Crowdfunding gegen Videospielgesetz: Schüler will sich mit Anwalt wehren

Ein Schüler wehrt sich mit Crowdfunding gegen ein Videospielgesetz in der japanischen Präfektur Kanagawa, das Gaming stark einschränkt.

Ein Schüler in Japan findet, dass das neue Videospielgesetz zu weit geht. Ein Schüler in Japan findet, dass das neue Videospielgesetz zu weit geht.

Am 1. April verabschiedete die japanische Präfektur Kanagawa ein neues Gesetz, das den Videospielkonsum von Minderjährigen regulieren soll. Ein 17-jähriger Schüler namens Wataru will sich jetzt mit einem Anwalt dagegen wehren und hat vor eine Crowdfunding-Kampagne zu starten, um seinen Kampf zu finanzieren.

Eine Stunde Gaming pro Tag

Das Gesetz beschränkt die Zeit, die jugendliche unter 18 Jahren mit Videospielen verbringen. Von Montag bis Freitag dürfen sie so maximal eine Stunde lang zocken. Samstag und Sonntag hingegen sind es maximal 90 Minuten.

Zudem soll die Zeit am Smartphone begrenzt werden. Kinder unter 15 dürfen ihr Handy nur noch bis 21 Uhr benutzen. Wer zwischen 15 und 18 ist muss es hingegen spätestens ab 22 Uhr beiseite legen.

Auswirkungen auf das Leben

Als Basis für das Gesetz dient die Aussage, Videospiele sorgen dafür, dass sich Kinder immer weiter sozial distanzieren. Strafen für Verstöße oder gar eine Kontrolle der Einhaltung durch die Regierung gibt es nicht. Stattdessen ist die Umsetzung Pflicht der Eltern.

Wataru selbst hat seit der Verabschiedung des Gesetzes bereits negative Erfahrungen gehabt. Zwar spiele er selbst nicht exzessiv, wurde wegen der Regulierung jedoch schon von Onlineservern gekickt, als er abends nach 22 Uhr noch spielen wollte.

Da es auch anderweitige Beschränkungen gibt wie zum Beispiel Ballspielverbote in Parks, weiß er nicht mehr, wie er und andere Kinder oder Teenager in ihrer Freizeit noch Spaß haben können.

Argumentation gegen das Gesetz

Zusammen mit seiner Mutter und seinem Anwalt will er deswegen gegen diese Regulierung vorgehen. Das Geld soll mit einer Crowdfunding-Kampagne gesammelt werden. Die scheint bisher aber noch nicht gestartet zu sein.

Ihm geht es dabei nicht um die Regelung an sich, sondern um das Prinzip. Sein Anwalt Tomoshi Sakka hingegen empfindet, dass das Gesetz gegen die japanische Verfassung verstoße und das Recht auf Selbstbestimmung verletze.

Wataru zufolge sollen die Familien selbst entsprechende Regeln aufstellen. Eine Einmischung der Regierung in das private Leben empfindet er als falsch. Auch entbehre sich die Regelung jeglicher wissenschaftlicher Grundlage.

Er stellt vor allem Ursache und Wirkung in Frage: Während das Gesetz Videospiele als Ursache für Schulschwänzerei und Sucht sieht, ist Wataru zufolge auch das Gegenteil möglich. Die Schüler könnten so wegen Schulproblemen schwänzen und in Videospielen ihren einzigen Ausgleich zum stressigen Alltag sehen.

Widerstand nimmt Fahrt auf

Das Gesetz ist in Japan selbst stark umstritten. Kritiker empfinden vor allem, dass es komplett ignoriere, was für ein integraler Bestandteil Dinge wie Smartphones im heutigen Leben darstellen. Mittlerweile haben zudem bereits mehr als 600 Personen eine Petition gegen das Gesetz unterschrieben.

Auch soll es weniger Befürworter geben, als ursprünglich angenommen. Eine offizielle Umfrage der Präfektur Kagawa erklärte so, dass 2.269 Personen das Vorhaben unterstützen. Allerdings gab es später Behauptungen auf Basis der IP-Adressen, dass etwa 1.700 der Einträge von den selben vier Personen verfasst worden seien.

Mathias Dietrich

Mathias Dietrich
Kawaraban

Mich selbst hat das Gesetz gegen Videospiele in Kanagawa überrascht. Immerhin ist es japanische Kultur, das private und öffentliche Leben strikt voneinander zu trennen. Im Fachjargon spricht man dabei von Uchi und Soto. Es bezeichnet die Unterscheidung zwischen Mitgliedern einer Gruppe und Außenstehenden. Und dieses System ist so tief in der Kultur verankert, dass gar die Sprache selbst es reflektiert: Je nachdem mit wem ihr redet, müsst ihr teilweise komplett andere Worte nutzen.

Dass die Regierung da auf den Gedanken kommen könnte, ein Gesetz zur Regulierung des Familienlebens zu verabschieden, hielt ich dadurch für undenkbar. Immerhin ist sie in keinster Weise ein Mitglied der Familie. All das zudem noch in einer Zeit, in der die japanische Regierung e-Sports unterstützt, um die eigene Wirtschaft zu stärken. Nun stellt sich nur noch die Frage, ob Watarus Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird.

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