Die meisten von uns haben mit Verbrechen abgesehen von der gelegentlichen Pizza Hawaii (hoffentlich) wenig zu tun. Aber umso mehr Spaß macht's natürlich, in der Welt der Videospiele hier und da mal den fiesen Gauner zu mimen, arglosen Farmern die Schatztruhen zu leeren und Barschlägereien anzuzetteln.
Denken sich auch die Entwicklerinnen und Entwickler von Kingdom Come: Deliverance 2! Wie beim ersten Teil lautet die oberste Maxime des Spiels, euch so tief wie möglich in die Geschichte und Welt des mittelalterlichen Böhmens reinzuziehen. Und dazu gehört natürlich auch, dass sich ebenjene Welt nicht bloß wie eine pappige Kulisse anfühlt, sondern glaubhaft auf eure und meine Taten reagiert.
Bestes Beispiel: die Verbrechen!
Ich habe in den letzten zwei Wochen sehr viele Gespräche mit Warhorse geführt, war unter anderem in Prag zu Besuch für unsere große GameStar-Titelstory zu Kingdom Come 2, aber Warhorse' Pressesprecher Tobias Stolz-Zwilling war auch gleich zweimal bei uns im Stream: einmal auf dem GameStar-Twitch-Kanal und einmal zusammen mit mir beim werten Maurice.
Und Tobi hat geplaudert!
Verbrechen in Kingdom Come 2
Kingdom Come 2 wird kein GTA, das Spiel ist nicht als Sandbox konzipiert, in der Chaos der eigentliche Star der Show sein soll. Hauptcharakter Heinrich hat eine feste Position in der Welt - Verbrechen kommen hier allenfalls dann zum Tragen, wenn es innerhalb seiner Reise Sinn ergibt. Beispielsweise, wenn er für eine Quest mal wen beklauen muss.
Trotzdem müssen die Leute im Sinne der Immersion natürlich glaubhaft auf eure Taten reagieren, falls ihr dann doch mal über die Stränge schlagt. Und hier offenbart sich Kingdom Come 2 - zumindest laut Tobi - überraschend vielschichtig.
Gehen wir's mal durch.
Sagen wir, ihr lauft gerade durch die neue Open-World-Stadt Kuttenberg und jemand guckt euch schief an, also haut ihr der Person so fest auf die Kauleiste, dass der Kerl ohnmächtig im Graben landet.
Jetzt passieren ein paar Dinge.
- Gehen wir davon aus, euch hat jemand gesehen. In dem Moment greifen diverse Variablen ineinander, beispielsweise Heinrichs Ruf: Gilt der Kerl landesweit als ruchloser Halunke und Mörder, dann wird sich der Zeuge zweimal überlegen, euch selbst einfach eins überzubraten.
- Und selbst ohne diesen Ruf spielt natürlich auch euer Aussehen eine Rolle: einen mittellosen Nackedei greift der Zeuge natürlich eher an als einen voll gepanzerten Ritter.
- Der Zeuge rennt los, um eine Wache zu rufen. Lasst ihr euch schnappen, muss Heinrich damit irgendwie fertig werden. Ich gehe davon aus, dass hier sein Gesprächstalent zum Tragen kommt.
- Hat Heinrich einen guten Ruf, dann kann es natürlich sein, dass euch die Wachen mit leichten Delikten auch mal davonkommen lassen. Oder zumindest weniger Bestechungsgeld einfordern.
- Aber: Suche ich das Weite, dann sind alle Wachen in der Umgebung achtsamer. Auch hier kommt dann wieder euer Aussehen ins Spiel, denn wenn ihr verdächtig rumlauft, werden die Gesetzeshüter euch nachstellen.
- Der Zeuge merkt sich übrigens das Verbrechen. Da jeder NPC im Spiel einzigartig ist, wird er auch in Zukunft wachsamer und/oder ängstlicher auf euch reagieren.
Das Allercoolste ist aber das I-Tüpfelchen: Selbst wenn Heinrich anfangs gar kein Verbrechen begangen hat und bloß über das bewusstlose Opfer einer Kneipenschlägerei stolpert, dann soll die KI laut Warhorse abwägen, ob ihr schuldig ausseht. Ganz wie im echten Leben: Wenn du mit rauchendem Colt über einer Leiche stehst, dann bist du zumindest mal verdächtig.
Für ein Spiel, in dem Verbrechen eigentlich Nebensache sind, strebt Kingdom Come 2 ein ziemlich glaubhaftes KI-Verhalten an. Im Interview hat mir Heinrich-Darsteller Tom McKay auch verraten, dass der einstige Schmiedejüngling im zweiten Teil auch in deutlich tiefere Abgründe rutschen kann als im ersten Teil, wo er unterm Strich noch ein moralisch recht sauberer Bursche blieb. Ich bin sehr gespannt, ob und wie diese ganzen tollen Ansätze am Ende zusammenpassen - und hoffe natürlich, dass die KI bei so vielen Faktoren nicht den Kopf verliert.
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