LEGO, einer der größten Spielzeughersteller der Welt, hat 2019 anwaltlich eine Unterlassungsaufforderung an Thomas Panke, Inhaber des YouTube-Kanals und Frankfurter Klemmbausteingeschäfts Held der Steine versendet. Was sie dabei wohl nicht erwartet haben, ist der endlose Rattenschwanz, den sie dadurch erdulden mussten.
Thomas Panke ließ fortan keine Gelegenheit aus, dem dänischen Konzern einen Seitenhieb mitzugeben und auf jeden einzelnen Fauxpas hinzuweisen. Außerdem hat er maßgeblich dazu beigetragen, die Produkte alternativer Hersteller wie Blue Brixx oder Cada im deutschsprachigen Raum zu verbreiten.
Doch zwei Jahre später legte sich LEGO erneut mit dem Held der Steine an und verursachte ein noch viel größeres PR-Desaster. Doch was hat es mit den beiden Rechtsstreits eigentlich auf sich?
Das Ende des LEGO-Ladens - es wird großartig!
LEGO gegen Held der Steine
, so steht es im Betreff der Unterlassungsaufforderung von LEGO gegen Thomas Panke. Ursache des Briefs ist das ehemalige Logo seines Ladens sowie seines YouTube-Kanals, das im Hintergrund die Noppen eines Klemmbausteins zeigte.
LEGO war der Auffassung, dass Kunden dadurch getäuscht werden und denken könnten, es handele sich bei Thomas Panke um den Hersteller LEGO. Daher forderten die Anwälte dazu auf, das Logo nicht weiter zu verwenden. Andernfalls könnte LEGO nicht mehr dafür Sorge tragen, dass die so gekennzeichneten Produkte den LEGO-Qualitätserwartungen und auch den Wertvorstellungen der LEGO Unternehmensgruppe entsprechen.
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Daraufhin änderte Thomas Panke sein Logo in ein blaues Erdmännchen, das bis heute als Maskottchen fungiert. Außerdem wies er in dem dazugehörigen Video darauf hin, dass er definitiv andere Wertvorstellungen als LEGO
habe und seinen Job deutlich besser mache. Schließlich würde er nicht an seinen Kunden vorbei agieren und ihnen immer schlechtere Produkte für immer höhere Preise anbieten.
Als weitere Konsequenz entschied Panke, in seinem Laden nicht länger nur LEGO anzubieten, sondern auch andere Hersteller wie Xingbao oder Blue Brixx zu verkaufen. Das Gleiche gilt für seinen YouTube-Kanal, wo fortan ein deutlich diverseres Portfolio präsentiert wurde. Die Entscheidung begründet er damit, dass er zwar Fan von Klemmbausteinen sei, jedoch nicht von LEGO.
Pankes YouTube-Kanal hat durch den Konflikt viel Aufmerksamkeit erhalten und für einen großen Aufschrei im Internet gesorgt. Frédéric Lehman, Chef von LEGO Deutschland, äußerte sich auf der Spielwarenmesse in Nürnberg zu dem Fall und zeigte teilweise Reue: Es wäre besser gewesen, mal den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und einfach zu sprechen, statt Briefe zu schreiben.
Doppelt hält besser
Fast auf den Tag genau zwei Jahre später bekam Panke tatsächlich einen Anruf von LEGO. Er wurde benachrichtigt, dass er noch am selben Tag Post bekommen werde. Erneut wurde ihm vorgeworfen, gegen Markenrechte verstoßen zu haben.
Panke hatte in einigen seiner Videos den Namen LEGO als Gattungsbegriff für die Klemmbausteine anderer Hersteller verwendet. Da er durch seine Reichweite beeinflussend
sei, würde er damit andere indirekt dazu anstiften, die Produkte anderer Hersteller fälschlicherweise als LEGO zu kaufen. LEGO forderte Panke dazu auf, alle betreffenden Videos innerhalb von 48 Stunden zu löschen.
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Für den Schutz der eigenen Marke hatte Thomas Panke aus unternehmerischer Sicht zwar Verständnis, jedoch kritisierte er, dass LEGO sich dabei auf andere Hersteller und Personen konzentriere, anstatt das eigene Produkt zu verbessern.
Außerdem wies er auf die Entstehungsgeschichte von LEGO hin. Die Firma habe den Noppenstein 1958 ja selbst von zwei anderen Firmen kopiert und erweitert. Wie der Tagesspiegel berichtet, hatte eine dieser beiden Firmen sogar den zum Verwechseln ähnlichen Namen Elgo
.
Als Konsequenz aus dem zweiten Schreiben löschte Thomas Panke unverzüglich alle betreffenden Videos und nahm sie zum Teil neu auf. Obendrein brachte er bei allen Klemmbausteinmodellen, die im Hintergrund seiner Videos zu sehen sind und nicht von LEGO stammen, einen entsprechenden Hinweis an: Kein LEGO
.
Damit verpasste er dem dänischen Riesen in jedem Video einen kleinen Seitenhieb, da er dort hauptsächlich sehr beeindruckende Sets stehen hat, die meist jedoch nicht von LEGO stammen.
Aktuell kann Thomas Panke mit seinem YouTube-Kanal Held der Steine 957.000 Abonnenten verzeichnen. Nebenbei führt er auch noch seinen Talk-Kanal Der Held mit 202.000 Abonnenten sowie seinen Twitch-Kanal mit 22.200 Abonnenten. Trotz seines gigantischen medialen Erfolgs ist sein kleines Klemmbausteingeschäft weiterhin regelmäßig für zwei bis drei Tage pro Woche geöffnet.
Ein fragwürdiges Dilemma
1978 ist LEGOs Patent für den Klemmbaustein ausgelaufen. Seitdem gilt nur noch die sogenannte 3D-Marke, also der Schutz der optischen Unverwechselbarkeit.
Um zu verhindern, dass die eigene Wortmarke zu einem Gattungsbegriff werden kann, muss der Inhaber aktiv dafür sorgen, dass diese geschützt wird. Andernfalls kann er die Rechte daran verlieren. LEGO ist also tatsächlich dazu gezwungen, gegen Fälle von fälschlicher Nutzung der Wortmarke vorzugehen, auch wenn es dem positiven Image eines Spielzeugherstellers widerspricht.
Fragwürdig ist dabei jedoch die Herangehensweise. So werden Importe anderer Hersteller wegen mutmaßlicher Markenrechtsverletzungen angeblich beim Zoll eingefroren.
Zu den verschickten Unterlassungsaufforderungen kommt die Praxis, willkürlich technische Lösungen geschützt, wodurch für andere Hersteller die Produktplanung erschwert wird. Auf diese Weise hat sich LEGO in den letzten Jahren wenige Freunde gemacht.
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