Diablo 2 - Hall of Fame zum Hack'n'Slay-Hit

Blizzards Action-Rollenspiel hält seinen Fans immer neue Karotten vor die Heldennasen - und fesselt sie so monate-, ach: jahrelang. Wir blicken zurück auf eine Action-Rollenspiel-Legende.

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Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem Diablo 2anfängt, langweilig zu werden. In jener kalten Februarnacht des Jahres 2002 hackt sich mein Paladin zum x-ten Mal durch das Addon Lord of Destruction. Acht Monate ist die Erweiterung da alt, 20 Monate das Hauptprogramm. Mein Paladin? Von Anfang an mit dabei, seit über anderthalb Jahren schnetzle ich Monster, sammle Ausrüstung, verteile Talentpunkte.

Mein Held hat inzwischen Stufe 72 erklettert, ein Methusalem auf Monsterjagd, natürlich auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad »Hölle«. Aber irgendwie, ach, irgendwie ist’s nicht mehr so spannend wie früher. Die Levelaufstiege werden zäher, die brauchbaren Beutestücke seltener. So muss sich das Älterwerden anfühlen: Es gibt kaum noch Überraschungen, alles wir mühsam. Zeit, Abschied zu nehmen.

Diablo 2 - Hall-of-Fame-Video Video starten 7:23 Diablo 2 - Hall-of-Fame-Video

Einmal geht noch ...

Als ich mich also in jener Nacht durch den »Eiskeller« hacke, eine Frosthöhle im fünften Story-Akt, denke ich: »Paladin, altes Haus, wir hatten eine schöne Zeit, aber jetzt ist Schluss.«

Raten Sie mal, was in der Hölle los ist? Richtig, die Hölle! Hier hackt sich unser Paladin durch die Gegnerhorde, beachten Sie bitte auch den Namen des Obermotzes (oben). Raten Sie mal, was in der Hölle los ist? Richtig, die Hölle! Hier hackt sich unser Paladin durch die Gegnerhorde, beachten Sie bitte auch den Namen des Obermotzes (oben).

Okay, diese eine Gruppe Skelettkrieger räumen wir noch ab. Und ihren Anführer, den »Knochenbrecher«. Eigentlich bin ich nur seinetwegen hier, wochenlang habe ich ihn wieder und wieder umgeknüppelt, um vielleicht doch noch brauchbare Ausrüstung zu erbeuten. Ein letztes Mal also, der Knochenmann klappert zu Boden - und hinterlässt einen Gegenstand mit golden gefärbtem Namen, ein »Unique Item«, eine Rüstung. Natürlich, wie aller Magiekram, noch unidentifiziert, also mit unbekannten Eigenschaften.

Die Identifikationspflicht habe ich übrigens nie verstanden, auch nicht im ersten Diablo. Warum erfahre ich nicht gleich, was ich da Tolles (oder Nutzloses) erbeutet habe? Weder macht es Spaß noch steigert es die Vorfreude, dass ich entsprechende Schriftrollen anhäufen oder zum Stadtweisen Deckard Cain pilgern muss, um die Eigenschaften meiner Beute zu enthüllen. Für mich ist das eine der drei Designsünden von Diablo 2, zu den anderen kommen wir gleich. Doch vorerst zurück zur Rüstung: Cain identifiziert sie - und ich halte »Arkaines Heldenmut« in den Mauszeiger-Händen, eine der besten Klamotten im Spiel. Der Superpanzer hat doppelt so viele Verteidigungspunkte wie mein bisheriger Fummel, verbessert all meine Talente um zwei Stufen und verdoppelt meine Lebensenergie. Allerdings darf ich ihn erst mit Level 85 anziehen, also in 13 Stufen weiteren Stufen.

Diablo 2: Lord of Destruction - Screenshots ansehen

Ein Teufelskreis

Verflucht seist du, Diablo 2! Ans Aufhören ist nicht mehr zu denken, ich will, nein: ich muss diese Rüstung tragen. Deshalb schnetzle ich weiter, zwei Monate lang, bis Stufe 85. Dann ziehe ich den Panzer mit zittrigem Mausfinger aus dem Schatzkisten-Lager an den Heldenkörper -- und bin allmächtig. Na ja, zumindest fast. Auch wenn er sich vor großen Monsterhorden immer noch hüten muss, hackt sich mein Paladin nun viel sorgenfreier durch die Höllenbrut. »Arkaines Heldenmut« ist eine Art Helden-Jungbrunnen, die Monsterhatz fließt wieder wie früher.

Diablo 2
& Diablo 2: Lord of Destruction

Publisher: Vivendi / Activision Blizzard
Entwickler: Blizzard
Genre: Action-Rollenspiel
Quelle: Battlenet (Download-Version)
Sprache: Deutsch
USK: Freigegeben ab 16 Jahren

Minimum: Pentium 3 mit 500 MHz, 128 MByte RAM

So läuft's: Die aktuelle Download-Version aus dem Battlenet läuft problemlos unter Windows 7, Vista und XP.

Fazit: Endlos motivierender Monsterhatz-Meilenstein.

Nun mögen Sie sich fragen, warum ich wertvolle Minuten Ihrer Lebens- und Lesezeit mit dieser Geschichte verschwende. Weil sie bezeichnend für die Art und Weise ist, wie Diablo 2 seine Spieler fesselt. Grundsätzlich besteht die Monsterhatz aus trockener Mechanik, ich zerhacke Gegnergruppe um Gegnergruppe. Blizzards Geniestreich besteht darin, mir stets eine Karotte vor die Heldennase zu halten: Ich darf mich immer auf etwas freuen. Denn egal, wie viel nutzlosen Schrott ich erbeute, irgendwann ist eben doch wieder etwas Brauchbares dabei. Klar, wer mit rein mechanischen Spielen nichts anfangen kann, entschlummert hier schneller als ein Bergsteiger auf der internationalen Tauchmesse. Freunde von Monsterjagd- und Beutesammel-Tretmühlen - und ja, dazu zähle ich - hält Diablo 2 aber monate-, sogar jahrelang bei der Stange.

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