Schon Heinz Rühmann sang mit seinen Kumpels von der Tankstelle: »Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt!« Natürlich ist es müßig, in Schlagern nach tieferen Weisheiten als solchen Allgemeinplätzen zu suchen, aber manchmal treffen sie ins Schwarze. So zum Beispiel in Capcoms neuem Actionspiel Lost Planet 2. Das Spiel macht alleine nämlich weit weniger Spaß als mit Freunden.
Inhaltlich ist die PC-Fassung identisch mit der (gepatchten) Konsolenversion, die bereits seit einem halben Jahr erhältlich ist. Dafür dürfen sich Besitzer aktueller Grafikkarten (wie Nvidias GTX 400- oder Radeons 5-Serie) über einen optionalen DirectX-11-Modus freuen. Dieser bietet eine Reihe zusätzlicher Effekte, von denen vor allem organische Strukturen wie die zum Teil riesigen außerirdischen Akriden profitieren. Aber auch in der DX9-Variante für alle anderen Spieler sieht Lost Planet 2 insgesamt noch ansehnlich aus. Erst bei näherer Betrachtung fallen dann die teils klobigen Objekte und verwaschenen Texturen auf. Vor allem der Dschungel-Level fällt bei der Vegetationsdarstellung weit hinter den drei Jahre alten Genre-Krösus Crysis zurück.
Games for Windows Live
Lost Planet 2 nutzt die Microsoft-Plattform Games for Windows Live als Kopierschutz. Sie müssen sich daher beim ersten Spielstart online mit der Seriennummer registrieren, danach können Sie den Solo-Modus auch mit einem Offline-Profil spielen.
Lost Handlung
Moment mal - Dschungel-Level? Der Vorgänger Lost Planet: Extreme Conditions(GS 08/2007, 75 Punkte) spielte doch auf dem komplett vereisten Planeten E.D.N. III und bot reichlich Schnee - hat etwa der Schauplatz gewechselt? Nein, lediglich der Zeitpunkt hat sich verändert. Die Handlung von Lost Planet 2 setzt zehn Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils ein, in der Zwischenzeit ist das Eis an vielen Stellen des Planeten abgeschmolzen.
Lost Planet 2 - Screenshots ansehen
Wobei »Handlung« bereits etwas viel ausgedrückt ist. Sagen wir lieber: Handlungsfragmente. In der sechs Episoden umfassenden Kampagne spielen Sie nämlich gleich mehrere Hauptcharaktere, deren Hintergrund und Motivation Ihnen kaum erklärt werden. Außerdem hängen die Episoden inhaltlich nur dürftig zusammen, erst in der Schlussepisode kreuzen sich dann endlich alle Wege in einem furiosen Showdown.
Mehrspieler-Kollegen, die keine sind
Jedem Ihrer Charaktere steht ein Team von jeweils drei weiteren Mitstreitern zur Seite, die komplett von der KI gesteuert werden. Befehle können Sie ihnen nicht erteilen, sie agieren völlig autonom. Wer nun erwartet, dass diese Teamkollegen in der Handlung eine Rolle spielen oder überhaupt etwas zu melden haben, der täuscht sich. Die KI-Partner tragen fiktive Multiplayer-Namen (sogenannte »Gamertags«) der Marke »zz Mike 13 zz« oder »Cosmic ZaZa«. Das hat seinen Grund, denn die gesamte Kampagne von Lost Planet 2 ist auf einen Koop-Modus von bis zu vier Mitspielern ausgerichtet. Ihre KI-Kollegen sind demnach lediglich Platzhalter für Ihre realen Freunde. Erst mit denen zusammen ergeben das Spiel und sein Leveldesign einen Sinn, denn viele Missionsziele erinnern an gewöhnliche Multiplayer-Spielmodi wie »Kontrollpunkte erobern« oder »Kontrollpunkte halten«.
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Test-Video zur PC-Version von Lost Planet 2
Wer alleine spielt und sich auf seine KI-Kollegen verlässt, wird sich über deren beschränkte Leistungsfähigkeit schwarz ärgern. Zwar schießen die Kollegen sehr gut, aber immer wenn es auf Kooperation ankommt, versagen sie. So müssen wir zum Beispiel in einem Levelabschnitt mit einem riesigen Eisenbahngeschütz auf einen gigantischen Akriden ballern. Dazu müssen wir gleichzeitig kleinere Akriden abwehren, das Geschütz kühlen, Munition herbeischaffen, den Kanonenlauf mit der Munition beladen und schließlich zielen und feuern -- ein idealer Teamwork-Einsatz. Die KI-Mitglieder arbeiten diese Aufgaben aber so langsam ab, dass sie eher an die Straßenarbeiter aus Asterix auf Korsika erinnern: zwei Meter Pflastersteine in drei Jahren. Einzelne Aufgaben im Spiel geraten für Solisten so zur Frustfalle oder dauern unverhältnismäßig lange.
Hakelige Maus und englische Sprecher
Dass Lost Planet 2 für Einzelspieler eher ungenießbar ist, ist schade, denn an sich überzeugen zahlreiche Passagen im Spiel. Die Bosskämpfe gegen Riesen-Akriden der Kategorie 5 könnten nicht spektakulärer ausfallen, die zahlreichen Mech-ähnlichen Vital Suits (VSs) sorgen für spielerische Abwechslung, und die unterschiedlichen Umgebungen (Dschungel, Wüste, Eis, Weltall, Städte, etc.) wissen zu gefallen. Dagegen könnte die Maussteuerung ein Tick weniger hakelig ausfallen, und wir müssen mit deutschen Untertiteln und Menüs vorlieb nehmen, die (gute) Sprachausgabe bleibt englisch.
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