Der raue Seegang hat das Handelsschiff ganz schön mitgenommen - und dann fällt auch noch der Preis für die importierten Pelze in den Keller. Aber egal: Dem Mitspieler geht es ja nicht besser und sein Angriff auf ein fremdes Kontor hatte so fatale Konsequenzen, dass sich sein Unternehmen lange nicht erholen wird. Dafür steigt man endlich vom Ratsherrn zum Senator auf - aber wieso empfängt einen der Kurfürst immer noch nicht?
Auf den ersten Blick fällt es schwer, die Faszination von Hanse nachzuvollziehen - die Grafik war schon im Erscheinungsjahr 1986 bescheiden, der Sound beschränkte sich auf einen einfachen Signalton. Und doch tauchten zahlreiche deutsche Spieler in den Titel des Programmierers Ralf Glau ein, in dem sie im Lübeck des 14. Jahrhunderts eine florierende Reederei aufbauen müssen und bis zum Bürgermeister aufsteigen können, während Kriege und Piraten das Geschäft bedrohen. So nüchtern die Präsentation ist, so wichtig wird einem schnell der Aufbau seines Imperiums: Man freut sich über jeden gelungenen Handel, bangt um jedes angeschlagene Schiff. Vor allem im Mehrspielermodus freut man sich diebisch, wenn man als Hanseat mehr Handelsgeschick beweist als die Gegner.
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Nach dem Wirtschafts-Urvater Kaiser wird Deutschland mit den Spielen von Ralf Glau zum Wirtschaftsvolk. Hanse war seinerzeit so populär, dass erst vor kurzem mit Hanse: Imperium der Kaufleute eine Neuauflage erschien - die mittlerweile vierte (siehe Bildergalerie). Nachfolgende Spiele wie die Patrizier-Reihe oder Die Fuggerhaben Glaus Pionierleistung viel zu verdanken. Und Glau selber lässt zwei weitere Wirtschaftssimulationen folgen.
Bekannt ist vor allem das 1987 erschienene, in der Zwischenkriegszeit angesiedelte Vermeer, in dem man Plantagen aufbauen soll, um mit den Gewinnen eine gestohlene Kunstsammlung bei Auktionen zurückkaufen zu können. Seine Handelstrilogie beendet Glau 1988 mit dem Titel Yuppi's Revenge, das den Ölboom der Sechziger aufgreift und die Spieler auf die Jagd nach dem schwarzen Gold schickt, während man sich gleichzeitig um Aktienkurse und den eigenen Gesundheitszustand kümmern muss.
In den Neunzigern wurde es still um Glau, Informationen über ihn sind spärlich - aber wir konnten ihn aufspüren und mit ihm über eine Zeit reden, in der man sich bei Programmierlösungen noch originell behelfen musste.
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