Need for Speed im Test - Frischer Lack, schwacher Motor

Im PC-Test von Need for Speed freuen wir uns an der gepimpten Optik, ärgern uns aber auch über viele alte Fehler.

Need For Speed - Trailer zur PC-Version Video starten 1:03 Need For Speed - Trailer zur PC-Version

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Die PC-Version von Need for Speed erscheint knapp vier Monate nach der Konsolenversion. Das war zunächst anders geplant, denn ursprünglich sollte das Rennspiel zeitgleich mit den PS4- und Xbox-One-Versionen erscheinen.

Entwickler Ghost Games entschied sich aber zugunsten einer umfangreichen technischen Anpassung sowie dem Einbau von anderen Boni wie einer Lenkradunterstützung für eine Verschiebung. Hat sich die Wartezeit gelohnt?

Direkt vorweg: Inhaltlich unterscheidet sich die PC-Fassung nicht von der insgesamt enttäuschenden Konsolenvariante. Wie dort schlüpfen wir in der Rolle eines aufstrebenden PS-Junkies, der sich in der Raser- und Tuningszene Schritt für Schritt an die Spitze arbeitet - die ausgelutschte Story mit ihren platten Charakteren bleibt hanebüchen und ist kaum der Rede wert.

Ebenfalls ärgerlich: Die zwar hochwertig produzierten, aber trotzdem vor Fremdscham triefenden Zwischensequenzen lassen sich immer noch nicht wegdrücken, auch von den nervigen großflächigen Tutorial-Einblendungen bleibt die PC-Version nicht verschont. Eine Cockpitperspektive für die über 50 Fahrzeuge vermissen wir weiterhin, auch auf dem PC ist zum Spielen eine permanente Internetverbindung erforderlich.

Need for Speed - Besonderheiten der PC-Fassung
- 4k-Auflösung
- nicht gelockte Framerate (Bildzahl abhängig von verbauter Hardware)
- leicht aufgebohrte Optik
- Lenkrad-Unterstützung für Logitech-, Fanatec- und Thrustmaster-Wheels
- Manuelle Schaltung möglich

Test zur Konsolenversion von Need for Speed

Inhaltlich identisch

Die Rennevents, die wir größtenteils per dauerklingelndem Handy bekommen, sind thematisch abwechslungsreich, spielen sich aber ziemlich eintönig. Es gibt etwa klassische Straßenrennen, Drift- oder Zeitfahrten sowie Gymkhana-Events, die von uns schmerzlich vermissten Drag-Rennen sind zusammen mit schicken Hotrod-Autos per kostenlosem Update bereits Anfang März nachgereicht worden.

Die Zwischensequenzen sind auch in der PC-Version größtenteils zum fremdschämen. Die Zwischensequenzen sind auch in der PC-Version größtenteils zum fremdschämen.

Weitere nachträglich kostenlos hinzugefügte Inhalte der Konsolenversion wie etwa die Eddie-Herausforderungen oder das Hoonicorn von Ken Block werden in den nächsten Wochen verfügbar gemacht, das Showcase-Update soll etwa kurz nach Launch erscheinen.

Etwas enttäuschend ist das schon, schließlich war mehr als genug Zeit, um bei der PC-Version gleich auf Anhieb das volle Paket zu liefern. Immerhin sind aber alle Patches der PS4- und Xbox-One-Fassungen zum Start enthalten.

KI-Enttäuschung

Schon in der Konsolenversion war die KI der Computerfahrer einer der größten Nägel in den Reifen von Need for Speed und auf dem PC können wir in diesem Punkt trotz Patch leider keine großartige Besserung feststellen.

Immer noch fahren unsere Kontrahenten teilweise haarsträubend willkürlich durch Ventura Bay, lassen uns mal kilometerweit stehen, nur um plötzlich wieder auf gerader Strecke fast stehenzubleiben und uns passieren zu lassen. Im direkten Vergleich mit der Konsolenfassung kommen diese gravierenden Aussetzer gefühlt etwas seltener vor, zerstören aber trotzdem viel Atmosphäre.

Immer noch Backstein-Seife

Wir hätten uns gewünscht, dass Ghost Games die zusätzliche Entwicklungszeit nutzt, um zumindest ein wenig am seltsamen und schwer nachvollziehbaren Fahrverhalten der Autos zu feilen. Haben sie aber nicht. So gibt es zwar immer noch die Unterscheidung zwischen »Grip« und »Drift«-Einstellungen (die sich auch spürbar auswirken), von einem befriedigenden Fahrverhalten sind die Karren in Need for Speed aber auch auf dem PC noch meilenweit entfernt.

Der Übergang vom Geradeausfahren zum Driften passiert zu abrupt. Der Übergang vom Geradeausfahren zum Driften passiert zu abrupt.

Vor allem der abrupte Übergang vom normalen, recht schwergängigen Fahrverhalten auf der Straße (Backstein), zum schwer kontrollierbaren Driften in den Kurven (Seife) ist anfangs extrem gewöhnungsbedürftig. Nette Neuerung dagegen: Auf Wunsch können wir jetzt auch manuell die Gänge reinknallen, was zumindest eine Nuance Realismus zum Fahrverhalten hinzugibt.

Allerdings werden die zusätzlichen Millisekunden, die man beim optimalem Schalten herauskitzeln kann, ohnehin nicht benötigt, da die Zeitrennen weiterhin verhältnismäßig einfach zu meistern sind. Die manuelle Schaltung lässt sich übrigens leicht übersehen - um sie zu aktivieren, muss man in der Garage beim Punkt »Handling-Abstimmung« bis ganz nach unten scrollen.

Lohnt ein Lenkrad?

Die Steuerung funktioniert auf dem PC mit allen klassischen Steuerungsvarianten (Controller, Tastatur) ohne Probleme. Neu ist die Lenkradunterstützung für Geräte von Fanatec, Logitech und Thrustmaster, wir absolvieren unsere Proberunden mit einem Logitech G27.

Dabei gefallen uns vor allem die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten, beispielsweise lassen sich Totzonen oder Empfindlichkeit in verschiedenen Stufen anpassen. Fast schon ein No-Go dagegen: Eine separate Anpassung der Force-Feedback-Effekte fehlt.

Eine Cockpitperspektive fehlt, das Geschwindigkeitsgefühl kommt aber auch in der Motorhaubenansicht gut rüber. Eine Cockpitperspektive fehlt, das Geschwindigkeitsgefühl kommt aber auch in der Motorhaubenansicht gut rüber.

Unser Lenkrad-Ritt durch Ventura Bay spielt sich insgesamt recht gelungen, vor allem haben wir das Gefühl, dass sich ausbrechende Hecks mit schnellem Kurbeln viel wirkungsvoller einfangen lassen als mit Controller oder Tastatur. Allerdings gewinnt das Spiel ansonsten durch den Lenkrad-Support nichts.

Insbesondere die Force-Feedback-Unterstützung verliert durch den harten Backstein-Seifen-Übergang viel von ihrer Wirkung, denn anders als in anderen Rennspielen lässt sich in Need for Speed nicht wirklich »fühlen«, wann unser Flitzer die Haftung verliert. Der Lenkrad-Einsatz fällt also in die Kategorie »kann durchaus, muss aber nicht«.

Mehr Grafik-PS

So sehr Need for Speed auf der spielerischen Seite enttäuscht: Technisch kann man der PC-Version keinen Vorwurf machen. Ghost Games hat sich nicht lumpen lassen und im Vergleich zur ohnehin schon sehr schicken Konsolenfassung das große Poliertuch rausgeholt - das Ergebnis ist die mit Abstand schönste Need for Speed-Version. Die wohl wichtigste Neuerung ist dabei der Wegfall des Framelocks.

Auf den Konsolen war die Bildrate noch auf 30 Bilder in der Sekunde festgelegt, auf dem Rechner rauschen wir dagegen mit flüssigen 60 Bildern (oder bei potenter Hardware auch mehr) durch Ventura City, was die Rennen einen Tick intensiver macht - zumindest ist das unser subjektiver Eindruck.

Tolle Optik, wenig los. Nur selten kommen uns in Ventura Bay NPC-Fahrzeuge entgegen. Tolle Optik, wenig los. Nur selten kommen uns in Ventura Bay NPC-Fahrzeuge entgegen.

Mit einem entsprechend hochgezüchteten System verfügt lässt sich die Auflösung auf bis zu 3840x2160 hochschrauben. Wer dann noch die entsprechenden Textur-, Effekt- und Geometrie-Details auf die maximale Stufe knallt, kriegt die Kinnlade nicht mehr nach oben, denn mit diesen Einstellungen kratzt Need for Speed an der Fotorealismus-Grenze.

Gerade auf größere Sichtdistanz gibt's mit der hohen Auflösung mehr deutlich mehr Übersicht. Spätestens wenn man im Stadtteil Franklin Terrace am Ufer steht und rüber nach Downtown geschaut hat, will man nicht mehr zu einer niedrigeren Auflösung zurück.

Aber auch in Full-HD wirkt die Optik knackiger: Details wie die spitzenmäßigen Spiegeleffekte in Pfützen kommen besser zur Geltung, Pop-Ups gibt es keine mehr, der gesamte Bildeindruck ist ruhiger und einfach besser als auf den Konsolen.

An der recht unbelebt wirkenden Stadt Ventura City hat sich dagegen nichts geändert. Immer noch wirken Straßen und Bürgersteige stellenweise wie leergefegt, nur vereinzelt kommen uns andere Fahrzeuge entgegen, animierte Tiere in den Waldgebieten von Ventura Bay fehlen sogar völlig - schade, hier hätten wir nach der längeren Entwicklungszeit schon ein wenig mehr erwartet.

Ist Need for Speed also abseits der schicken Optik eine totale Katastrophe? Auf keinen Fall, denn als schneller Arcade-Renner für zwischendurch funktioniert das Spiel durchaus - die Abwechslung im Fuhrpark passt, die Automodelle sind schick, das Geschwindigkeitsgefühl kommt gut rüber und Ventura Bay ist riesengroß. Im direkten Vergleich zu seinen Vorgängern und den offensichtlichen Underground-Vorbildern fällt der Serienreboot speziell mit den großen Mängeln bei KI und Fahrgefühl aber deutlich ab, weswegen gerade Serienveteranen enttäuscht werden.

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