Alte Recken des Papier-Rollenspiels Das Schwarze Auge erinnern sich mit freudenglitzernden Augen an Asleif Phileasson, denn der Thorwaler ist der Held einer legendären Abenteuerreihe. In vier Büchern, die später als »Drachenhals-Tetralogie« bekannt wurden, lieferte er sich eine Art »In 80 Tagen um Aventurien«-Wettrennen mit dem Kapitän-Konkurrenten Beorn und besuchte dabei die entlegendsten Landstriche. Wer einen so geschätzten Recken in einem Computerspiel einsetzt, sollte das mit Bedacht tun.
Radon Labs und der Publisher Dtp lassen Phileassons Drachenboot nun mit dem Addon Phileassons Geheimnisin der Welt von Drakensang: Am Fluss der Zeitankern. Während der Entwicklung ging Radon Labs pleite und wurde von der Browserspiel-Firma Bigpoint geschluckt. Mit deren Einverständnis durfte das Addon trotzdem finalisiert und veröffentlicht werden. Man wird nur leider den Eindruck nicht los, dass die Erweiterung schnellstens fertig werden musste. Phileassons Geheimnis erreicht nicht ansatzweise die Qualität des exzellenten Hauptprogramms.
Die (wirre) Handlung
Drakensang: Am Fluss der Zeit ist vor allem aus zwei Gründen ein feines Rollenspiel-Erlebnis: wegen der glaubwürdigen, lebendigen Spielwelt und wegen den vielen hübschen Geschichten, die darin erzählt werden, oft nur im Vorbeigehen. Beide Stärken ignoriert Phileassons Geheimnis komplett. Das Addon schleift die Heldentruppe im Verlauf von rund sechs Spielstunden stur durch komplett lineare Dauerkämpfe, die gespickt sind von ständigen Wiederholungen. Dabei passiert zwar ständig Unvorhergesehenes, was aber in der wirren Erzählung schnell gleichgültig wird - läuft ja eh nur auf Klopperei hinaus.
Nach der Installation integriert sich das Addon in die Hauptkampagne und beginnt mit einer neuen Wächterquest in Nadoret, bei der ein Drachenboot in Großen Fluss gesichtet wird. Am nächsten Tag treffen wir neben dem Gasthof »Zum Sanften Ochsen« auf Phileassons Mannschaft, die ihren Kapitän vermisst. Der hat im Wald hinter der Zollfeste einen Spährenriss entdeckt, durch den er in eine fremde Welt verschwindet. Wir natürlich hinterher.
Die andere Seite entpuppt sich als die legendäre Elfenmetropole Tie’Shianna, zu Drakensang-Zeiten seit 3.000 Jahren vernichtet, hier aber noch quicklebendig. Wie geht das, wie kommen wir hierher? Das mag uns als Spieler umtreiben, unsere Heldengruppe aber nicht. Der ist das Reisewunder schnurzegal, solange sie nur Phileasson heil zurückbringt. Der wiederum sucht eine Prinzessin zwecks Rettung - warum und wovor, bleibt erst mal kryptisch und wird später sehr verschwurbelt aufgelöst.
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