Seite 2: For Honor - Das Nahkampf-Call-of-Duty

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Berauscht von unserem blutigen Handwerk wollen wir uns gerade eine Glatze rasieren, den Bart wachsen lassen und Visitenkarten mit dem Namen Kratos, Position: Kriegsgott bestellen, als uns der erste Elite-Gegner ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen holt. Der Mistkerl blockt unsere Angriffe scheinbar nach Belieben und verbeult uns im Gegenzug mit kräftigen Hieben die blankpolierte Rüstung. Unverschämtheit! Um diesen Typen einen Kopf kürzer zu machen, müssen wir ihn per Knopfdruck anvisieren und damit das eigentliche Kampfsystem von For Honor aktivieren, das die Entwickler in aller Bescheidenheit The Art of Battle nennen.

For Honor - Entwickler-Video: Kampagne, Kampfsystem und Fraktionen im Detail Video starten 3:59 For Honor - Entwickler-Video: Kampagne, Kampfsystem und Fraktionen im Detail

Die grundlegende Mechanik des Systems ist so simpel wie gewieft. Ein Krieger hält seine Waffe stets in einer von drei Positionen, die wir mit der Maus oder dem rechten Analogstick unseres Gamepads wählen: links, rechts oder oben. Aus dieser Richtung kann er Angriffe ausführen und blockt vollautomatisch Schläge des Gegners. Im Grunde geht es also nur darum, den Feind durch schnelle Änderungen der Waffenhaltung zu überrumpeln und seinen Block zu umgehen, während man selbst rechtzeitig und richtig auf die Hiebe des Anderen reagiert. Eine Anzeige hilft, die korrekte Position zu erkennen. So weit, so einfach.

Bliebe es dabei, wären die Duelle aber ziemlich statisch und eintönig. Deshalb peppt For Honor das System durch zahlreiche Feinheiten auf. Was machen wir etwa, wenn sich ein Feind auf die Defensive verlässt und ständig nur blockt? Wir durchbrechen seine Verteidigung per Knopfdruck mit einer besonderen Attacke, packen ihn und schleudern ihn gegen die nächste Wand.

Einblendungen helfen, die Angriffsrichtung der Gegner zu bestimmen. Wir tippen aber darauf, dass Realismusfreunde das HUD auch ausblenden können. Einblendungen helfen, die Angriffsrichtung der Gegner zu bestimmen. Wir tippen aber darauf, dass Realismusfreunde das HUD auch ausblenden können.

Wer nur unkontrolliert angreift, verliert dagegen ständig an Ausdauer, ist ziemlich bald außer Puste und schaut bei einem Hieb des Gegners ziemlich dumm aus der Rüstung. Außerdem lassen sich Angriffe parieren und kontern, oder wir weichen ihnen mit einem schnellen Schritt einfach aus. So wird aus der intuitiven Grundmechanik ein anspruchsvolles Kampfsystem mit vielen Tricks und Kniffen.

Besonders beeindruckt hat uns auch, wie For Honor die Umgebung in die Kämpfe einbezieht. Wer versucht, mit seiner klobigen Streitaxt in einem engen Korridor weit auszuholen, wird schnell feststellen, dass so eine Waffe eher für die offene Feldschlacht entwickelt wurde. Einen Waffenwechsel gibt es nicht. Im Multiplayermodus, wo jede Fraktion über mehrere Kämpfertypen mit entsprechend unterschiedlicher Bewaffnung verfügt, dürften verschiedene Umgebungen dementsprechend auch andere Klassen bevorteilen und taktische Winkelzüge ermöglichen.

Ubisoft will bislang aber noch keine Details zu den diversen Kämpfern preisgeben. Nur so viel: Echte Fernkämpfer wird es definitiv nicht geben. In den von uns gespielten Missionen der Kampagne verzichtet For Honor übrigens vollends auf die sogenannten Feats, also Spezialfähigkeiten, die die Kämpfe im Multiplayermodus noch abwechslungsreicher und unberechenbarer machen.

Eine Kritik, die Spieler der Multiplayer-Alpha am Kampfsystem hatten, hat Ubisoft Montreal inzwischen angepackt. Kämpfe gegen mehrere Gegner sind nun nicht immer hoffnungslos. Werden wir getroffen oder blocken wir Schläge, füllt sich unser Revenge-Meter. Ist die Leiste voll, verfällt unsere Spielfigur in eine Art Berserkermodus. Dann teilt sie mehr Schaden aus und wird durch Treffer nicht mehr in ihren Angriffen unterbrochen. Eine Art letztes Aufbäumen, bevor wir in die Knie gezwungen werden. Jason VandenBerghe stellt aber auch klar, dass man Kämpfe gegen mehrere Feinde gar nicht fair gestalten will: »Wenn du bei Call of Duty um eine Ecke rennst und dort stehen drei Gegner, stirbst du auch mit ziemlicher Sicherheit. Es dauert nur nicht so lange wie bei For Honor und fühlt sich deshalb vielleicht nicht so frustrierend an.« Dennoch arbeite man weiter fleißig daran, den Kampf gegen zwei oder mehr Gegner interessanter und spaßiger zu machen.

Apolly…wer?

Am Ende der ersten Mission steht uns noch einmal ein besonders starker Recke gegenüber, der uns unser gesamtes Können abverlangt. Doch weil das Kampfsystem so eingängig ist, tänzeln wir jetzt bereits so gekonnt um ihn herum, parieren seine Angriffe, wechseln blitzschnell unsere Waffenhaltung und stoßen unsere Klinge an der Deckung vorbei tief in seine Rüstung, als hätten wir For Honor schon stundenlang gespielt.

Die geschmeidigen Kampfanimationen machen Schwertduelle zum absoluten Hingucker. Die geschmeidigen Kampfanimationen machen Schwertduelle zum absoluten Hingucker.

Nachdem wir ihn in die Knie gezwungen haben, schließt die Mission mit einer weiteren Zwischensequenz, die die Story vorantreibt: Obwohl der Warden seinen Herrn erfolgreich verteidigt hat, schließt der Wächter sich der Iron Legion an. Jetzt kann sein Abenteuer wirklich beginnen.

Koop? Koop!
In den Kampagnenmissionen von For Honor ist man fast nie allein unterwegs. Was läge da näher, als einen Koopmodus einzubauen? Genau das tut Ubisoft Montreal: Sämtliche Missionen lassen sich auch zu zweit angehen. Auf der PS4 und der Xbox One wird es sogar möglich sein, im Splitscreen zu schnetzeln. PC-Spieler müssen auf diese Möglichkeit verzichten.

Wie es weitergeht, erfahren wir nicht. Stattdessen lädt das Spiel eine Mission etwa aus der Mitte der Kampagne: Diesmal schlüpfen wir in die Haut eines Wikingers und können die Schlacht gegen die Samurai selbst spielen, die wir bereits aus der Präsentation kennen. Erneut leitet eine intensive Videosequenz das Spektakel ein, bevor wir selbst die Kontrolle übernehmen. Warum Ritter, Nordmänner und Samurai sich überhaupt die Köpfe einschlagen, wissen wir bislang nur in groben Zügen: Eine gewaltige Katastrophe hat alle drei Völker an den Rand ihrer Existenz gebracht und einen blutigen Kampf ums Überleben ausgelöst.

»The Myre«, das Land der Samurai, ist eine von drei Regionen der Welt von For Honor. Die Ritter leben in Ashfeld, die Wikinger in Valkenheim. »The Myre«, das Land der Samurai, ist eine von drei Regionen der Welt von For Honor. Die Ritter leben in Ashfeld, die Wikinger in Valkenheim.

Angeheizt durch Apollyon, die böse Anführerin der Blackstone Legions, droht der seit 1.000 Jahren schwelende Konflikt zu einem offenen Krieg zu werden. Okay, den Literaturnobelpreis wird For Honor für diese hanebüchene Story wohl nicht bekommen, dafür erzählen die Missionen eigene nette Geschichten. In diesem Fall die des ersten Wikingerangriffs auf das Land der Samurai. Also schultern wir die Streitaxt und auf geht's!

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Wicki gegen Kung Fu Panda

Das Leben als langbärtiger Axtschwinger unterscheidet sich kaum vom Dasein als ehrenvoller Rittersmann. Wieder schnetzeln wir uns mühelos durch Scharen einfacher Gegner. Wieder liefern wir uns Duelle mit besonders hartnäckigen Elitegegnern. Die drei Fraktionen unterscheiden sich spielerisch weniger stark, als man annehmen könnte. Abwechslung soll vor allem durch die schon angesprochenen Soldatenklassen ins Spiel kommen.

Die Heldenklassen unterscheiden sich deutlich voneinander. Einige setzen auf Kraft, andere auf Geschwindigkeit und Finesse. Die Heldenklassen unterscheiden sich deutlich voneinander. Einige setzen auf Kraft, andere auf Geschwindigkeit und Finesse.

Ein Beispiel dafür erleben wir, als sich uns ein besonders rundlicher Samurai in den Weg stellt. Während wir noch »Kung Fu Panda« denken, brät er uns schon mit seinem Kanabo (eine ziemlich fiese Stachelkeule) eins über. Der Typ ist zwar lahm, aber wo er hindrischt, wächst kein Gras mehr. Lebensenergie regeneriert sich in For Honor übrigens nicht automatisch. Stattdessen sammeln wir leuchtende Items ein, die auf dem Schlachtfeld herumschweben - autsch, das kostet Atmosphäre - oder lösen eine der schon erwähnten Exekutionen aus, sofern wir es schaffen, unseren Widersacher zuvor mit einer schweren Attacke niederzustrecken.

Nachdem wir gemeinsam mit unseren Wikingerkollegen den Strand gesichert haben, erklimmen wir per Wurfanker die Festungsmauer. Dabei sollten wir tunlichst darauf achten, den Steinen auszuweichen, die verzweifelte Verteidiger auf uns herabregnen lassen. Anschließend kämpfen wir uns über die Befestigungsanlagen, bis wir es schließlich schaffen, das Tor für unsere Mitstreiter zu öffnen. Im einem letzten Kampf schicken wir noch den General der Festung zu seinen Vorfahren, und dann ist es geschafft. Die Wikinger haben den ersten Widerstand der Samurai gebrochen. Der Raubzug kann beginnen.

Stoisch erklimmen wir die Mauer, während Felsbrocken und Pfeile unsere Kameraden zerfetzen. Stoisch erklimmen wir die Mauer, während Felsbrocken und Pfeile unsere Kameraden zerfetzen.

Bis wir die Geschichte fortsetzen können, wird es allerdings noch ein wenig dauern. Pünktlich zum romantischen Valentinstag am 14. Februar 2017 soll For Honor in den Handel kommen. Dann werden wir sehen, ob auch die übrigen Missionen der Kampagne so brachial inszeniert sind wie diese.

Multiplayer-Freunde dürfen mit etwas Glück aber schon früher zum Schwert greifen. Vor dem Launch will Ubisoft Montreal wie schon bei The Division noch mehrere Alpha- und Betatests veranstalten. Einer davon soll »schon bald« starten. Den genauen Termin mochten die Kanadier allerdings noch nicht verraten.

For Honor - E3-Fazit zum Schwertkampf-Actionspiel Video starten 2:22 For Honor - E3-Fazit zum Schwertkampf-Actionspiel

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