Besser als in 007
Das brüchige Handlungskorsett von Mirror’s Edge dient dazu, Faith durch insgesamt elf Missionen zu hetzen, in denen sie vor allem eins muss: schnell von A nach B kommen. Für das Bewegungsrepertoire der Heldin haben sich die Entwickler kräftig von der Trendsportart Parkour (zu sehen etwa in der Auftaktsequenz des Bond-Streifens Casino Royale) inspirieren lassen. Faith springt in absurde Tiefen und rollt sich bei Landung butterweich ab, sie läuft an senkrechten Wänden hoch, dreht sich dann um 180 Grad und hechtet an eine nahe Kante. Bei Sprüngen über Hindernisse zieht sie die Beine an, um millimeterknapp drüber zu schrammen, oder sie rutscht auf dem Hosenboden unter Barrikaden durch.
Doch Faith hat noch ein bisschen mehr drauf als jeder Top-Parkourläufer. Beispielsweise bringt sie es fertig, einige Meter auf einer Wand zu laufen, um sich dann geradeaus auf den nächsten Sims zu katapultieren. Eine kleine Kiste dient ihr als Sprungschanze für unrealistisch hohe und weite Hüpfer. Und sie kann - nur an einer Stange baumelnd - ohne Schwung zu einem deutlich höheren Abschnitt hechten. Alles toll, physikalisch allerdings unmöglich.
Rauschrennen
Voraussetzung für fantastisch umgesetzte und in rauschhaftem Tempo aneinandergereihte Bewegungsstafetten sind Sie und Ihr Timing. Wenn Sie die Heldin mit wenigen, schnell erlernten Tastendrucken flüssig Hindernisse und Abgründe nehmen lassen, nimmt Faith tatsächlich spürbar an Fahrt auf. Das Spiel übermittelt das nicht nur über ein gesteigertes Tempo, sondern auch über einen Verwischeffekt an den Rändern des Bildschirms und durch ein dezentes Rauschen auf den Ohren. Ein Patzer Ihrerseits, etwa ein minimal zu spät angesetzter Sprung, unterbricht den Bewegungsfluss wieder. So wird Mirror’s Edge zum Reaktionsspiel, bei dem Sie in Sekundenbruchteilen Möglichkeiten erkennen, Richtungsentscheidungen treffen und Faith mit präzisen Kommandos von einem Stunt in den nächsten katapultieren - in den besten Momenten entsteht daraus ein unglaublich mitreißender Temposog.
Leider hält der nur selten an, denn das Leveldesign bremst Faith aus. Immer wieder stoppen Kletterpassagen den Spielfluss, in den zahlreichen Innenarealen krabbeln Sie so manches Mal durch Lüftungsschächte, hangeln an Kanten oder liefern sich Kämpfe. Zudem ist der Weg - trotz roter Markierungen auf den ersten beiden Schwierigkeitsgraden - nicht immer auf Anhieb erkennbar. Das bedeutet: anhalten und umschauen, um vertraute Formen zu finden. Weil Faith bei Fehltritten oft tödlich abstürzt, wird Mirror’s Edge an manchen Stellen zur Versuch-und-Irrtum-Kette.
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