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Ein Zwerg aus Dragonflight hat mir wieder gezeigt, was an WoW so großartig ist

Meinung: Mary hatte in der neuesten Erweiterung eine ganz besondere Begegnung mit einem NPC, der ihr bewies, dass sie wieder mehr Zeit mit Quest-Texten verbringen sollte.

Der Anfang jeder neuen Erweiterung von World of Warcraft fühlt sich immer an wie ein kleines Wettrennen. Wer ist zuerst auf der neuen Maximalstufe angekommen, wer sammelt am schnellsten die beste Ausrüstung zusammen und sind alle bereits ausreichend vorbereitet, wenn die neuen Raids öffnen?

Und ja, auch ich ertappe mich regelmäßig dabei, wie ich durch die Story hetze, um eben schnell in den Endgame-Content einzusteigen. Dabei ist das eigentlich das Falscheste, was ich machen kann, wenn ich das neue Addon wirklich genießen möchte. Denn in WoW hat sich abseits der umstrittenen Hauptstory schon immer eine große Stärke versteckt: die Questtexte. 

Oftmals klicken wir uns einfach nur schnell durch die Dialogoptionen, um mit der Aufgabe voranzukommen. Das wird mittlerweile sogar schon von Blizzard selbst parodiert. Wir verpassen dabei nicht nur den Grund, warum wir denn gerade zwölf Elementare verprügeln oder Fotos von Drachen machen sollen. Wir lassen uns dadurch auch wirklich spannende NPC-Gespräche und Hintergrundinformationen durch die Lappen gehen.

Blizzard nimmt das Spielerverhalten direkt am Anfang von Dragonflight selbst aufs Korn. Blizzard nimmt das Spielerverhalten direkt am Anfang von Dragonflight selbst auf's Korn.

Wie fatal das sein kann, zeigte mir zuletzt ein kleiner Zwerg namens Veritistrasz.

Klage gegen Activision Blizzard
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»Stay a while and listen«

Die Quest »Ein Weilchen bleiben« des netten Zwerges an der Klippen beim Rubinlebensschrein an der Küste des Erwachens ist nicht nur eine offensichtliche Anspielung auf Diablo, sondern klingt erstmal recht simpel: Setzt euch hin und genießt die Aussicht. Das können wir ja schnell einschieben, sagen mein Kollege Jules und ich im Launch-Stream zu WoW Dragonflight. Eigentlich wollten wir vor allem die Hauptstory anspielen und den ersten Dungeon besuchen, damit unsere Zuschauerinnen und Zuschauer möglichst viel von dem neuen Addon sehen. 

Wir setzen uns also zu dem Zwerg an die Klippe und während Jules dort sitzt und dem Zwerg schon nach einigen kurzen Sätzen per Dialogoption mitteilt, dass er leider keine Zeit für ein Gespräch hat, nehme ich mir doch noch kurz die Zeit und höre ihm etwas zu. Er fängt an, von den Dracheninseln zu sprechen.

Die Quest Die Quest ist sehr simpel.

Die Entscheidung Wir können uns entscheiden, ob wir ihm zuhören wollen.

Die Geschichte Veritistrasz erzählt uns von längst vergangenen Zeiten.

Einst, vor über zehntausend Jahren waren die Inseln sein Zuhause. Dann kamen die Drachenkriege gegen den schwarzen Drachenschwarm, der einst Teil der Drachenfamilie war und dann langsam dem Wahnsinn zum Opfer fiel: 

Ihr kennt Neltharion nur als Todesschwinge und seine Brut als verrückte, böse Wesen. Wir kannten sie, bevor sie fielen. Das war keine unbekannte Bedrohung, kein großes, drohendes Übel, wie es die Legion war. Es waren unsere Freunde, unsere Lieben. [...] Sie waren meine Freunde... und sie töteten meine Brüder und Schwestern.

Während wir an der Klippe sitzen, höre ich dem alten Zwerg zu, der schon so viel erlebt hat. Und ich erhalte einen Einblick in die Zeit, von der ich bisher kaum gehört hatten. Als die Aspekte noch nicht ihre Kraft abgegeben und nach Azeroth geflogen sind. Frage ich weiter nach, erfahre ich aber nicht nur historische Hintergründe, sondern auch eine persönliche Geschichte:

Meine beste Freundin gehörte zum schwarzen Drachenschwarm, wir hatten damals viel miteinander zu tun. [...] Ist das nicht lustig? Ich kann mich nicht an ihren Namen erinnern. Ich kann mich an ihr Gesicht erinnern, ich kann mich daran erinnern, wie das Licht von ihren schönen Schuppen reflektiert wurde, aber ich kann mich nicht an ihren Namen erinnern.

Ich kann mich an das Entsetzen erinnern, als ich nach Hause kam und sie über den Leichen meiner Familie, praktisch ihrer Familie, stehen sah. Ich erinnere mich an die Verzweiflung, als ich ihr meine Klaue in den Hals rammte, und ich erinnere mich an den Hass in ihren Augen, als das Licht in ihnen erlosch. [...] Wenn ich ihr gesagt hätte, was ich empfinde... Hätte es anders laufen können?... Ich habe sie geliebt... Und ich kann mich nicht an ihren Namen erinnern?

Spätestens bei den letzten Absätzen musste ich ziemlich schlucken und ein Tränchen vor laufender Kamera im Stream verdrücken. Dieser arme Zwerg hatte so viel durchgemacht, trug so einen Schmerz mit sich herum und ich hätte ihm beinahe nicht zugehört.

Noch mehr über Zwerge und fantastische Fantasy hört ihr übrigens im Buchautor mit Markus Heitz:

Link zum Podcast-Inhalt

Grandioses Questdesign

Als ich mich dann etwas später auf Reddit umschaute, sah ich, dass es vielen anderen WoW-Spielerinnen und -Spielern genauso erging. Was ich dort aber auch feststellte war, dass der Zwerg seine Antworten je nach der Volkszugehörigkeit des jeweiligen Charakters abwandelte. Mit den Nachtelfen sprach er über das Verbrennen des Weltenbaums Teldrassil, bei den Blutelfen spricht er über ihre Hauptstadt Silbermond und bei den Draenei spricht er über ihre Kindheit auf der Argus.

Dieses grandiose Questdesign zeigt nicht nur, wie qualitativ hochwertig und innovativ Nebenquest in WoW sein können, sie beweisen mir auch, dass ich mir wieder wesentlich mehr Zeit für das Lesen dieser Texte nehmen sollte. Denn in Azeroth gibt es noch so viel abseits von Schadenszahlen und Hauptstorys zu entdecken.

Wir müssen uns einfach nur die Zeit dafür nehmen.

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