Der Hobbit: Smaugs Einöde - Smaugs Keinöde

Der zweite Hobbit-Film thront über dem restlichen Blockbustereinerlei des Jahres 2013 wie der Erebor über den Tälern Mittelerdes, so einzigartig ist seine gewaltige Bildästhetik, so atemberaubend ist sein Tempo.

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Es ist diese sogartige Gefühl, ab der ersten Sekunde in eine wilde, fremde Welt gesogen zu werden - mit teils lieb gewonnenen Charakteren, teils solchen, die man noch zwingend näher kennenlernen möchte. Diese nahezu perfekte Melange aus großen Bildern und vielschichtiger Handlung, die ist nahezu einzigartig bei Filmen dieser Größenordnung. Ein Pacific Rim wird ohne Geschichte natürlich kaum unspektakulärer, aber wie mitreißend Kino sein kann, wenn auch der Unterbau stimmt, das zeigt wohl keine Reihe besser, als Jacksons Tolkien-Adaptionen Der Herr der Ringe und Der Hobbit, dessen zweiter Teil Der Hobbit: Smaugs Einöde jetzt in den Kinos startet.

Der erste Teil der Hobbit-Trilogie Der Hobbit: Eine unerwartete Reise hatte es 2012 nicht bei allen Zuschauern leicht. Jacksons Entscheidung, die Trilogie mit 48 Bildern pro Sekunde zu filmen, verpasste dem ersten Hobbit-Film einen »Video«-Look, der artifiziell, fast schon unästhetisch wirkte. Auch Smaugs Einöde hat mit diesem Problem zu kämpfen. Spätestens wenn Orlando Bloom sein Gesicht in die Kamera hält, muss man sich unweigerlich fragen, ob Legolas auch bereits in der Ring-Trilogie aussah, als hätte man ihn mit Kerzenwachs übergossen.

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Überlebensgroße Bilder

Darüber hinaus wäre es allerdings eine Schande, sich über die Optik von Smaugs Einöde auszulassen. Bei Jacksons Effektschmiede WETA arbeiten mit die besten Produktionsdesigner der gesamten Filmindustrie - und die pinseln ihre grandiosen Visionen mit riesigen Strichen auf die Leinwand. Von den schummrigen Baumkronen des Düsterwaldes über die modrigen Keller von Dol Guldur bis zum Sitz der Waldelfen sieht hier alles einfach zum Niederknien aus.

Wenn Fantasy nur einen Anspruch zu erfüllen hat, dann sicherlich uns in ferne Welten zu entführen, die weitab unserer kühnsten Träume liegen. Und hier brilliert Der Hobbit abermals. Jackson freut sich sichtlich über die abgestreiften Fesseln der Ring-Trilogie. Wo im ersten Hobbit noch viele bekannte Orte abgehakt wurden, um Storyfäden zu verknüpfen, oder schlicht als Fanservice, entführten die Macher uns jetzt in Ecken von Mittelerde, die bisher nur Leser der Bücher kannten.

Wie bereits im Vorgänger hätte etwas weniger Farbkorrektur dem Film gutgetan. Wie bereits im Vorgänger hätte etwas weniger Farbkorrektur dem Film gutgetan.

Ein zweiter großer Kritikpunkt am ersten Hobbit war dessen Laufzeit. Wobei es weniger die Länge des Films an sich war, die die Geduld des Publikums strapazierte, ale vielmehr Jacksons Faible, sich in Nichtigkeiten zu verlieren. Nach etwa einer Stunde Laufzeit von Eine unerwartete Reise begann die zwergische Reisetruppe gerade mal, den Tisch in Bilbos Haus zu decken: ein teils quälend langsamer Prolog, der nicht jedem gefiel, zum Glück aber von allem, das darauf folgte, entschädigt wurde.

Nach einer Stunde in Smaugs Einöde hat die Reisegemeinschaft bereits einen Orkangriff abgewehrt, gegen monströse Spinnen gekämpft und befindet sich ziemlich genau in der wohl spektakulärsten Szene des Films: Die Flussfahrt in einer Handvoll Weinfässer ist, wie bei Jackson üblich, mit der Anmut eines archaischen Balletts orchestriert. Wenn zwischen all den herumfliegenden Fässern, Pfeilen, Körpern und Äxten die Kamera wie auf Butter hindurch gleitet und dennoch alle notwendigen Elemente einfängt, dann ist das höchste Filmkunst.

Action statt Rückwärtsgang

Generell ist das Tempo dieses zweiten Teils weitaus höher als im Vorgänger. Selten ist Zeit zum Luftholen, allerdings geht vielen Szenen dadurch auch die Exklusivität des einen großen Moments abhanden. Wenn im Vorgänger nach längerer Actiondurststrecke plötzlich drei Steintitanen aufeinander einprügeln, dann drückt das schlicht in den Kinosessel. Wenn solche Momente in Dauerschleife abgefeuert werden, verliert sich der Reiz entsprechend.

Das größte Problem hat hierbei noch das große Finale, das einfach zu lang angelegt ist. So gerne man Smaug, den Schrecklichen, auch wüten sieht - nach mehr als 30 Minuten Versteckspielchen und vollmundigen Drohungen beginnt der eigentliche Höhepunkt des Buches leicht fischig zu riechen. Dummerweise kann sich Jackson auch nur schwer auf einen Handlungsort für das Finale festlegen und springt in bester Star Wars-Manier zwischen drei großen Showdowns hin und her.

Der Hobbit 2 - Die Zwerge und ihre Freunde im neuen Spot Video starten 0:30 Der Hobbit 2 - Die Zwerge und ihre Freunde im neuen Spot

So wirkt das eigentliche Aufeinandertreffen zwischen Zwerg und Drachen zerstückelt - ein Problem, das sich leider durch den gesamten Film zieht. Ring-Fans kennen das Problem: schon bei Der Herr der Ringe: Die zwei Türme beschlich den Zuschauer immer wieder das Gefühl, ein leicht unrundes Filmerlebnis zu genießen. Das übliche Drama mit Filmtrilogien ist es eben, das der Mittelteil oft nur als Brückenstück zum großen Finale herhalten muss.

Peter Jacksons Wunsch, die alte mit der neuen Trilogie bestmöglich zu verknüpfen führt abermals zu reichlich unnötigen Filmszenen. Dass Gandalf sich zum Unterschlupf des »Totenbeschwörers« begibt, ist freilich ein großartiger Anschlusspunkt für das was da folgen wird, aber zur Handlung von Smaugs Einöde steuert der kurze Abstecher absolut nichts bei. Diese Beliebigkeit in der Auswahl der Filmszenen brachte schon den ersten Hobbit leicht ins Stottern.

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