Die Vergangenheit kommt nicht wieder, heißt es. Falsch. Manchmal kommt sie wieder. Das Problem ist bloß, dass sie oft nicht mehr das ist, was sie mal war. Sei es eine aufgewärmte alte Liebe, ein alternder Star, der es nochmal wissen will, oder eben eine ehrwürdige Spieleserie, die den Glanz vergangener Tage wiederherstellen soll. So geschehen mit Baphomets Fluch: Der Sündenfall, dem fünften Teil der zwischenzeitlich fast für tot geglaubten Baphomets Fluch-Reihe von Revolution Software.
Die ersten beiden Teile (1996/97) sind Klassiker des Genres und bewegen sich auf Augenhöhe mit altehrwürdigen Serien wie King's Quest oder Monkey Island. Nach den eher mauen Teilen drei und vier bildet Der Sündenfall die Kickstarter-finanzierte Rückkehr zu den Tugenden: handgezeichnete Hintergründe, knackige Rätsel, eine packende Verschwörungsgeschichte. Das klappt auch prinzipiell ganz gut und macht Spaß, dennoch reißt das Adventure die sehr hohe Messlatte der Vorgänger. Ein neuer Klassiker ist es nämlich nicht, zumindest nicht die erste Hälfte, die wir bis jetzt spielen durften (siehe Kasten).
Zielgruppe? Eher casual.
Baphomets Fluch: Der Sündenfall tut so, als hätte es die ungeliebten mittleren 3D-Kinder drei und vier nie gegeben, kommt also wieder mit handgezeichneten 2D-Hintergründen und animierten Charaktere im Comic-Stil daher. Das wirkt zwar hübsch nostalgisch, aber eben auch altbacken. Die Charakteranimationen sind sehr steif, da hat zum Beispiel Pendulo (Runaway: A Twist of Fate) klar die Nase vorn. Und die gemalten Hintergründe sehen auf Tablets und Smartphones vielleicht detailliert aus, auf großen Bildschirmen aber eher detailarm, zumal das Spiel einzig und allein die Auflösung 1280x720 unterstützt. Eine Full-HD-Option (1920x1080) soll allerdings noch per Patch nachgereicht werden.
Das anvisierte Zielpublikum scheint sich derweil eher im Casual-Bereich zu tummeln. Die Rätsel der beiden ersten Teile waren durchaus knackig und als Adventure-Kerndisziplin deshalb mitentscheidend für den guten Serienruf. Doch nun sind sie durchgängig zu leicht geraten. So werden erfahrene Spieler die prinzipiell löbliche vierstufige Rätselhilfe nie brauchen. Ein finsterer russischer Oligarch (der einem gewissen russischen Staatsoberhaupt übrigens wie aus dem Gesicht geschnitten ist) verschließt sein streng vertrauliches Arbeitszimmer beispielsweise mit einem Schlüssel, den er in der unübersehbar auf dem Tisch platzierten Zigarrenschachtel neben der Tür »versteckt«.
Als sei das nicht genug, hat sein Schreibtisch auch ganz offensichtlich Knöpfe mit kyrillischen Zahlen eingebaut. Daneben wartet prominent eine aufgeschlagene Erstausgabe von Tolstois »Krieg und Frieden«, die unverhüllt den vierstelligen Codeschlüssel beherbergt. Knifflig… geht anders. Eine Hotspot-Anzeige fehlt übrigens, sodass wir alle Bildschirme mit der Maus absuchen müssen – was úns aber selten wirklich stört.
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