die AK47 bassbetont rattert, während die PPS43 dumpf hämmert. Die Dschungelgeräusche sind ebenfalls perfekt simuliert, so dass das Rauschen der Blätter, das Zirpen der Grillen und die Laute irgendwelcher Tiere eine pefekte Symbiose eingehen, so dass wahrlich Dschungelatmosphäre aufkommt. Insgesamt fungiert gerade die Soundkulisse als der Atmosphäreträger in Vietcong. Auch in Bezug auf Raumklangsimulation hat Pteoron ganze Arbeit geleistet. So hallen Schussgeräusche in Höhlen von den Wanden wieder. Jedes Geräusch ist perfekt zu orten und die eigenen Schussgeräusche beeinflussen sogar die Wahrnehmung des Protagonisten. Während man die eigene Waffe abfeuert, wird die Lautstärke der Umgebungsgeräusche reduziert. Stellt man das Feuer ein, nimmt dieser Geräuschpegel wieder zu. Eine solche Perfektion ist mir bisher in keinem Spiel untergekommen. Das Pfeifen der Ohren nach Granateneinschlägen gehört mittlerweile natürlich zum Pflichtprogramm. Auch die Synchronisation sollte hier Erwähnung finden: Die dt. Version wurde lediglich deutsch untertitelt, so dass die ganialen anglischen Sprecher weiterhin genossen werden dürfen. Die Sprachausgabe lässt auch keine Wünsche offen. Die Soldaten flüstern sich gegenseitig Befehle zu, solange kein Gefecht tobt, während sie im Schusswechsel laut schreiend Feuerunterstützung anfordern, medizinische Hilfe benötigen oder schlichtweg auf die feindliche Übermacht fluchen.

Kurzum: In Sachen Sound ist Vietcong noch heute vielen Shootern einige Schritte voraus. Auch hier ist der direkte Nachfolger Vietcong 2 deutlich schlechter.

Multiplayer - Vielseitig und umfangreich

Neben der hervorragenden Singleplayerkampagne bietet Vietcong noch einen hervorragenden Multiplayermodus, der folgende Spielmodi zu bieten hat: DM, TDM, COOP, Assault Team Game (Pilot schützen etc.), Last Man Standing, Real War (Flaggen einnehmen). Das Addon FIST ALPHA fügt noch den Modus Turn Table hinzu, bei dem die zu erobernden Flaggen nacheinander eingenommen werden müssen. Bei Erfolg wechseln dann die Seiten, so dass die aufgestellte Zeit zu schlagen ist. Far Cry Assault lässt grüßen. Auch sind im Internet nach wie vor einige Server vorhanden (während Vietcong 2 nahezu tot ist), so dass täglich um die 500 Spieler aktiv sind. Bisher ist da auch kein Ende ab zu sehen, es sei denn, es kommt irgendwann Vietcong 3. Allerdings muss man im Internet immer mal wieder Cheater hinnehmen, da die integrierte Software HradBa nicht absolut zuverlässig funktioniert. Zugleich gibt es immer mal Spieler auf den Servern, die sich Teamkills auf die Fahne geschrieben haben. Allerdings sind das die Ausnahmen. Der Multiplayer von Vietcong ist ingesamt also als phantastisch zu beschreiben. Es gibt viele Maps, die alle sehr gut designt sind und sich sowohl für große Matches (40 Spieler und mehr auf STREAM), aber auch für kleine Gruppen (2 vs.2 WATERFALL) eignen. Taktisches Schleichen hat im Multiplayer nie mehr Spaß gemacht.

Besondere Erwähnung sollte der VIETNAM-Modus finden. Sofern der Server dieses eingestellt hat, gibt es für keinen Spieler das HUD. So ist jeder Spieler gezwungen, über Kimme und Korn zu schießen. Erst COD 4 hat das wieder aufgenommen, während Vietcong dieses noch konsequenter umsetzt. Während bei COD4 ein Treffer mit einem kleinen Kreuz angezeigt wird, fehlen in Vietcong jegliche Anzeigen, so dass man nie sicher sein kann, ob man den Gegner schon getötet hat, oder ob er sich nur in Deckung begeben hat. Spannung pur! Noch ein Wort zum Waffenhandling: Beim Zielen über Kimme und Korn zielt der Protagonist automatisch über blockierende Gegenstände wie Baumstümpfe, Kisten oder Steine. Das fühlt sich zum Einen erfrischend realistisch an und sorgt auch dafür, dass man nicht blind beim Zielen gegen die erwähnten Gegenstände schießen muss. Das Schusssystem ist nach wie vor einzigartig und unterstreicht die Einzigartigkeit des Spiels.

Noch einige technische Details

Vietcong läuft auch unter VISTA 64 Bit, jedoch nur mit einer großen Einschränkung. Die Anticheatsoftware HradBa ist nicht kompatibel, was als Konsequenz hat, dass Sie automatisch von den Server gekickt werden, die diese Software einsetzen. Dadurch, dass alle Server diese Plattform nutzen, trübt natürlich die Spielfreude erheblich. Im lokalen Netzwerk gibt es freilich keine Probleme. Wenn Sie sich mit Freunden online verabreden können und ohne HradBa spielen, dann können Sie auch unter VISTA problemlos Spaß im Multiplayer haben. Sonst sollten Sie besser auf Windows XP zurückgreifen.

Zugleich kann es Probleme mit dem Start des Spiels geben, sofern Vietcong nicht auf die Systempartition installiert wird. So kann es sein, dass Vietcong nicht startet und nur der Desktop kurz aufblitzt. Hier sei dazu geraten: 1.) Auf die Systemplatte installieren. 2.) Falls es immer noch nicht geht: Kompatibilitätsmodus nutzen und Visuelle Designs deaktivieren. Normalerweise sollte Schritt 1 jedoch reichen.

Eigenes Fazit: Eine Liebeserklärung!

Vietcong ist ein ganz besonderer Shooter. Dass man den Shooter auch trotz Toprechner (Quad Q6600, 2x 8800 GT SLI, 4 gb Ram) immer noch gerne spielt, zeugt davon, dass man es hier mit einem ganz besonderen Titel zu tun hat. Die erzeugte Atmosphäre ist einzigartig. Auch wenn die grafische Kulisse selbstverständlich gealtert ist, sollten auch Grafikfetischisten dem Spiel eine Chance geben. Man merkt letztlich an jeder Ecke, dass die Entwickler mit großer Sorgvalt zu Werke gingen und viel Herzblut in dem Titel geflossen ist. Seien es nun die umfangreichen Tagebucheinträge, die spannenden Missionen, die nach wie vor solide KI, die tollen Soundeffekte oder der umfangreiche Multiplayer - Vietcong ist kein Titel von der Stange, sondern wurde mit Sorgfalt und Liebe zum Detail entwickelt. Der Titel versprüht einen ganz besonderen Charme und fühlt sich dabei unfassbar realistisch an. Daher soll an dieser Stelle nur noch einmal dazu geraten werden, sich den Titel noch einmal anzuschauen. Für knapp 7 EUR bekommt man mittlerweile Vietcong inkl. dem Addon FIST ALPHA. Und auch 2008 ist es dieses Spiel noch Wert, angeschaut zu werden. Dieses Spiel ist einzigartig und es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis ein ähnlich detailverliebter Vietnamshooter das Licht der Welt erblickt.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: dichte Vegetation, absolut stimmige Kulisse
  • Sound: Klasse Waffengeräusche, tolle Ambientsounds
  • Balance: 4 Schwierigkeitsgrade, stets herausfordernd
  • Atmosphäre: packende Dschungelatmosphäre, höchst spannend
  • Bedienung: Tolles Aiming, Bewegung wirkt sich stark aus
  • Umfang: lange Kampagne, sehr umfangreicher Multiplayer
  • Leveldesign: sehr abwechselungsreich
  • KI / Teamwork: KI-Kollegen feuern selbstständig, sucht Deckung
  • Waffe: komplettes Arsenal, realistisches Handling
  • Handlung / Multiplayer-Modi: gut erzählt, Tagebücher, umfangreiche Modi
  • Grafik: Polygonarme Charaktere, teils matschige Texturen
  • Sound: keine Musik in den Einsätzen (zum Glück!)
  • Balance: manche Missionen unfair schwer
  • Atmosphäre: nichts
  • Bedienung: manchmal Probleme beim Hinlegen
  • Umfang: manche Levelabschnitte in die Länge gezogen
  • Leveldesign: hin und wieder Levelschläuche (Tunnelmissionen)
  • KI / Teamwork: manchmal Aussetzer
  • Waffe: M16 laut Foren zu stark (Noob-Waffe)
  • Handlung / Multiplayer-Modi: keine dramaturgische Qualität eines Call of Duty

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(5)
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