Die Levels: hübsche Schläuche
Auf gewohnt hohem Niveau ist das Leveldesign. Zwar ist auch Black Ops serientypisch streng linear angelegt, doch weiß Treyarch die »schlauchige« Natur der Areale gut zu kaschieren. Nahezu überall gibt es mehrere Routen, die zum Flankieren einladen und alternative Taktiken erlauben.
Unlogische Levelbegrenzungen wie in Medal of Honor sind uns dabei ebenso wenig aufgefallen wie doppelte Laufwege. Zudem reiht Black Ops eine großartige Staunszene an die nächste. Da stecken gespenstische Eisbrecher im arktischen Packeis, gigantische Täler durchfliegen wir mit einem Kampfhelikopter und auch das Pentagon in Washington oder der dichte Dschungel Vietnams gehören zu den beeindruckenden Schauplätzen.
Letzterer kann in Sachen Vegetation und Weitsicht nicht mit dem mittlerweile drei Jahre alten Crysismithalten, und auch sonst hinkt Black Ops technisch manch aktuellem Genre-Standard leicht hinterher. So ist etwa die Umgebung statisch und nicht wie in Battlefield: Bad Company 2zerstörbar. Treyarch leistete jedoch ganze Arbeit, das Beste aus der angestaubten Modern Warfare-Engine von 2007 rauszuholen. Vor allem die Explosionseffekte sowie die butterweichen Charakteranimationen können sich sehen lassen. Auch die durch die Bank sehr stimmungsvoll, abwechslungsreich und nachvollziehbar gebauten Levels lenken erfolgreich von den technischen Mankos ab.
Der Spielfluss: läuft, läuft, läuft...
Thema Steuerung: Eigentlich bräuchte man es bei einem Call of Duty nicht dazusagen, dennoch wollen wir Black Ops ein großes Lob aussprechen.
Das Spiel fühlt sich einfach gut an. Das Zielen (egal ob über Kimme und Korn oder »aus der Hüfte«) ist hochpräzise, der Waffenwechsel geht flott von der Hand, und Einblendungen weisen stets darauf hin, wo das nächste Ziel liegt. Das sorgt für Übersicht und hält den Spielfluss auf konstant hohem Niveau. Auch dass wir wie schon in den Vorgängern nicht frei speichern dürfen, fällt angesichts der fast durchgehend gut platzierten Kontrollpunkte kaum negativ auf. Allerdings verzichtet Black Ops auf ein Tutorial. Auch das aus den beiden Modern Warfare-Teilen bekannte Training, das Ihnen aufgrund der erbrachten Leistung einen Schwierigkeitsgrad vorschlägt, fehlt. Shooter-Neulinge haben es in Black Ops ohnehin schwer, denn die Missionen werden schon früh in der Kampagne recht knackig. Und gegen Ende fordert das Spiel selbst fortgeschrittenen Ballerfans viel Fingerfertigkeit ab.
Die Gewalt: hart, aber im Rahmen
Wird Treyarch seinen angeknacksten Ruf mit Black Ops also los? Wir finden: Jawoll! Setzt Call of Duty auch spielerisch neue Akzente? In Sachen Mechanik und Missionsdesign definitiv nicht.
Doch die Art, wie Treyarch seine Geschichte erzählt und den Helden in Szene setzt, motiviert und bringt frischen Wind in die Serie. Bleibt noch die Frage nach der Gewalt. Erste Preview-Versionen und unser Besuch auf der Gamescom ließen die Befürchtung aufkommen, Black Ops würde seinen bereits kontrovers diskutierten Vorgänger Modern Warfare 2 hierbei sogar toppen wollen. Doch wir können Entwarnung geben. Das neue Call of Duty geizt zwar nicht mit drastischen Szenen, geschmacklos oder Gewalt verherrlichend ist das Gezeigte aber nie, zumindest nicht für Fans harter Kriegsfilme.
Treyarch ruderte in den letzten Monaten sogar zurück: Wo wir beispielsweise bei einem Schleicheinsatz in Vietnam einst von unserem KI-Kollegen Woods den Befehl erhielten, einem schlafenden Soldaten die Kehle aufzuschlitzen, können wir nun selbst entscheiden, ob wir den heimtückischen Mord begehen oder nicht. Nichtsdestotrotz bleibt Black Ops ein hartes, sehr gewalthaltiges Spiel, das nicht in Kinderhände gehört. Volljährige Ballerfans hingegen bekommen einen furios in Szene gesetzten Ego-Shooter, der die Call of Duty-Serie würdig fortsetzt und durch die Masse an Action und coolen Skriptsequenzen sowie dem Adrenalin fördernden Tempo vor allem eines beim Spieler erzeugt: Hochspannung.
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