Offenbar können sogenannte »Health Games« Patienten mit degenerativer Ataxie dabei helfen, ihre Bewegungsfähigkeiten zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Die Krankheit entsteht durch genetisch bedingte Schädigung des Kleinhirns.
Eine Arbeitsgruppe am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) in Tübingen unter der Leitung von Prof. Dr. Matthis Synofzik führte in Zusammenarbeit mit dem Bewegungswissenschaftler Winfried Ilg Studien mit Patienten durch. Wie das Ärzteblatt berichtet, entwickelten die Forscher dafür spezielle Computerspiele, die mit Körperbewegungen gesteuert werden. Winfried Ilg, Leiter des Klinischen Bewegungslabors der Abteilung Kognitive Neurologie am HIH, äußert dazu:
"Wir haben mit einem Tischtennisspiel begonnen, dort waren die Anforderungen auf einfachster Stufe so gering, dass auch Patienten mit Koordinationsstörungen Erfolgserlebnisse hatten."
Zwar würde auch klassische Physiotherapie die Symptome verbessern und den Krankheitsverlauf verlangsamen, allerdings seien vor allem junge Patienten oftmals schwierig für regelmäßiges Training zu begeistern. Computerspiele könnten helfen, die Motivation zu vergrößern.
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Messbare Linderung
Die Wissenschaftler hielten handfeste Erfolge beim Einsatz der »Health Games« oder »Exergames« (Abk. to exercise, zu deutsch trainieren, üben) fest. Selbst Patienten mit schweren Symptomen erlebten nach sechs Wochen Training eine messbare Verbesserung. Matthis Synofzik erklärt:
"Eine Ataxie wird bei einem Erkrankten auf einer Skala von 0 bis 40 im Mittel um 1,2 Punkte pro Jahr schlechter. Durch vier bis sechs Wochen Training haben unsere Patienten zwei Punkte gewonnen. Das heißt salopp gesagt: Sie haben ungefähr eineinhalb Jahre Krankheit wettgemacht."
Auch Patienten anderer Erkrankungen des Kleinhirns - beispielsweise ein Tumor, Schlaganfall, Multiple Sklerose oder altersbedingter Abbau - könnten von den »Health Games« profitieren. Matthis Synofzik zeigt sich zuversichtlich, dass durch die Größe des potenziellen Marktes sogar »Gaming auf Rezept« denkbar wäre.
Wir haben bereits zuvor über die potenziell gesundheitsförderlichen Qualitäten bestimmter Arten von Computerspielen berichtet. So zeigte eine Studie an der kanadischen Universität Montreal positive Effekte auf die Graue Substanz des Gehirns, wenn Patienten regelmäßig Super Mario 64 spielten. Dies eröffnet eine Einsatzmöglichkeit von Videospielen beim Kampf gegen Demenz.
Bei allen postiven Effekten muss man aber wissen, dass Computerspielen oder allgemein das Nutzen von Computern auch gesundheitsschädlich sein kann. Beispielsweise lieferten US-amerikanische Wissenschaftler kürzlich eine Erklärung dafür, warum blaues Licht von Monitoren toxisch auf unsere Augen wirkt.
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