Das beste Herr-der-Ringe-Spiel findet ihr weder auf PC noch Konsole

The One Ring ist ein Rollenspiel mit Stift und Papier, und wohl eines der besten Spiele in Mittelerde.

Das beste Herr-der-Ringe-Spiel läuft auf Hardware, die wir alle besitzen: der Fantasie. Es heißt »The One Ring« - TOR (oder Der Eine Ring) und ist ein Pen-and-Paper-Rollenspiel. Also eines von den Spielen aus der Dungeons-and-Dragons-Familie, für die man nur Würfel, Stifte und Papier benötigt. Wir erklären euch, warum wir es für die beste Umsetzung halten, und haben dafür auch mit dem zuständigen Verleger Tomas Härenstam gesprochen. 

Der Vollständigkeit halber sei gesagt: Es ist natürlich nicht das erste Tolkien-Rollenspiel. Vor Jahrzehnten gab es bereits das »Mittelerde Rollenspiel« MERS, das aus heutiger Sicht aber arg angestaubt ist. In den 2000ern folgte eine etwas seelenlose Filmlizenz-Version. The One Ring schlägt die Vorgänger und viele digitale Ableger aber unserer Meinung nach bei Weitem. 

Mháire Stritter

@OrkenspalterTV

Mháire Stritter ist Rollenspiel-Autorin, YouTuberin und Streamerin bei Orkenspalter TV mit über 20 Veröffentlichungen für und über Rollenspiel. Sie arbeitet auch als professionelle Spielleitung und hat in den letzten 14 Jahren in deutlich über tausend Sessions schon nahezu alles an Welt und System zum Leben erweckt und in hunderten Reviews und Guides Rollenspiele vorgestellt und zugänglicher gemacht.

Argument eins: Es passt einfach alles

Eine von The One Rings wichtigsten Stärken ist die Stimmigkeit der Texte, was angesichts der Tiefe von Tolkiens Weltschöpfung bei Versoftungen schon gerne mal auf der Strecke bleibt. Die Designer Francesco Nepitello und Marco Maggi arbeiten schon lange mit der Mittelerde-Marke und haben mehrere Brettspiele sowie die erste Version von The One Ring vor zehn Jahren entwickelt. Sie haben zusätzlich nicht nur Ahnung von, sondern auch tiefen Respekt vor der Welt.

Und genau deswegen sind die spielbaren Charaktere in The One Ring auch keine Superhelden. Sie tragen keine unsterblichen Elbengeister in sich und sind auch keine deplatzierten Kampfmaschinen. 

Die zur Wahl stehenden Hintergründe und Fähigkeiten ermöglichen Figuren, die direkt aus Tolkiens Texten stammen könnten. Ihre Werte bilden nicht nur Kampfkraft, sondern auch ihre Kenntnisse von Rätselgedichten oder das Pfeiferauchen ab. Dinge, die man selten in Spielen findet, auch nicht im Pen and Paper.

TOR ist zwischen den Ereignissen von Der Hobbit und Der Herr der Ringe angesiedelt. Das gibt selbst bei einer Welt, wo man die meisten historischen Ereignisse auf den Tag genau datieren kann, etwas Unschärfe, die man für schöne Schauplätze nutzen kann, ohne dass es den Kanon stört. Die Stadt Tharbad zum Beispiel wird kurz vor Der Hobbit nahezu zerstört und zur Zeit von Der Herr der Ringe liegt sie in Ruinen.

In The One Ring lebt hier eine kleine Bevölkerung unter der Knute von Räubern, und so fügt sich die Beschreibung der Stadt organisch ins Gesamtwerk ein. So sieht es mit allen Orten, Plotaufhängern und Figuren aus. 

Argument zwei: Es spielt sich besser und freier

Wie ein Videospiel nutzt auch jedes Pen and Paper-RPG eine Engine, also ein Regelwerk. Im Fall von The One Ring sind das simple Würfelmechanismen, die dem Abhalten einer Ratssitzung und dem Lösen eines Rätselspruchs ebenso viel Bedeutung zusprechen wie einem Kampf.

Wenn gekämpft wird, geht es darum, wer welche Rolle für die Gruppe einnimmt, und nicht um das Zählen von Kästchen und Zauberplätzen. Helden können vorstürmen, aufmunternde Reden schwingen, andere schützen oder in der letzten Reihe zum Bogen greifen. 

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Die Regeln sollen auch ermöglichen, wie Tolkien zu erzählen: Mit Systemen, die das Verführen durch den Schatten oder die Aufmerksamkeit Saurons darstellen. Und liebevollen Regeln zum Reisen – ein Markenzeichen der Spiele des Herausgebers Free League. Die erste Version des Spiels erschien noch bei einem anderen Verlag, aber:

So erklärte uns Free League Chef Tomas Härenstam in einem Interview auf der GenCon den Wechsel. 

Zur Free-League-Formel gehören auch Schauplätze – in sich geschlossene Orte mit Konflikten und Rätseln, die teils fest, teils frei auf der Karte verortet werden können. Eine Reihe solcher Szenarien finden sich in dem Buch Ruins of the Lost Realms und sie sind alle ohne große Vorbereitung zu spielen.

Man muss also kein Tolkien-Experte sein, um Abenteuer in Mittelerde leiten zu können! Wer mehr Inspiration sucht, kann im sogenannten Strider-Modus mit Zufallstabellen Plotaufhänger, Begegnungen, Gefahren und sogar Namen für Artefakte und Orte erstellen. 

Der Ausgang dieser Abenteuer ist nicht vorgegeben, er hängt von den Entscheidungen der Gruppe ab. Damit ermöglicht The One Ring eine Freiheit, die kein Videospiel, auch kein Baldurs Gate 3, jemals liefern kann. Das ist theoretisch bei allen Pen and Paper-Rollenspielen so, aber TOR betont diese Stärke besonders. 

Und ja, es ist unvermeidlich: Es gibt auch eine Version für Dungeons and Dragons. Aber dafür wird D&D so gründlich überarbeitet, dass man einfach direkt The One Ring nehmen und sich den Aufwand sparen sollte.

Argument drei: Es ist schön und schön stimmig

The One Ring wählt im Gegensatz zum in der Wildnis angesiedelten Vorgänger Eriador als Schauplatz, also die Region zwischen den Grauen Anfurten und dem Nebelgebirge. Hier liegen die wohlig-warm vertrautesten Schauplätze dieser Welt: Hobbingen, Bree, Bruchtal – und hier finden sich Ruinen untergegangener númenorischer Königreiche, die nur auf Entdecker warten.

Zum Tolkien-Feeling trägt auch das Artwork bei. Die meisten Illustrationen sind Zeichnungen, die sich so auch in Luxusausgaben der Romane finden könnten, und dazu passt auch das aufgeräumte Layout. Die Starter Box ist dank Crowdfunding so hübsch geworden, dass sie auch ab vom Spiel wie ein Sammelobjekt wirkt. 

Gerade wurde auch wieder eine Moria-Erweiterung auf Kickstarter finanziert. Through the Doors of Durin wird endlich den Urvater aller Dungeons erleb- und spielbar machen. Im Gegensatz zu D&D-Dungeons wird dies aber kein komplett als Bodenplan ausgearbeitetes Höhlensystem, verrät uns Tomas Härenstam.

»Stattdessen wird es, dem erzählerischen Ansatz nach, eine Sandbox voller herausragender Orte werden, die beliebig miteinander verbunden werden können«. Ganz Moria – spielbar und stimmungsvoll, weniger soll es nicht werden. Und es wird sich noch zeigen, ob The One Ring oder Return to Moria schneller fertig sein wird - und wer es am Ende besser macht.

Okay, The One Ring hat das Potenzial zum besten Herr-der-Ringe-Spiel. Aber als Pen and Paper-Spiel hängt sehr viel von den Leuten ab, die sich mit an den Spieltisch setzen. Also könnt ihr es zum besten HdR-Spiel machen. Es hängt von euch ab – und ob ihr dem Ruf des Abenteuers folgt oder lieber als Hobbit daheim bleibt.

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Was ist eure Meinung zu The One Ring? Kennt ihr das Rollenspiel? Habt ihr es vielleicht sogar schon gespielt? Was war euer Eindruck davon und was hat euch besonders gut gefallen? Habt ihr noch weitere Wünsche an Herr-der-Ringe-Rollenspiele auch für den PC? Nutzt den Kommentarbereich, um uns euren Gedanken zu dem Thema zu verraten!