Mein Name ist Maximus Decimus Meridius - Kommandeur der Truppen des Nordens - Tribun der spanischen Legionen - treuer Diener des wahren Imperators Marcus Aurelius - Vater eines ermordeten Sohnes - Ehemann einer ermordeten Frau - und ich werde mich dafür rächen, in diesem Leben oder im nächsten!
Euch jagt Russell Crowes legendäres Zitat aus Gladiator noch immer einen eiskalten Schauer den Rücken runter? Damit seid ihr nicht allein.
24 Jahre später will es Regisseur Ridley Scott nochmal wissen und schickt uns für Gladiator 2 zurück ins Kolosseum und ins Kino. Kann die Fortsetzung in der Arena triumphieren oder zückt der römische Kaiser einen vernichtenden Daumen nach unten?
Die überraschende Antwort lautet für mich: Beides.
Worum geht’s in Gladiator 2?
Die Story: Lucius (Paul Mescal), zunächst Hano genannt, will eigentlich nur ein ruhiges Leben in Nordafrika, abseits der Herrschaft Roms, führen. Allerdings verliert er eines Tages auf brutale Art und Weise seine Familie und landet als Sklave in der Arena, um für Rache und seine Freiheit zu kämpfen. Sein Weg könnte sogar das gesamte Schicksals Rom entscheiden.
Und ja, wenn ihr den ersten Gladiator gesehen habt, kommt euch diese Prämisse natürlich verdammt vertraut vor. Einen konkreten Eindruck zum Film bekommt ihr im offiziellen Trailer:
Für wen ist Gladiator 2 interessant?
Hand aufs Herz: Gladiator hätte wirklich keine Fortsetzung gebraucht. Das Original von 2000 kann wunderbar für sich alleine stehen und ist 24 Jahre später noch immer ein fantastischer Film, der zweieinhalb Stunden lang in seinen Bann zieht.
Gladiator 2 hat wiederum zwei große Probleme:
- Die Fortsetzung macht das offene und eigentlich hoffnungsvolle Ende des ersten Teils zunichte. Denn schon in den ersten Minuten von Gladiator 2 wird auf schmerzhafte Art und Weise ersichtlich: Maximus’ großes Opfer hat nichts bewirkt. Rom ist korrupter und verkommener denn je.
- Gladiator 2 erzählt eigentlich die gleiche Geschichte wie Teil 1. Allerdings mangelt es dem Sequel an einer spannenden Hauptfigur, eigenen Ideen und ikonischen Zitaten. Das lässt die Daseinsberechtigung der direkten Fortsetzung guten Gewissens infrage stellen.
Lohnt es sich trotzdem, einen Blick auf Gladiator 2 zu riskieren? Ja - sofern ihr eure Ansprüche herunterschraubt. Ihr solltet definitiv nicht davon ausgehen, dass Teil 2 das Niveau seines Vorgängers erreicht oder gar übertrifft. Denn dann werdet ihr unweigerlich enttäuscht.
Denkt also nicht zu viel nach und stellt euch auf einen wilden Ritt mit ein paar Höhen und einem ordentlichen Anteil an Tiefen ein. Zu den absoluten Highlights von Gladiator 2 zählt zum Beispiel die brachiale Action, die Ridley Scott spektakulär in Szene setzt. Hier werden Affen gebissen, Nashörner geritten und Gladiatoren von Haien zerfetzt.
Das ist ziemlich dumm, aber macht Spaß. Dasselbe trifft auch auf die beiden Schurken von Gladiator 2 Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) zu. Das Kaiser-Duo wird so unmissverständlich und derb als verkommen und hassenswert in Szene gesetzt, dass Subtilität
bei Ridley Scotts Regieanweisungen ein Fremdwort sein muss.
Sei’s drum - die eigentlichen Stars von Gladiator 2 sind sowieso Denzel Washington als Gladiatoren-Boss Macrinus und Pedro Pascal als römischer General Acacius. Beide überschatten mit ihren jeweils völlig unterschiedlichen Figuren den eigentlichen Titelheld (Paul Mescal als Lucius) und hätten wesentlich spannendere Protagonisten abgegeben.
Lucius schafft in seinem eigenen Film nicht, aus dem Schatten von Maximus herauszutreten. Teilweise verschwindet er sogar komplett von der Bildfläche, während viel interessantere Storystränge und Figuren beleuchtet werden. Manchmal wirkt es sogar so, als hätte Ridley Scott Interesse an Lucius verloren, da er mit Maximus sowieso schon eine bessere Version des Charakters inszeniert hat.
So müssen wir zum Beispiel auch hinnehmen, dass Lucius zum Held der Arena und Anführer der Gladiatoren wird, ohne dass wir das unmittelbar mitbekommen. Viele Schlüsselmomente von Gladiator 2 finden abseits des Leinwandgeschehens statt. Uns wird dafür ein blutiges Spektakel aufgetischt, das zwar oft, aber nicht immer darüber hinwegtäuscht.
Stärken und Schwächen von Gladiator 2
Was uns an Gladiator 2 gefallen hat
- Die Action: Man kann von Ridley Scott halten, was man will - seine Actionszenen knallen. Egal, ob die Streitkräfte Roms in eine Küstenfestung einfallen, er eine Horde wilder (CGI-)Affen auf Paul Mescal loslässt oder eine Seeschlacht im Kolosseum inszeniert: Gladiator 2 bietet ordentlich was fürs Auge. Mit einem Anspruch an den Realismus solltet ihr natürlich nicht ins Kino gehen, denn der wird von der ersten Minute an über Bord geworfen. Für Hirn aus, Mund auf reicht es aber allemal.
- Denzel Washington: Es dürfte wahrscheinlich niemanden überraschen, aber Macrinus ist der absolute Show-Stealer von Gladiator 2. Selbst wenn ihr keinen Spaß im Kino habt, steht unweigerlich fest: Denzel Washington hat das allemal. Auch wenn sein Charakter letztendlich zu undurchsichtig und seine Motivation zu wenig greifbar bleiben, bietet Gladiator 2 die grandiose Performance einer echten Schauspiel-Größe.
- Das berittene Nashorn: In Gladiator 2 reitet jemand mit einem Nashorn ins Kolosseum - wie könnte man sich davon nicht unterhalten fühlen?
Was uns an Gladiator 2 nicht gefallen hat
- Die Story: Gladiator 2 erzählt dieselbe Geschichte wie Teil 1 - nur in weniger gut. Es scheint, als hätte Ridley Scott eine (angeblich) 310 Millionen US-Dollar teure Ausrede gebraucht, um Nashörner und Haie im Kolosseum loszulassen.
- Die Hauptfigur: Lucius ist kein Maximus und Paul Mescal ist kein Russell Crowe. Der eigentliche Held von Gladiator 2 ist keiner, denn dafür bleibt er den ganzen Film über zu passiv und antriebslos. Selbst seine eigentliche Motivation fällt spätestens in der Mitte des Films in sich zusammen, während er offscreen so etwas wie eine Pseudo-Entwicklung durchmacht. Mescal ist zweifelsfrei ein begnadeter Schauspieler, wird aber in der Arena von einem mauen Drehbuch zurückgehalten.
Fazit der Redaktion
Valentin Aschenbrenner
@valivarlow
Würde mich Russell Crowe anschreien, ob ich mich von Gladiator 2 denn nicht unterhalten fühle, würde ich mich wahrscheinlich erstmal einnässen. Als nächstes müsste ich ihn nicht einmal anlügen, denn trotz aller Schwächen und kuriosen Entscheidungen hat mir Ridley Scotts Sequel tatsächlich eine gute Zeit im Kino beschert! Und das, obwohl der Film so viel Quatsch macht.
Natürlich kommt Gladiator 2 nicht ansatzweise an den grandiosen Vorgänger heran. Dafür ist der neue Teil zu uninspiriert, zu platt und zu unfokussiert. Währenddessen ist der erste Gladiator dank Russell Crowe und Joaquin Phoenix noch immer ein Brett von einem Film, der 24 Jahre später genauso gut unterhält, wie damals.
Wer Gladiator 2 aber nicht zu ernst nimmt und gelegentlich auch mal beide Augen zudrückt, kommt auf seine oder ihre Kosten - so wie ich zum Beispiel! Es mag an meiner nicht vorhandenen Selbstdisziplin liegen, aber während des Kinobesuchs ist mir nicht mal aufgefallen, dass ich in kürzester Zeit gleich zwei Tüten Popcorn inhalierte. Damit erkläre ich mir zumindest die verhaltenen Blicke meiner werten Kollegin Steffi, deren Portion mir ebenfalls zum Opfer fiel.
Sorry, Steffi ...
Fazit der Redaktion
Steffi Schlottag
@ThePumpkini
Autsch. Gladiator 2 hat meine ohnehin schon niedrigen Erwartungen noch unterboten. Als bekennender Fan von Teil 1 war ich skeptisch, ob es wirklich eine Fortsetzung braucht. Die Antwort lautet: Nein. Schon gar nicht diese. Da verging mir direkt der Popcorn-Appetit, sehr zur Freude des werten Kollegen Vali!
Das größte Problem ist für mich das Writing: Der Film hält sein Publikum bestenfalls für unaufmerksam und schlimmstenfalls für dumm. Subtext existiert nicht. Sämtliche Charaktere sind so platt, dass sie unter einer Tür durchpassen würden – mit Spielraum. Einzige Ausnahme ist mit etwas gutem Willen Macrinus (Denzel Washington), der aber etwa einem Commodus aus dem Vorgänger längst nicht das Waser reichen kann.
Man spürt, dass die hochkarätige Besetzung sich wirklich Mühe gibt, aber sie alle werden vom Skript zurückgehalten, das keinerlei Raum für Grauzonen oder Charakterentwicklung lässt. Stupide Filme können wunderbar funktionieren, wenn sie wissen, dass sie stupide sind. Pacific Rim, zum Beispiel! Leider fehlt Gladiator 2 jede Selbstironie. So ist er ein schwacher Abklatsch seines viel besseren Vorgängers.
Immerhin optisch macht er durchaus was her. Ich finde lobenswert, wie kontrastreich die meisten Szenen ausfallen und wie gekonnt sie ausgeleuchtet sind. Nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der viele Filme hinter einem Grauschleier stecken. Wenn ihr euer Hirn an der Kinotür abgeben und zwei Stunden anspruchslose Action angucken wollt, dann kann ich euch den Film empfehlen. Ansonsten schaut lieber nochmal den ersten.
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