Für viele Entwickler ist das neue Rückgaberecht auf Steam beängstigend. Durch den »Zwang«, an Steam-Sales teilzunehmen, verdient man pro Verkauf ohnehin nur noch geringe Cent-Beträge, vielleicht ein paar Euro. Plötzlich besteht die Gefahr, dass die hart verdienten Erlöse durch Rückläufer noch weiter geschmälert werden.
Wie viele Spieler werden das System ausnutzen? Ich persönlich spiele die wenigsten Titel länger als zwei Stunden - die Regelung bedeutet für mich in der Theorie eine All-Inclusive Flatrate. Was ist mit kurzen Spielen, die man in unter zwei Stunden durchspielen kann - deren Erfahrung das Geld aber allemal wert wäre? Was passiert eigentlich, wenn man als Entwickler schon Geld ausgezahlt bekommen hat und bei Valve auf einmal im Minus steht?
Über den Autor
Johannes Roth ist Mitbegründer und CEO des Münchner Entwicklerstudios Mimimi Productions, das neben diversen iOS-Spielen auch das hübsche Action-Adventure The Last Tinker: City of Colors produziert hat.
Aktuell arbeitet Mimimi Productions an einem noch geheimen Stealth-Taktikspiel, das unter dem Label des Publishers Daedalic veröffentlicht werden soll.
Das Rückgaberecht ist überflüssig
Braucht man überhaupt ein Rückgaberecht für Spiele in einer Welt, in der physikalische Datenträger nach Benutzung auch nicht zurückgegeben werden können? In einer Welt, in der jedes Minigame zig Let's Plays und Blog-Reviews abbekommt und es einfacher denn je ist, sich über den Inhalt eines Spiels vorab zu informieren? Wieso bekommt man eigentlich kein Geld für den letzten Kinofilm zurück?
Und warum sehen wir als Entwickler eigentlich nicht, warum genau unsere Machwerke zurückgegeben werden? Die Ergebnisse der Rückgabe-Umfrage stecken aktuell in einer Blackbox. Es häufen sich Berichte, in denen Spiele, die vor bis zu sechs Monaten gekauft wurden, zurückgegeben werden können - ohne Angabe von sinnvollen Gründen oder Prüfung durch Steam. Wie soll man das als Entwickler plötzlich abfedern?
Hand aufs Herz: Niemand kann momentan absehen, wie sich die Situation entwickelt und ob das Rückgabesystem tatsächlich exzessiv ausgenutzt wird. Der Summer Sale wird es vermutlich zeigen. Es gibt auch positive Rückgabegründe, zum Beispiel wenn das Game auf der eigenen Hardware tatsächlich nicht läuft.
Aber viele Indie-Entwickler nagen eben schon am Hungertuch, und da kann so eine plötzliche Änderung mit vielen offenen Fragen vor allem eins: ganz schön Angst machen. Ich finde, Entwickler sollten selbst wählen dürfen, ob ihre Titel zurückgegeben werden können - klar ersichtlich für die Spieler. Und Valve hätte einige Sorgen durch bessere Kommunikation im Voraus mit uns Entwicklern deutlich mindern können.
Aber dass Valve es mit Vorab-Ankündigungen manchmal nicht ganz so genau nimmt, hat man zuletzt ja schon bei den Bezahlmods für Skyrim gesehen, bei denen der Steam-Betreiber ebenfalls wieder zurückrudern musste. Mal sehen, ob das diesmal auch wieder geschieht.
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