Auf dem Papier bietet das Rollenspiel Mount & Blade: Warband vom kleinen türkischen Studio Taleworlds genau das, was sich viele Spieler wünschen. Eine riesige, dynamische Spielwelt mit verfeindeten Fraktionen, Wirtschaftssystem und großer spielerischer Freiheit. Ihr Charakter kann sich mit seiner selbstgestrickten Biographie sogar zum König über die mittelalterliche Welt Calradia hocharbeiten. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das ungewöhnliche Spiel des jedoch als stundenverschlingendes Hardcore-Produkt. Das überrascht nicht, stimmt der Einzelspielermodus doch weitestgehend mit dem Vorgänger Mount & Blade überein, an dem sich schon 2008 die Geister schieden.
Das Spielprinzip
Im Einzelspiel lässt Ihnen das Spiel nicht nur freie Wahl zu entscheiden, wo Ihr Charakter herkommt, sondern auch, wohin er gehen und was er tun soll. Sie sind jederzeit völlig frei, die durch eine Übersichtskarte verbundenen einzelnen Orte zu bereisen. So viel Freiheit macht das Erzählen einer packenden Handlung schwierig. Womit wir beim Knackpunkt wären: Mount & Blade: Warband hat keine Geschichte. Genauer gesagt: Keine festgelegte. Denn während Sie durch die Gegend ziehen, Quests erledigen, Männer rekrutieren und so langsam zum politischen Faktor werden, tobt im unscharfen Hintergrund ein Krieg. Eine Art Story entsteht erst durch Ihre Handlungen. Abhängig davon, welche Entscheidungen Sie treffen, entwickelt sich Ihr Spiel. Als Händler, der von Stadt zu Stadt zieht, um das Meiste aus dem Wirtschaftssystem herauszuholen, wird Ihr Charakter ein ganz anderes Leben führen, als wenn er mit seinen Mannen brandschatzend ganze Landstriche verheert, oder sich einem der untereinander verfeindeten Herrscher andient.
Die Spielwelt
Eines bleibt in Mount & Blade: Warband jedoch immer gleich: Die trotz verbesserter Grafik recht steril wirkende Welt.
Zwar treffen Sie im Spielverlauf auf Könige, übergangene Thronfolger sowie edle Jungfrauen, doch ein eigenes Profil besitzen die hochwohlgeborenen Herren genau so wenig wie ihre anscheinend ziellos durch die Straßen eilenden Untertanen. Die sind so arm, dass sie sich eine Handvoll Polygonmodelle und Texturen teilen müssen. Die einander ebenfalls stark ähnelnden Städte, Dörfer und Burgen wirken dadurch recht leblos und auch die (unvertonten) Dialoge wiederholen sich ständig. Betrachtet man Warband unter dem Inszenierungsaspekt, wirkt alles sehr mechanisch und spröde. Spieler, die Wert auf Charakterentwicklung oder epische Geschichten à la Dragon Age: Origins legen, werden hier nicht glücklich.
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