10. Arcania: Gothic 4
Entwickler: Spellbound Entertainment
Publisher: Jowood
Release: 1. April 2010
Dimitry HalleyDie Zeichen für Arcania: Gothic 4 standen von Anfang an gut. Publisher Jowood hatte bereits mit dem hervorragenden Gothic-3-Addon Götterdämmerung bewiesen: Wir verstehen auch ohne die Serienschöpfer Piranha Bytes, was Gothic ausmacht! Wer das nicht glaubt, möge bitte der Schwärmerei von Sascha Penzhorn lauschen, den Gothic 3: Götterdämmerung selbst 2021 noch restlos begeistert:
Bei derart guten Vorzeichen kam es, wie es kommen musste. Arcania: Gothic 4 schlug nicht nur ein wie eine Bombe, sondern ist bis heute eines der denkwürdigsten Open-World-Spiele aller Zeiten. Und ein Meilenstein, an dem sich die gesamte Genre-Konkurrenz nach wie vor die Zähne ausbeißt.
Zum Beispiel in Sachen Story: Gothic 4 wirft den namenlosen Helden von einst über Bord, um mir einen neue Hauptfigur zu kredenzen. Einen namenlosen Helden. Genial. Denn der namenlose Held von früher ist jetzt ein böser Marionettenkönig. Gothic 4 hat hier schon 2010 eine Wahrheit erkannt, die Star Wars 7 - 9 erst acht Jahre später herausfinden würde: Fans lieben es einfach, wenn ihre Kindheitshelden zu Versagern werden, damit wir mit einer neuen Generation das Gleiche nochmal erleben können.
Entwickler Spellbound garnierte dies mit hervorragendem Fanservice, ließ alte Bekannte wie Lester, Gorn und Diego auftauchen und beließ es dann auch dabei. Denn manchmal ist weniger mehr - und dieses avantgardistische Designprinzip zieht sich durchs ganze Spiel.
Heutzutage klagen so viele Leute in unserer Kommentarsektion, dass Open Worlds sie mit Aufgaben, Sammelkram und Fragezeichen zukleistern, ihnen 200 Stunden Grind in unendlichen Weiten aufzwingen. Gothic 4 hatte auch hier schon 2010 eine brillante Antwort: Man macht die Open World kleiner, gradliniger - und lässt sie leer. Das Ergebnis war verblüffend. Nicht ein Mensch beschwerte sich, dass es in Arcania zu viel zu tun gäbe. Stattdessen hagelt es auf Steam Jubelfanfaren wie diese hier, die ich aus Platzgründen ein wenig eingekürzt habe:
"Arcania ist tatsächlich das [...] Spiel, welches ich je gezockt habe. [...] Da fehlen mir echt die Worte. [...] An Linearität kenne ich nichts vergleichbares. Nebenquests existieren [...] Die Charaktere, altbekannt sowie neu, sind schlicht [...] super [...]. Keine Ahnung wer hier für das Dialog-Writing zuständig war [...]. Was soll man noch sagen [...]. Grafik ist [...] Witcher 3 [...]. Alles in allem wahrscheinlich das [...] Spiel [...] für jeden RPG-Enthusiasten und besonders für Fans der Gothic-Reihe. [...]"
Ein anderer zeigt sich ebenso sprachlos vor Begeisterung:
"How is this even a real videogame?"
Gothic 4 hatte auf jedes Open-World-Problem die passende Antwort. Andere Spiele überfordern mich mit Myriaden von Zaubersprüchen. Arcania gibt mir drei. Andere Spiele zwingen mich, endlose Kombo-Ketten, Spezial- und Cancel-Manöver zu lernen. Arcania lässt mich Feinde nach Lust und Laune totklicken. Andere Open Worlds führen mich durch verzweigte Pfade in die Irre. Arcania lässt mir stets nur einen Weg, eine Lösung, eine Richtung. Doch damit nicht genug. 2011 erschien mit Fall of Setarrif ein umfangreiches Addon für Gothic 4. Und da kann ich ganz ohne Ironie festhalten: Das war genauso gut wie das Hauptspiel.
Dass es Jahre später noch kein Gothic 5 gibt, verwundert da überhaupt nicht. Die schiere Qualität von Gothic 4 würde mir als Nachwuchs-Entwickler ebenfalls Angst machen. Wie kann man nach so einem Spiel überhaupt weitermachen? Wie lässt sich so ein Werk würdig fortsetzen? Die Antwort liegt auf der Hand: überhaupt nicht.
Trivia:
- Seit Nordic Games die Markenrechte von Publisher Jowood übernommen hat, wird Arcania nicht mehr öffentlich als Gothic 4 beworben. Wir können uns das nicht erklären.
- Die Story von Gothic 4 und Gothic 3: Götterdämmerung wurde 2012 von Piranha Bytes für nicht-kanonisch erklärt. Auch hier können wir uns keine Gründe vorstellen.
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