Barbie in der spoilerfreien Kritik: Wir sind verwirrt - für wen ist dieser Film?

Margot Robbie erweckt die ikonische Puppe Barbie zum Leben. Doch statt nostalgischer Gefühle hinterlässt der Film bei uns Verwirrung und einen bitteren Nachgeschmack.

Wir konnten uns den neuen Barbie-Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling bereits anschauen. Unsere spoilerfreie Kritik verrät, warum wir mit gemischten Gefühlen zurückbleiben. Wir konnten uns den neuen Barbie-Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling bereits anschauen. Unsere spoilerfreie Kritik verrät, warum wir mit gemischten Gefühlen zurückbleiben.

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Kein anderer Film hat mich in den letzten Jahren so verwirrt wie Barbie. Schon die Trailer erzeugten in meinem Kopf haufenweise Fragezeichen: Was für eine Art Film wird Barbie? Worum geht es da überhaupt? Bietet eine Puppe genug Stoff für einen ganzen Realfilm? 

Meine wundervolle Kollegin Steffi und ich haben uns den neuen Film von Greta Gerwig in einer Pressevorstellung angesehen. Und ich bin noch verwirrter als zuvor … und ein wenig enttäuscht. Warum, das erkläre ich euch in unserer spoilerfreien Filmkritik.

Life in plastic, it's fantastic

Das Positive vorab: Barbie ist ein echter Hingucker. Und damit meine ich nicht nur die wundervolle Margot Robbie, sondern die gesamte Ästhetik des Films.

Der Flair der ikonischen Puppe, ihrer Kleider, Traumhäuser und Gadgets wurde perfekt eingefangen und ist einfach nur schön - und für den ein oder anderen auch sehr nostalgisch - anzusehen. Wenn ihr allerdings allergisch auf Pastellfarben und Pink reagiert, dann ist das vielleicht eher nichts für euch.

Ich hatte befürchtet, in Fremdscham zu versinken, wenn ich erwachsene Menschen dabei beobachte, wie sie Puppen nachspielen. Doch stattdessen überzeugt der Barbie-Film mit einer breiten Palette an Humor, der vielen zusagen dürfte, und nimmt sich selbst nicht zu ernst - zumindest bis zum letzten Drittel, aber dazu später mehr.

Barbie: Trailer mit Margot Robbie und Ryan Gosling ist knallpink und nur ein bisschen verrückt Video starten 2:41 Barbie: Trailer mit Margot Robbie und Ryan Gosling ist knallpink und nur ein bisschen verrückt

Puppenartiges und weltfremdes Verhalten der Barbies und Kens bringen immer wieder lustige Situationen hervor. Brüche mit der vierten Wand sorgen für Lacher im Kinosaal. Spitze Kommentare kritisieren hier noch auf selbstironische Weise unsere Gesellschaft, klischeehafte Rollenbilder und sogar der Großkonzern Mattel nimmt sich selbst auf die Schippe. Das alles ist grandios!

Doch leider bleibt es nicht dabei und Barbie schlägt in der zweiten Hälfte einen seltsamen Weg ein, der dem gesamten Film einen merkwürdigen Unterton verleiht.

Barbie girl in a Barbie world

Wir wollen euch die Story-Details von Barbie nicht spoilern, aber wir müssen in dieser Filmkritik über den Grundtenor des Films sprechen. Die Story ist kein Überflieger, lebt aber besonders in der ersten Hälfte wie bereits erwähnt von dem fantastischen Humor, kreativen Ideen, schönen Kulissen und Darstellern. 

Wäre Greta Gerwig bei einer reinen Komödie geblieben, wäre der Film ein Meisterwerk geworden. Doch schon in der zweiten Hälfte und besonders im letzten Drittel schlägt Barbie einen überraschend ernsten Ton an und versucht eine wichtige Botschaft zu vermitteln - greift dabei aber so richtig ins Klo. 

Die Inszenierung der Barbiewelt ist fantastisch anzusehen. Kleine Details verleihen dem Film sehr viel Barbie-Flair. Die Inszenierung der Barbiewelt ist fantastisch anzusehen. Kleine Details verleihen dem Film sehr viel Barbie-Flair.

Statt einer klugen Sozialkritik erwartet uns eine oberflächliche Betrachtung der Rollenbilder in unserer Gesellschaft, viel Schwarz-Weiß-Denke und jede Menge »Alle Männer sind doof, Frauen-Power wooo!«-Feminismus.

Auch wenn uns der Film das vorgaukeln will: Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik findet zu keinem Zeitpunkt statt. Am Ende bleibt eine flache Message und eine Barbie zurück, die nichts aus ihren Erfahrungen gelernt zu haben scheint. 

Das ist nicht nur für mich und Steffi als Frauen ernüchternd, sondern sendet auch die vollkommen falschen Signale an kleine Mädchen, die sich diesen Film vielleicht ebenfalls anschauen wollen. Schließlich ist Barbie in Deutschland ab 6 Jahren freigegeben. 

Die Kens kommen in der Geschichte von Barbie nicht gut weg. Statt es bei einer leichtherzigen Komödie zu belassen, schlägt der Film in umgekehrten Sexismus auf Kosten der Männer um. Die Kens kommen in der Geschichte von Barbie nicht gut weg. Statt es bei einer leichtherzigen Komödie zu belassen, schlägt der Film in umgekehrten Sexismus auf Kosten der Männer um.

Ich dachte wirklich, wir sind über den Punkt hinaus, wo wir Feminismus als »Frauen sind besser als Männer« definieren. Klar könnte man argumentieren, dass Barbie auch hier eine kritische Stimme erhebt. Sollte das aber tatsächlich der Fall sein, geht diese Kritik in plakativen Klischee-Motivationsreden und stumpfen nichtssagenden Kommentaren unter, die nach dem Film einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

Warum der Barbie-Film übrigens in Vietnam verboten wurde, erklären euch die Kollegen von moviepilot:

Barbie in Vietnam verboten

Das hat uns gefallen

  • Die Ästhetik: Das knallpinke Barbieland, die unzähligen Barbies und Kens - allen voran natürlich die fantastischen Margot Robbie und Ryan Gosling - und natürlich auch Allan sind ein echter Hingucker. Die Szenen im Fantasieland der Puppen sind spektakulär, machen gute Laune und fangen den Geist der ikonischen Mattel-Puppen und ihrer Traumhäuser perfekt ein. Auch die Abteilungen für Kostüme und Make-Up haben fantastische Arbeit geleistet. 
  • Der Humor: Klar, Humor ist subjektiv, aber der Barbie-Film dürfte Witze für jeden Geschmack in petto haben. Von Gags über Situationskomik bis hin zu einer gesunden Prise Selbstironie ist alles dabei. Auch die Story ist in ihren besten Momenten wirklich zum Schmunzeln - wenn Barbie und Ken etwa ihre ersten Schritte in der realen Welt unternehmen.
  • Mattel: Ja, das fällt streng genommen auch unter die Kategorie »Humor«, aber hier ist nochmal ein gesondertes Shoutout angebracht. Wir wollen natürlich nicht zu viel verraten, aber: Wer auch immer bei Mattel dieses Drehbuch durchgewunken hat, ist eine verdammt coole Socke! Nicht jeder erträgt es, auch mal über sich selbst zu lachen - umso erfrischender ist es, einen solch großen Konzern mit so viel Selbstironie zu erleben.

Das hat uns nicht gefallen

  • Oberflächliche Sozialkritik und Klischee-Feminismus: Unser größter Kritikpunkt ist die Message, die der Barbie-Film vermitteln will. Statt einer ausgearbeiteten Sozialkritik und einer starken Botschaft erwarten uns hier unreflektiertes Schwarz-Weiß-Denken und »Männer sind doof«-Feminismus. Das ist nicht nur ausgelutscht und unoriginell, sondern potenziell auch gefährlich, denn:
  • Wer ist die Zielgruppe? Der Film bekommt von der FSK die Freigabe »ab 6 Jahren« - ist unserer Meinung nach aber nicht für Kinder geeignet. Zum einen sind die Witze im Film teilweise zu sexuell konnotiert, teilweise auch einfach zu komplex. Ein Kind wird nicht verstehen, warum Gags zum Patriarchat und Steuerhinterziehung lustig sind. Auf der anderen Seite steht natürlich die plumpe, unreflektierte und plakative Botschaft. Die Auseinandersetzung mit dem Thema wird hier zwar sehr kindisch angegangen, sollte in dieser Form aber nicht an Kinder und vor allem junge Mädchen herangetragen werden. 

Was Mattel sonst noch in Zukunft für die Barbie-Filmmarke plant, haben euch die Kollegen von filmstarts zusammengefasst:

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