Mass Effect - Rückblick zum Serien-Debüt

Die bombastische Space Opera Mass Effect beginnt 2007 auf der Xbox 360, im Sommer 2008 sind auch PC-Spieler dran. Auf die PS3 hat es Mass Effect 1 noch nicht geschafft. Jochen Gebauer wirft in diesem Special einen ganz persönlichen Blick zurück auf den Serien-Auftakt.

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Meine Geschichte mit Mass Effectbeginnt an einem ¬ Mittwoch. Es ist der 21. November 2007, und ich bin im Begriff, einen Seitensprung zu begehen. Das Objekt der Begierde ruht längst in meinen Armen, bloß bezahlt habe ich es noch nicht. Im letzten Augenblick nämlich plagen mich Zweifel: Soll ich es wirklich tun? Noch kann ich zurück; es einfach stehenlassen. Ist schließlich verdammt viel Geld für ein paar Stunden Spaß.

Wenn alles vorbei ist, das weiß ich genau, wird bloß ein schaler Geschmack bleiben, das schlechte Gewissen, und ich werde mir fest vornehmen, so eine Torheit nie wieder zu begehen. Dann fällt dem Typen vor mir endlich seine Geheimzahl ein, ich bin dran und kaufe mir eine nagelneue Xbox 360.

Eine Box zum Fremdgehen

»Was ist das?«, will mein Bruder wissen, als ich die Konsole zuhause an den Fernseher stöpsele. Er ist zwölf Jahre älter als ich und was interaktive Unterhaltungsmedien betrifft, auf dem Stand von Space Invaders und Frogger stehen geblieben. »Eine Xbox 360«, erkläre ich ihm. »Und was hat die gekostet?« »Ach, so 200 Euro«, lüge ich.

Er wirft mir einen Blick zu, als hätte ich gerade etwas Unanständiges über Feldsalat gesagt, und fragt: »Und wofür brauchst du die?« Er lässt mir also keine andere Wahl: Ich schmeiße ihn aus der Wohnung, schließlich würde er die Wahrheit sowieso nicht verstehen. Ich brauche die, um Mass Effect zu spielen.

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Als Baldur’s Gate 2-Tollfinder und Knights of the Old Republic-Nochtollerfinder ist es nämlich selbst für mich als bis dahin eingefleischten PC-Spieler absolut undenkbar, dass ich auf die damals ohnehin noch ungewisse PC-Version eines neuen Bioware-Rollenspiels warte – und das vielleicht über ein Jahr lang!

Da könnte man mich ja auch gleich chinesisch wasserfoltern. Der gesunde Menschenverstand flüstert mir zwar, dass es irgendwie neurotisch sei, rund 350 Euro für ein einziges Spiel auszugeben, aber was weiß der schon von Rollenspielen?

Ein Universum voller Geheimnisse

Eine halbe Stunde später hält der gesunde Menschenverstand dann endlich die Klappe, denn Mass Effect verzaubert mich auf jene einzigartige Weise, die sich nur schwer in Worte fassen lässt, selbst wenn man mit dem Fassen von Worten seine Brötchen verdient. Der Begriff, der mir im Nachhinein dazu einfällt, lautet »Schliff«.

In anderen Spielen stolpere ich bisweilen über Bruchstellen und Kanten, die mich unsanft aus der Illusion einer in sich stimmigen Parallelwelt reißen und mir vor Augen führen, dass das alles hier eben doch bloß ein Spiel ist. Mass Effect dagegen wirkt wie aus einem organischen Guss.

Die Geschichte ist spannend, das Tempo hoch, die Dialoge mitreißend inszeniert und mit einem Gespür fürs gesprochene Wort geschrieben, das man bei Spielen sonst nur selten findet. Meine heimliche Liebe allerdings ist der Kodex. Bei jedem neuen Eintrag nämlich freue ich mich diebisch darauf, mehr zu erfahren über das Universum und seine Geheimnisse.

Sci-Fi auf festem Boden

Überhaupt, das Universum! Mass Effect versteht nicht nur, dass gute Science-Fiction (mehr noch als Fantasy) ein solides Hintergrund-Fundament benötigt, das mir tatsächlich das Gefühl gibt, ich bewege mich in einer lebendigen, atmenden und glaubhaften Spielwelt – es pulverisiert sozusagen die bis dahin gültige Messlatte und erschafft eine Galaxis, in der aus allen Poren Atmosphäre trieft.

Ich will aufrichtig wissen, was mit den Protheanern geschehen ist, jener uralten Rasse, die einst die Massenportale und die Citadel-Station erschuf, um plötzlich spurlos zu verschwinden. Ich will wirklich herausfinden, ob die insektoiden Rachni wirklich so ausgestorben sind, wie alle glauben – und darf das auch!

Kurz: Mass Effect erzählt nicht nur eine packende Geschichte, es verpackt diese Story auch in einer so vielschichtigen und detailverliebten Welt, dass ich gar nicht anders kann als weiterzuspielen, weil hinter jeder Ecke ein kleines Wunder wartet.

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