Fazit: Barbie in der spoilerfreien Kritik: Wir sind verwirrt - für wen ist dieser Film?

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Fazit der Redaktion

Natalie Schermann
@theycallme_lie

Barbie ist in seinen besten Momenten absolut nicht das, was ich erwartet habe, und in seinen schlimmsten Momenten genau das, was ich befürchtet habe. Wie gerne würde ich euch allen den Film als nostalgische Reise in die Vergangenheit und herzerwärmende Komödie empfehlen.

Denn den Großteil des Films ist Barbie genau das: ein abgedrehtes und skurriles Abenteuer einer Puppe, die sich mit der realen Welt konfrontiert sieht. Das ist lustig, absurd - und immer wieder frage ich mich, wie Mattel dieses Drehbuch absegnen konnte. So viel Selbstironie finde ich fantastisch!

Aber die übergreifende Thematik des Films hinterlässt bei mir einfach kein gutes Gefühl. Ich als Frau stehe natürlich hinter Feminismus, das ist wichtig. Aber Barbie propagiert eben keinen Feminismus, sondern extrem oberflächliche, unreflektierte Ansichten, die uns kein Stück voran bringen. 

Der Film hinterlässt mich verwirrt: Wen soll das ansprechen? Mich und Steffi als erwachsene Frauen, die in ihrem Leben mit genug Sexismus und realen Problemen zu kämpfen hatten? Und werden diese Probleme nun gelöst, weil Barbie mir sagt, dass ich alles sein kann, was ich will und Frauen doch so viel toller seien als das böse, böse Patriarchat? 

Oder soll es kleine Mädchen ansprechen, denen der Film wie einst die Barbie-Puppe selbst nun eine extremere Botschaft verkaufen will? Du kannst Wissenschaftlerin, Präsidentin, Pilotin, Astronautin sein - aber du brauchst keine Männer! Männer sind buh!

Barbie ist meiner Ansicht nach kein Film für Kinder - dafür ist der Humor zu komplex und sexuell - redet mit mir aber, als wäre ich ein Kind, und versucht, mir eine plumpe Botschaft auf Kosten der Männer aufzudrücken. Nein, danke. Ich behalte Barbie dann doch lieber so in Erinnerung, wie ich sie damals beim Puppenspielen erlebt habe.

Steffi Schlottag
@ThePumpkini

Barbie ist kein Film, den ich mir normalerweise im Kino angeschaut hätte. Er wäre vermutlich auf meiner »Mal anschauen, wenn’s gestreamt wird«-Liste gelandet, wenn mir nicht meine fabelhafte Kollegin Natalie einen Platz in der Pressevorführung angeboten hätte. Kostenlos Kino mit einer Freundin, na klar!

Und damit kommen wir zum Rant, der seit gestern in mir brodelt. Denn für mich versagt der Film dort, wo es am meisten drauf ankommt. Während die Plastikfantasie im Barbieland wirklich spektakulär und mit sehr viel herrlichem Humor umgesetzt ist, fällt die Botschaft von Barbie so platt aus, dass ich mich frage, ob da beim Cutten versehentlich wichtige Stellen verloren gingen.

Der Umgang des Films mit dem Thema Sexismus ist bis zum Fremdschämen vereinfacht und dadurch am Ende völlig nichtssagend. Aber gleichzeitig scheint der Film der Meinung zu sein, eine revolutionäre Botschaft zu verkünden: »Frauen sind toll und stark!«. Ja, danke, das weiß ich selbst.

Sexismus in der echten Welt sieht fast nie so plakativ aus wie im Film. Mein Problem sind nicht inkompetente Comic-Bösewichte, die mir keinen CEO-Posten anbieten. Ich erfahre Sexismus, wenn Leute sofort davon ausgehen, meine Gaming-Erfahrung beschränke sich auf Animal Crossing.

Wenn ich in der U-Bahn sitze und der Mann mir gegenüber ungefragt erklärt, ich soll mal ein paar Burger essen, er findet füllige Frauen viel schöner. Wenn ich eine ungewollte Anmache mit der Lüge »Ich hab einen Freund« abwehren muss, weil mein »Kein Interesse« nicht respektiert wird, der »Besitz« eines anderen Mannes aber schon. Wenn mir zugeflüstert wird, ich hätte meinen Job bestimmt nur bekommen, um eine Quote zu erfüllen.

Jetzt sprenge ich fast den Rahmen eines Fazits, aber einen anderen Punkt muss ich auch noch loswerden: Barbie ist gefährlich nahe an der Botschaft „Frauen sind super und Männer sind Idioten“. Während den Barbies Komplexität und persönliche Ziele zugestanden werden, sind sämtliche männlichen Figuren nur Punchlines.

Dieser umgekehrte Sexismus hat bei mir einfach null gezündet. Ich brauche keine Welt, in der man Männer runtermacht, ich will eine Welt, in der alle auf das gleiche Niveau erhoben werden.

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