3D-Bildschirme sind 2024 prinzipiell ein alter Hut – und doch wünschen sich viele Heimkino-Enthusiasten und Filmfans die dritte Dimension in Filmen zurück. Die Hersteller sind trotzdem vorsichtig, denn 3D erwies sich, abseits eines lautstarken harten Fandoms, finanziell als nicht tragbar.
Das hielt Samsung nicht davon ab, auf der IFA einen 3D-Monitor ohne Brille vorzustellen. Der Odyssey 3D könnte also haargenau das sein, was sich Fans des Features wünschen.
Ich glaube nicht, dass klassisches 3D in absehbarer Zeit seinen Weg zurück ins Wohnzimmer findet, trotz Samsungs Monitor. Das sage ich nicht nur, weil ich 3D-Skeptiker bin, aber am Ende des Artikels gibt es auch einen Hoffnungsschimmer.
Gut, aber nicht gut genug
Ich geb’s ja zu: Der Samsung Odyssey hat beim Spielen wirklich gut funktioniert und das hat mich beeindruckt. Es war nämlich nicht das matschige alte 3D von anno dazumal, als wir noch mit vorsintflutlichen 720p Filme geschaut haben.
- Der 3D-Effekt ist tadellos.
- Die Technik ist beeindruckend.
- Es funktioniert out of the box (mit den richtigen Inhalten).
- Die Technologie wandelt 2D in 3D um.
- Das Headtracking arbeitet ausreichend gut.
Neu ist die Technik übrigens nicht. Nintendo machte mit dem 3DS einst vor, wie man 3D ohne Brille nutzen kann; seitdem hat sich die Technologie natürlich verbessert.
Was die meisten über den 3D-Effekt des Game Boys sagen, lässt sich auf den 3D-Monitor und im weiteren Sinn auch auf potenzielle 3D-TVs übertragen. Wenn ich mit jemandem über 3D spreche, sagt so gut wie jeder: »War damals auf dem schon 3DS beeindruckend, aber ich hab es trotzdem immer ausgeschaltet«.
Was ich von 3D generell halte, lest ihr in dieser Kolumne:
Warum dieses 3D nicht für den TV gedacht ist
Brillenloses 3D, das ist der Traum jedes Heimkino-Fans, seit er 2009 Avatar: Aufbruch nach Pandora von James Cameron im Kino gesehen hat – und im Grunde genommen ist die Technik direkt vor unseren Augen (pun intended).
Die Probleme mit 3D und Brillen:
- Sie haben das Bild verdunkelt und es somit schlechter gemacht.
- Das Bild wurde in Bewegung noch matschiger als ohnehin schon bei 24 Bildern pro Sekunde.
- Aktive Shutter-Brillen waren mit rund 100 Euro pro Stück teuer.
Im Grunde genommen behebt Samsungs 3D-Monitor all diese Probleme mit einem Schlag.
- Ohne Brille gibt es kein verdunkeltes Bild
- Der Odyssey 3D löst in 4K auf und bietet 165 Hertz. Sprich: Höhere FPS sind drin.
- Wo keine Brille, da keine Zusatzkosten.
Warum glaube ich dann nicht an dieses 3D auf dem Fernseher, auch wenn es auf dem Papier die wichtigsten Probleme zu lösen scheint?
Headtracking funktioniert nur mit einer Person
Die Kamera, die bei Samsungs Odyssey 3D am oberen Bildschirmrand sitzt, verfolgt eure Kopfbewegung und passt so den 3D-Effekt flexibel an. Das funktioniert allerdings nur bei einer Person. Sobald sich mehr als ein Kopf im Auge der Kamera befindet, funktioniert es nicht mehr.
Im Falle von 3D am TV bräuchte es also mehrere Kameras – und die Möglichkeit, den 3D-Effekt auf jeden Zuschauer individuell anzupassen. Soweit ist die Technik noch nicht, falls mehrfaches, gleichzeitiges Headtracking überhaupt im Bereich des Möglichen ist.
Sitzabstand zu groß
Vor unseren Fernsehern sitzen wir weiter weg als vor unseren Monitoren. Das bedeutet, es bräuchte eine entsprechend größere und/oder performantere Headtracking-Kamera, um den 3D-Effekt zu generieren.
Diese Art von 3D ist auf Dauer zu anstrengend
Im Hands-on-Artikel zu Samsungs Odyssey 3D von der IFA steht es bereits: So beeindruckend die Tiefenschärfe und das 3D auch sind, so anstrengend sind sie auch auf die Augen.
Für mich hat das zum einen damit zu tun, dass wir es einfach nicht gewohnt sind, brillenloses 3D zu sehen. Zum anderen wurden meine Augen einfach ziemlich schnell müde. Allerspätestens nach 30 Minuten spielen, hätte ich den Effekt ausgeschaltet.
Man kann viel Negatives über 3D-TVs von vor 15 Jahren sagen, aber nicht, dass sie die Augen müde machen. Das wäre für 3D nämlich der Sargnagel.
Fazit
Im Grunde genommen lässt es sich einfach zusammenfassen: Die Technik ist zwar da, aber nicht auf TVs umsetzbar. An einem Monitor funktionieren Headtracking und Tiefenschärfe problemlos, aber ein TV-Setup ist eine ganz andere Bestie.
Hinzu kommt, dass brillenloses 3D echt anstrengend auf den Augen ist. Als optionales Feature sehe ich es, aber einen zweistündigen Film würde ich ohne Augentropfen nicht packen.
Dass Samsung den Odyssey 3D nicht groß angepriesen hat, spricht außerdem dafür, dass entweder die Zielgruppe zu klein ist oder die Technik eben doch nicht tadellos (oder beides).
Ist 3D im Heimkino damit tot? Das glaube ich wiederum auch nicht, allerdings könnte es sich ganz anders ausspielen, als ihr vielleicht denkt. Ich setze mein Geld auf Videobrillen à la Apple Vision Pro oder auch die Tecno Pocket Go.
- Leicht zu handhaben
- Bildschirme direkt vorm Auge und damit mehr Screen im Sichtfeld.
- Weniger anstrengend für Augen und Gehirn.
- Die Technik ist bereits da: 3D-Filme von Disney auf der Apple Vision Pro.
Natürlich könnte man dann nur schwer Filme zusammen genießen, aber wer sich 3D zurücksehnt, sollte Videobrillen in den nächsten Jahren wortwörtlich im Auge behalten.
Wie steht ihr zu 3D? Braucht es das im Wohnzimmer? Oder reicht es als Spielerei auf einem Monitor wie dem Samsung Odyssey 3D? Schreibt es gerne in die Kommentare.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.