Seite 3: Fallout: New Vegas im Test - Heißer Sand, und ein verlorenes Land

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Technik: Stand von 2008

Obsidian hat die zweijährige Entwicklungszeit praktisch ausschließlich für die Inhalte aufgewendet, nicht für Änderungen an der Technologie, und so präsentiert sich Fallout: New Vegas als sichtlich gealtertes Abenteuer. Keine Frage, das zerklüftete Ödland von Nevada mit seiner imposanten Fernsicht und feinen Lichtstimmungen ist immer noch sehr schön anzusehen, aber es kommt einem doch albern vor, wenn man auf dem Strip von New Vegas alle paar Meter durch Barrikadentore aufgehalten wird, damit das Spiel nachladen kann.

Der New Vegas Strip ist das Hauptziel Ihrer Reise. Die Glitzerstadt ist leider etwas unbelebt, aber dafür stecken die Casinos voller Quests. Der New Vegas Strip ist das Hauptziel Ihrer Reise. Die Glitzerstadt ist leider etwas unbelebt, aber dafür stecken die Casinos voller Quests.

Dazu nervt, dass sehr viel mehr Kliffs die bergige Landschaft untergliedern als in Fallout 3, und damit man auch ja nicht von der falschen Seite über einen Berg läuft, halten unsichtbare Grenzen den Spieler kurz vor der Oberkante auf. Das stört das Gefühl der Bewegungs- und Entdeckungsfreiheit nachhaltig. In Gesprächen wirken die steifen, sparsam animierten Figuren in Zeiten von Dragon Ageund Mass Effect 2 gestrig.

Inszenierung war noch nicht die starke Seite der Fallout-Serie, und natürlich gibt es auch in New Vegas keine Skriptsequenzen, keine Zwischenszenen oder Kamerawechsel. Das lässt schmerzlich aufscheinen, wie sich das Spiel mit der Erzeugung von Dramatik quält. Das Städtchen Nipton zum Beispiel wurde von der fanatischen Ceasar's Legion zum Ort eines infernalischen Schiedsgerichts gemacht, auf glimmenden Scheiterhaufen dampfen die Skelette der Verurteilten, an Kreuzen zucken Sterbende im Todeskampf, ein Überlebender berichtet von einer infamen Lotterie, nach der sich die Todesarten bestimmten. Das könnte schauderhaft sein, wenn New Vegas nicht so furchtbar schematisiert wäre: Inmitten der Massakerreste stehen die Legionssoldaten herum, man läuft hin, plaudert in Nahaufnahme und geht dann seiner Wege. Vom Horror des Geschehens springt nichts auf die Figuren über, die Emotion verpufft in der starren Spielmechanik.

Die Quests sind gewohnt vielseitig. Hier sortieren wir als Wachmann Kunden eines Ladens aus. Die Quests sind gewohnt vielseitig. Hier sortieren wir als Wachmann Kunden eines Ladens aus.

Das gleiche Problem hatte schon Fallout 3, das trotzdem zu Recht als eins der besten Rollenspiele der letzten Jahre gilt. New Vegas ist ein in mancher Hinsicht verbesserter, noch umfangreicherer, mit markantem Witz und kauzigen Figuren gepfefferter Ableger dieser Vorlage und damit für Fallout-Freunde zweifelsohne ein zutiefst befriedigendes Spielerlebnis. Es bündelt unter einem leicht angegrauten Haarschopf noch einmal alles, was großartig an der aktuellen Generation von Fallout war und ist, ohne die Serie an den Stand der Zeit zu anzupassen. Das wird die Aufgabe von Fallout 4werden. Und die Lücke dazwischen? Füllt wieder die Mod-Gemeinde.

Bug-Report

Fallout: New Vegas lief in unserem Test nicht fehlerfrei. Die wichtigsten Patzer:

  • Die KI hat starke Wegfindungsprobleme. Dadurch bleiben Charaktere an Ecken hängen oder erreichen ihre Quest-Zielorte erst nach langem Suchen. Gegner lassen sich von erhöhten Positionen aus beschießen, ohne den Weg zu uns zu finden.
  • Begleiter halten sich nicht immer an ihre Befehle, laufen trotz Stillstands-Order auf Feinde zu und benutzen Fernkampfwaffen, obwohl ihnen Nahkampf befohlen wurde.
  • Eine Quest konnten wir nicht abschließen, weil die Ansprechpartner auf Nimmerwiedersehen verschwunden waren.
  • Einer unser potenziellen Begleiter (Lily) blieb für einen Teil des Spiels unauffindbar und tauchte später plötzlich wieder auf.
  • Die Quest-Logik ist in einigen Situationen fehlerhaft. So können wir Personen auf Dinge ansprechen, die wir noch gar nicht wissen dürften. Eine Quest konnten wir im Gespräch als erledigt melden, obwohl wir sie noch gar nicht abgeschlossen hatten.
  • Im V.A.T.S.-Modus lassen sich gelegentlich keine Körperteile anwählen. Dann hilft nur, den Modus zu beenden und neu zu aktivieren.
  • Die deutsche Übersetzung ist stellenweise mäßig und in einigen Fällen verwirrend. Mitunter finden sich saublöde Patzer wie »Willkommen!« für das englische »You're welcome« (»Gern geschehen«). In wenigen Fällen sind Sätze noch auf englisch, wiederholen sich Sprecher oder passen Text und Sprache nicht zusammen. Das alles hinterlässt einen schlampigen Eindruck.
  • Auf unseren Testsystemen waren immer wieder weiße Blitzer in der Spielgrafik zu sehen.
  • Im Testverlauf hatten wir mehrmals ungeklärte Abstürze, die aber nicht sehr häufig waren.

Wegen dieser Probleme ziehen wir zwei Punkte bei der Balance und einen Punkt beim Sound ab.

3 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (125)

Kommentare(125)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.