Als ich das erste Mal mit Google Stadia spiele, ist mir das ganz schön peinlich.
Dabei bin ich beileibe kein Streaming-Fundamentalist, der Netflix ablehnt und glaubt, dass man Spiele doch bitteschön auf der eigenen Festplatte installiert haben muss, um sie zu besitzen. Schließlich »gehören« mir ja auch viele meiner Spiele auf Steam, Uplay oder dem Epic Games Store nicht wirklich, wenn man es ganz genau nimmt, ich besitze lediglich eine Lizenz zum Spielen.
Einen Always-online-Zwang gibt es bereits in so vielen Spielen, da scheint Spiele-Streaming über Google Stadia nur der nächste logische Schritt, auch wenn Kritik an diesem Geschäftsmodell erlaubt sein muss und ich tatsächlich immer noch einer dieser Irren bin, der sich zu Hause manche Fernsehserien als DVDs oder Blu-rays ins Regal stellt.
Aber hey, dafür muss man sich genauso wenig schämen wie dafür, mit Google Stadia seine Spiele über eine (hoffentlich sehr dicke und sehr flotte) Leitung direkt aus dem Internet zu saugen. Warum bin ich dann also so peinlich berührt beim ersten Hands-on-Test der Stadia-Technik auf der gamescom? Na weil mir die Vertreter von Hersteller Google interessiert zuschauen - und ich mich mit dem neuen Stadia-Controller so unglaublich dämlich anstelle!
Aber jetzt mal ehrlich: Wer kommt auch auf die Idee, einen leidenschaftlichen PC-Spieler dazu zu zwingen, mit dem Gamepad einen Ego-Shooter spielen zu lassen? Wäre ich ein kleingeistiger Mensch (zum Beispiel mit dem - völlig aus der Luft gegriffenen - Spitznamen »Hater-Peter«), würde ich Google Stadia allein deswegen schon verteufeln. Zumindest in der Messe-Demo, denn nach dem Launch werdet ihr Stadia-Spiele natürlich auch mit Maus und Tastatur spielen können - in Köln war das aber zu Präsentationszwecken nicht vorgesehen.
Aber mein größte Problem mit dem neuesten Versuch, ein »Netflix für Spieler« zu starten, müssen glaube ich auch gänzlich objektive Beobachter anerkennen - und es geht dabei ausnahmsweise mal nicht um die Angst vor Verbindungsproblemen, Input-Lag und Offline-Perioden.
Der Autor
Peter Bathge weigert sich standhaft, eine kostenpflichtige Amazon-Prime-Mitgliedschaft abzuschließen, hatte in der Vergangenheit immer nur für kurze Zeit einen Netflix-Vertrag (meist wenn die neuen Folgen der - furchtbar enttäuschenden - Serie »Star Trek: Discovery« erschienen) und schaut privat gerade zum zweiten Mal alle zehn Staffeln von »Stargate SG-1« - auf DVD! Mit Google Stadia hatte er unlängst auf der gamescom das erste Mal Kontakt und war positiv überrascht, wie reibungslos die Streaming-Technik beim Spielen funktionierte. Aber trotzdem glaubt er nicht daran, dass sich der Dienst durchsetzen wird.
Google Stadia: Spielen ohne Input-Lag - aber es gibt einen Haken
Google hatte zwei Spiele nach Köln »mitgebracht«, an denen sich Journalisten wie ich von den Vorzügen der Stadia-Technik überzeugen sollten. Ich schreibe »mitgebracht« in Anführungszeichen, denn natürlich befanden sich die Versionen von Doom Eternal und Mortal Kombat 11 eben nicht auf einem Präsentations-Laptop, den einer der Mitarbeiter im Handgepäck seines Fliegers über den Pazifik befördert hatte.
Nein, die Spiele warteten auf den Google-Serverfarmen (angeblich in Frankfurt), wo sie auf einem starken High-End-Rechnern liefen, gesteuert von meinen amateurhaften Controller-Eingaben in Köln. Gestreamt wurden die Spiele per Chromecast auf einen 4K-Fernseher - oder ein Google-Pixel-Smartphone. Eben ganz so, wie es zum Launch von Google Stadia im November 2019 sein wird, quasi ein Test unter Realbedingungen. Nur eins war beim Hands-on auf der gamescom unrealistisch: die Internetverbindung.
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