Seite 2: Interviews zu Cloud Atlas - Tom Hanks, Halle Berry & die Regisseure

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Tom Tykwer, Andy und Lana Wachowski

Von links nach rechts: Andy Warchowski, Tom Hanks, Halle Berry, Tom Tykwer und Lana Wachowski. Von links nach rechts: Andy Warchowski, Tom Hanks, Halle Berry, Tom Tykwer und Lana Wachowski.

GameStar: Der Wolkenatlas ist ein komplexes und schwer zu verfilmendes Buch. Wie ist es Ihnen gelungen, das Geld dafür zu bekommen?

Lana Wachowski: Na ja, es ist uns nicht wirklich gelungen. Wir mussten unser eigenes Geld investieren und eine Hypothek auf unser Haus aufnehmen, weil es so schwierig war. Geld bekamen wir vor allem von Leuten, die eine ähnliche Liebe für's Kino und den Mut zu einem solchen Projekt hatten. Vieles hing damit zusammen, dass wie die herkömmliche Rangehensweise an das Filmemachen überwinden mussten. Heute wird der Markt dominiert von Sequels und Prequels oder von Remakes. Das ist nicht nur von den Zuschauern so akzeptiert, sondern auch von den Menschen, die die Filme schreiben oder produzieren.

Keiner hinterfragt, dass ein Film heute einfach nur ein pures Produkt darstellt. Es ist fast schon wie ein Widerstand gegen Originalität. Selbst nach dem wir die ganze Besetzung zusammen hatten und große Stars wie Tom Hanks und Halle Berry dabei waren, bekamen wir das Geld nicht zusammen. Der Film schien einfach so weit davon entfernt, was heute als marktfähiges Produkt angesehen wird.

GameStar: Hat Sie das Geld denn dann die ganze Zeit über beschäftigt, oder war es möglich, das gedanklich beiseite zu schieben?

Tom Tykwer: Es war uns vor allem dann sehr bewusst, wenn das Geld wieder einmal knapp wurde und es so aussah, als könnte das ganze Projekt scheitern. Selbst wenn ich einen Film für 100 Millionen Euro mache, wenn dann zwei Millionen fehlen, dann wird es nichts. Wir hätten große Teile weglassen müssen. Ursprünglich waren sogar 180 Millionen angesetzt, wir hatten es also schon runtergeschraubt. 100 Millionen waren das absolute Minimum um den Film immer noch so aussehen lassen zu können, wie wir es wollten.

Cloud Atlas ist im wahrsten Sinne ein independent Film, das Geld kam aus allen möglichen Ecken zusammen, von Menschen, die an das Projekt glaubten. Aber ich persönlich muss zugeben, dass ich keine Beziehung zu einer solchen Menge Geld habe. Ob es nun eine Millionen sind oder 100, das sind so abstrakte Summen, dass ich da keinen Bezug zu habe. Das ist vielleicht das absurde an der Kunstform Film. Ganz egal, wie klein der Film ist, er wird immer mehr Geld kosten als man selber je in den Händen halten wird. Und selbst dann ist es meist nicht genug. Bei »Drei« brauchten wir sieben Millionen und mussten es mit vier schaffen. Bei Das Parfüm hätten wir 80 gebraucht, hatten aber nur 50.

GameStar: Rechnen Sie mit Oscars für Cloud Atlas?

Lana Wachowski: Sartre sagte, dass jegliche materialistische Philosophie Menschen und Kunst zu nichts als Objekten reduziert. Daran muss ich immer denken, wenn ich höre, wie Menschen über Filme reden, die Kunstform, die ich so sehr liebe. Es geht immer darum, wieviel etwas gekostet hat und dann darum, wieviel es einspielt. So werden Erfolg oder Versagen definiert. Oder eben darüber, ob ein Film ausgezeichnet wird.

Als Künstlerin empfinde ich das als sehr schwierig. Erfolg oder Misserfolg über Geld oder Preise zu definieren, erscheint mir abstoßend. Viele der größten Kunstwerke oder Romane haben nie einen Penny eingebracht. Manche Dinge haben auch Jahre nachdem sie als Flop bezeichnet wurden noch eine große Wirkung auf Menschen, und darum geht es uns. Wir möchten etwas originelles schaffen, dass unsere Sichtweise repräsentiert und wir hoffen, dass das dann auch andere Menschen bewegen wird.

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GameStar: In den USA läuft der Film bereits seit Anfang November. Möchten Sie wissen, was die Menschen denken, nachdem sie ihn gesehen haben?

Lana Wachwoski: Es ist immer eine schöne Erfahrung zu sehen, wie unsere Filme das Leben eines anderen beeinflussen. Andy und ich haben uns in den letzten zehn Jahren sehr von der Öffentlichkeit ferngehalten, aber wenn wir uns öffentlich zeigen, bekommen wir viel mehr davon mit, was die Menschen über unsere Filme denken. In dieser Hinsicht zahlt es sich aus, ein öffentliches Leben zu führen.

Die Menschen kommen regelrecht auf uns zugelaufen und packen uns am Arm, manchmal weinen sie sogar. Solche Reaktionen habe ich noch nie erlebt und wenn uns gesagt wird, wieviel Cloud Atlas jemandem bedeutet, dann berührt uns das sehr. Das ist ein wahres Geschenk und hat die Härte des öffentlichen Lebens sicher etwas abgefedert.

GameStar: Ist es etwas Besonderes für Sie, hier bei der Berliner Premiere des Films zu sein, weil Sie ihn hier gedreht haben?

Andy Warchowski: Ja, unsere ganze Crew ist hier und wir können uns so bei allen bedanken. Wir sind sehr stolz auf sie.

Lana Wachowski: Berliner Fans haben eine Liebe zum Kino, die einzigartig ist. Hier mag man es, über Filme nachzudenken. Es gibt dieses tolle Zitat von Bertrand Russel, in dem er sagt: »Die meisten Menschen würden lieber sterben als zu denken und genau das ist es, was die meisten Menschen tun.« Ich finde, dass das auf viele amerikanische Kinogänger und Kritiker zutrifft. Aber in Deutschland habe ich dieses Gefühl nicht.

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