Nail'd im Test - Jetzt geht’s abwärts!

Haarsträubendes Tempo, Hunderte Meter weite Sprünge, Gefälle wie in einer Achterbahn: Nail’d ist das durchgeknallteste Rennspiel des Jahres. Die PC-Fassung im Test.

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Hendrik kreischt: »Wo geht’s lang?« - »Na, dort drüben!«, ruft Daniel. »Aber da hört doch die Strecke auf.« - »Nee! Die geht ein paar Hundert Meter tiefer weiter.« Hendrik rast auf den Abgrund zu, kneift die Augen zusammen und brettert über die Rampe. Während sein Quad in den Schlund stürzt, halten beide Redakteure die Luft an. Gefühlte Ewigkeiten später setzt das Fahrzeug hart auf – bam! –, heizt dann aber unbeeindruckt weiter. Im wahren Leben wären von Quad und Hendrik höchstens ein qualmender Krater übriggeblieben. In Nail’dgehören derart haarsträubende Stunts hingegen zum guten Ton. Denn das Rennspiel des Call of Juarez-Entwicklers Techland pfeift auf Realismus und setzt stattdessen auf Hochgeschwindigkeit, abgedrehtes Spektakel und jede Menge Kurzweil. Was leider wörtlich zu nehmen ist: Das Spiel weilt nur kurz.

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Das Fahrgefühl: extrem schnell

Schon nach den ersten zurückgelegten Metern steht fest: Nail’d ist ein wenig durchgeknallter als andere Action-Rennspiele. Mit einem Affenzahn brettern wir fast senkrechte Steilhänge hinauf oder hinab, umkurven unzählige Hindernisse wie Bäume, Felsen oder anrauschende Schnellzüge, springen über scheinbar bodenlose Abgründe und erfreuen uns an knalligen Explosionen, wenn mal wieder ein Kontrahent an einem startenden Heißluftballon zerschellt.

Unrealistisch, aber spaßig: Selbst in luftigen Höhen dürfen wir lenken und bremsen. Und schubsen sowieso. Unrealistisch, aber spaßig: Selbst in luftigen Höhen dürfen wir lenken und bremsen. Und schubsen sowieso.

Nail’d fühlt sich dabei wie eine auf Irrsinn getrimmte Mischung aus Disneys Offroad-Raser Pureund dem Stunt-Rennspiel Trackmaniaan und sorgt regelmäßig für spektakuläre Szenen. Da hüpfen wir über an Hubschrauber baumelnde Rampen, rasen auf achterbahnmäßig konstruierten Pipelines oder fliegen in gefühlt 300 Metern Höhe durch skurrile Felsformationen. Dabei bieten die organisch wirkenden Strecken jede Menge Alternativrouten, die zum wilden Ausprobieren einladen und von denen eine absurder ist als die andere.

Die brachialen Rennen erfordern jedoch nicht nur einen starken Magen, sondern vor allem auch gute Reflexe und höchste Konzentration, denn Nail’d ist rasend schnell und bestraft Fehler rigoros. Eine halbe Sekunde zu spät reagiert, und wir landen am nächsten Brückenpfeiler. Nur ein wenig zu langsam über die Rampe gefahren, schon knallt unser Quad gegen den Fels. Einsteiger dürfte das trotz des gut gemachten Tutorials und der drei Schwierigkeitsgrade schnell überfordern. Selbst fortgeschrittene Raser-Fans werden in Nail’d eine gehörige Portion Frustresistenz mitbringen müssen, wenn sie aufs Siegertreppchen wollen.

Die Karriere: lang und langatmig

Das Siegertreppchen ist auch bitter nötig, denn nur so schalten wir weitere Turniere in der halblinearen Einzelspieler-Kampagne frei.

Wir fahren die steile Mauer eines Staudamms entlang und neigen unweigerlich unseren Kopf. Wir fahren die steile Mauer eines Staudamms entlang und neigen unweigerlich unseren Kopf.

Die ist in vier von Beginn an verfügbare Szenarien (Arizona, Griechenland, Yosemite-Nationalpark und die Anden) unterteilt und bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Meisterschaften. Das Problem dabei: Nach ein, zwei Spielstunden wiederholen sich die jeweils nur vier Strecken bereits, und auch die Modi gewinnen weder Umfangs- noch Innovationspreise. Neben klassischen Rennen gibt es lediglich Stunt-Herausforderungen, die im Grunde ebenfalls normale Rennen auf bereits bekannten Kursen sind, nur dass wir hier Punkte durch riskante Manöver sammeln müssen. Das zieht die ohnehin recht lieblos präsentierte Kampagne zusätzlich in die Länge und nimmt dem Spiel auf Dauer viel von seinem anfangs eindrucksvollen Aha-Effekt. Denn selbst eine haarsträubende Slalomfahrt zwischen umherkullernden Felsbrocken verliert irgendwann ihren Reiz, wenn man sie immer und immer wieder meistern muss.

Überhaupt ist der mangelnde Umfang ein großes Problem von Nail’d, nicht nur bei den Strecken und Rennmodi. Bei den Fahrzeugen dürfte das Spiel gar einen Negativrekord aufstellen, denn es bietet gerade mal ein Quad und ein Motorrad, die sich zudem fast identisch steuern. Etwas taktische Vielfalt versprechen die zahlreichen Tuningteile wie Reifen, Lenker, Stoßdämpfer und Motoren, die unterschiedliche Auswirkungen auf das Beschleunigungs- und Lenkverhalten sowie die verfügbare Reserve an Nitro-Energie haben. Zumindest theoretisch. In der Praxis wirken sich die Bausätze aber kaum merklich auf die Fahrphysik aus. Die ist dafür konsequent auf unkomplizierten Arcade-Spaß getrimmt. Bremsen? Ist nicht nötig. Windschattenfahren? Wird überschätzt. Und selbst während der teils absurd langen Sprünge dürfen wir die Flugrichtung beeinflussen, was viel Spaß macht und sowohl auf der Tastatur als auch mit einem Gamepad sehr gut von der Hand geht. So präzise die Steuerung auch ausfällt, so sehr vermissen wir aber genretypische Standards. Ein Rückspiegel etwa fehlt in Nail’d ebenso wie unterschiedliche Kameraperspektiven.

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