Viele Jahre lang war die Flugsimulator-Szene klar geordnet: Der Microsoft Flight Simulator war von 1982 bis 2006 in seinen verschiedenen Versionen für die meisten nicht nur der Einstieg in die Simulation, sondern auch das »Spiel«, dem man über Jahre hinweg die Treue hielt.
Seine Fans sind mit ihm gealtert, und eine Weile schien es, als würde sich die Szene langsam in den Ruhestand begeben – zu technisch rückständig war mittlerweile der Flight Simulator X, um noch neue User anzusprechen.
Gerade noch rechtzeitig wagte Microsoft mit dem Flight Simulator 2020 einen Neustart und holte viele jüngere Spieler ins Boot, äh, Flugzeug. Zahlreiche YouTube-Videos und Twitch-Streams, teils von echten Piloten, aber auch euer Interesse an unseren Artikeln und Sonderheften zur Flugsimulation zeigen, dass Fliegen am Computer nach wie vor eine verdammt spannende Sache ist.
Man könnte also sagen, dass viele neue Spieler der Szene neuen Schwung verleihen, was ich übrigens schon 2023 schrieb. Aber wer ist diese Community eigentlich – warum spielt man Flugsimulator?
Flugsimulation ist Flight Simulator – aber wer ist seine Community?
Für Bert Groner, Gründer und Ehrenvorsitzender des Flugsimulator Club FSC e.V. und bis 2023 Chefredakteur der Fachzeitschrift FS MAGAZIN, ist diese Frage schon falsch gestellt. Denn, so schreibt mir Bert im E-Mail-Interview:
»Die Flugsimulation ist immer noch ein sehr spezielles Hobby und keinesfalls ein Videospiel.«
Der Flight Simulator kein Spiel? Ist das nur die Sorge langjähriger und oft auch älterer Simulatornutzer, dass ihre seriöse Freizeitbeschäftigung durch »Xbox-Gamer« und »Steam-Kiddies« verwässert wird? Die Angst von Leuten, die sonst gar keine Computerspiele angucken, dass ihr Hobby degradiert wird?
So simpel ist es nicht. Bert Groner begründet seine These mit dem Simulationsanspruch, der schon zum Erlernen einiges an Hingabe verlangt:
»Die Simulator-Piloten lernen mit einem Muster das ›Fliegen‹ und das Drumherum wie Luftraumstrukturen, die ATC-Phraseologie und so weiter. Danach planen sie die Flüge, bereiten ihre Maschine ordentlich vor, laden Passagiere und Fracht, sprechen mit der ATC (zumindest manche), taxeln ›ordentlich‹ zu den Bahnen, halten sich an die Flugplanung, versuchen, ›planmäßig‹ zu landen, an der richtigen Stelle zu parken und laden das zuvor Eingeladene wieder aus.«
In anderen Worten: Wer Flight Simulator als echtes, zeitaufwendiges Hobby betreibt, nutzt möglichst alle Regeln und Verfahren der echten Luftfahrt. Das ist die Flugsimulator-Community, wie sie über Jahrzehnte entstand – zumindest aus ihrer eigenen Sicht.
Wer ist Bert Groner?
Bert Groner kennt die deutschsprachige Flugsimulator-Szene wie kein Zweiter. Er hat den FSC e.V. gegründet und bis 2023 das FS MAGAZIN veröffentlicht, mit News und Reviews zu Flughäfen und Flugzeugen sowie unzähligen hilfreichen Workshops. Die gedruckte Zeitschrift FS MAGAZIN hat er 2023 zwar eingestellt, aber mittlerweile bringt Bert in unregelmäßiger Folge das PDF-Magazin FS REVIEWS heraus. Die ePaper gibt’s u.a. bei Aerosoft oder bei SimMarket. Bert Groner hat auch an unserem Sonderheft zum Flight Simulator 2020 mitgearbeitet.
Wie echte Piloten halten solche Nutzer ihre Navigationsdaten und Anflugkarten auf dem neuesten Stand, nutzen Echtwetter für eine realistische Flugplanung und kennen mitunter sogar Verfahrensunterschiede bei unterschiedlichen Airlines. Einfach im Tiefflug über das eigene Wohnhaus fliegen – das macht man vielleicht auch einmal, aber die Langzeitmotivation kommt aus der Komplexität echter Luftfahrt.
»Diese virtuellen Piloten«, erklärt mir Bert, »machen letztlich nichts anders als eine ›Berufssimulation‹ und akzeptieren dabei ständige Wiederholungen – wie im richtigen Leben. Sie können das sein, was sie real nicht sein können oder sein dürfen, zum Beispiel wegen Höhenangst, medizinischen oder finanziellen Gründen, oder weil ein benötigter Schulabschluss fehlt.«
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