Nachgebesserte Intel-Benchmarks des Core i9 9900K - Laut neuen Tests schrumpft der Vorsprung zum Ryzen 2700X

Nachdem bekannt wurde, dass Intel die Benchmarks des Core i9 9900K geschönt hat, gibt es jetzt neue Testergebnisse. Denen zufolge liegt die Intel-CPU nur noch knapp vor dem Ryzen 2700X.

Intel und die mit Vorab-Benchmarks des kommenden Core i9 9900K beauftragte Firma Principled Technologies ernteten massive Kritik, da der im Vergleich genannte Ryzen 7 2700X nicht unter identischen Bedingungen getestet wurde - mittlerweile gibt es aktualisierte Benchmarks (Bild: Intel) Intel und die mit Vorab-Benchmarks des kommenden Core i9 9900K beauftragte Firma Principled Technologies ernteten massive Kritik, da der im Vergleich genannte Ryzen 7 2700X nicht unter identischen Bedingungen getestet wurde - mittlerweile gibt es aktualisierte Benchmarks (Bild: Intel)

Update: Principled Technologies, die den in Kürze erwarteten Core i9 9900K im Auftrag von Intel einem Benchmark-Test im Vergleich mit AMDs Ryzen 7 2700X und zwei Threadripper-Modellen mit fragwürdigem Ergebnis unterzogen hatten, haben nach der starken Kritik aus der Community eine aktualisierte Version mit Benchmarks aus einem Nachtest veröffentlicht, in dem der Ryzen 7 2700X nun mit allen acht statt wie vormals nur mit vier aktiven Kernen gemessen wurde.

In den ursprünglich von Intel beauftragten und von Principled Technologies durchgeführten Benchmarks des Core i9 9900K gegen den Ryzen 7 2700X lief der AMD-Prozessor nur mit vier statt acht aktiven Kernen, da der eigentlich für Threadripper-CPUs gedachte Game Mode aktiviert war - diese bringen mit ihren bis zu 16 Kernen und 32 Threads manche Game Engine durcheinander und laufen im Game Mode mit halbierter Kernzahl, um Kompatibilitätsprobleme in einigen Spielen zu umgehen.

Laut dem Nachtest des Ryzen 7 2700X im Standardmodus mit acht Kernen und sechzehn Threads (wie sie der Core i9 9900K ebenfalls besitzt) verringert sich der Vorsprung des Core i9 9900K gegenüber dem Ryzen 7 2700X in manchen Benchmarks deutlich - unterm Strich ist der Core i9 9900K in den aktualisierten Benchmarks von Principled Technologies zwischen 5 und 25 Prozent schneller als der 2700X, im Durchschnitt sind es 12 Prozent (via Golem).

Wer die Benchmark-Ergebnisse im Detail nachlesen will, kann das im pdf von Principled Technologies tun.

Alle Kritikpunkte an den Vergleichs-Benchmarks sind damit aber immer noch nicht ausgeräumt: Der Ryzen 7 2700X lief nach wie vor mit DDR4-RAM mit weniger aggressivem Timing als der Core i9 9900K (XMP-Profil aktiv) und dazu mit AMDs Boxed- statt einem 70 Euro teuren Noctua-Kühler.

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Originalmeldung: Als Intel den Core i9 9900K vollmundig als »besten Gaming-Prozessor der Welt« ankündigte, lieferte der Hersteller zum Beweis die passenden Benchmarks gleich mit. Doch die Behauptung, der 9900K könne bis zu 50 Prozent mehr Leistung bringen als AMDs derzeitiges Topmodell für Spieler Ryzen 7 2700X war wohl doch ein wenig optimistisch. Denn wie Golem und Hardware Unboxed übereinstimmend berichten, sind die Benchmark-Ergebnisse offensichtlich nicht unter auch nur annähernd vergleichbaren Bedingungen entstanden.

Die Benchmark-Tests hat Intel von der Firma Principled Technologies (PT) durchführen lassen. Principled Technologies verwendete stellenweise aber (gelinde ausgedrückt) seltsame Settings für die AMD-CPUmit dem Resultat, dass der Ryzen 7 2700X im Vergleich zum Core i9 9900K erheblich schlechter abschneidet als unter realen Bedingungen zu erwarten.

So läuft der Core i9 9900K im Test von PT mit DDR4-2666-Arbeitsspeicher und XMP-Profil, wodurch besonders niedrige Latenzwerte erreicht werden. Beim Ryzen 7 2700X kommt zwar DDR4-2933 zum Einsatz, allerdings mit automatisch gesetzten und insgesamt höheren Latenzen - ein Nachteil für AMD.

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Beim i9 9900K ist zudem das Multicore-Enhancement aktiviert, das den Takt All-Core-Turbo von 4,7 auf 5,0 GHz steigert, eine solche Optimierung greift beim Ryzen 7 2700X nicht. Auch bei der verwendeten Kühlung gibt es Unterschiede: Während der Prozessor von Intel mithilfe eines Noctua NH-U14S (ca. 70 Euro) gekühlt wird, muss sich die Ryzen-CPU mit dem beiliegenden Boxed-Kühler der Wraith-Serie begnügen.

Laut Golem sind dazu die Spiele-Benchmarks wenig aussagekräftig, da man sich durch die gewählte Detailstufe im GPU-Limit befinde (allerdings gilt das ebenfalls für den Ryzen 7 2700X), auch werden Messungen zur Frametimes vermisst.

Ryzen nur mit halber Kraft?

Den größten Leistungsunterschied dürfte aber folgende Konfiguration im Test ausmachen: Hardware Unboxed hat festgestellt, dass PT den Ryzen 7 2700X mithilfe der Ryzen Master Software im Game Mode getestet hat. Dadurch wird eines der beiden CCX-Module des Ryzen 7 2700X abgeschaltet, sodass der der 2700X nicht mit acht, sondern nur mit vier Kernen arbeitet!

Dieser spezielle Game Mode zur Halbierung der aktiven Kerne/Threads war von AMD mit den Threadripper-CPUs eingeführt wurden, die mit ihren bis zu 16 Kernen und 32 Threads manche Spiele-Engine aus dem Takt bringen und zum Zocken teils besser mit halbierter Core-Zahl genutzt werden.

Intel selbst hat dazu mittlerweile in einer Stellungnahme gegenüber Forbes erklärt, man erwarte, dass »weitere Tests in den kommenden Wochen zeigen werden, dass der Intel Core i9 9900K der weltbeste Gaming Prozessor ist«.

Weiter erklärt der Hersteller, PT habe »diese ersten Tests mit Systemen innerhalb der Spezifikation durchgeführt, die konfiguriert wurden, um CPU Performance zu zeigen« und habe außerdem »die Konfiguration veröffentlicht«. Die Daten stimmten mit dem überein, was Intel selbst in eigenen Labor-Ergebnissen gesehen habe.

Wir erwarten zwar ebenfalls, dass der Core i9 9900K in Spielen schneller sein wird als der Ryzen 7 2700X – die Außenwirkung der in Auftrag gegebenen und vorab veröffentlichten Spiele-Benchmarks unter diesen von vielen als absichtlich unfair empfundenen Settings ist unserer Ansicht nach aber (sehr) kontraproduktiv für Intel.

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Update 15:50 Uhr: Gamers Nexus hat die für die Benchmarks verantwortliche Firma Principled Technologies besucht und befragt einen der Eigentümer ausführlich nach dem Prozedere. Dabei werden gezielt die einzelnen Kritikpunkte angesprochen (siehe Youtube-Video unten). Insgesamt sind die Antworten eher ausweichend, da der Befragte seinen eigenen Angaben nach nicht direkt mit den Tests befasst war.

Auf die besonders interessante Frage nach dem aktivierten Game Mode (und der daraus resultierenden Kernhalbierung beim 2700X) gibt er an, sie hätten bei Threadripper-Modellen mit aktiviertem Game Mode durch die Bank bessere Ergebnisse in den Gaming Benchmarks gesehen und sich daher entschieden, den Game Mode für alle AMD-Modelle zu aktivieren, um möglichste gleiche Grundvoraussetzungen zu schaffen.

In Bezug auf den Ryzen 7 2700X gibt er dann zu, dass das möglicherweise die falsche Entscheidung gewesen sei und dass man gegebenenfalls nachmessen und neue Ergebnisse präsentieren würde.

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