Nintendo Switch - Innovativ, aber riskant

Für GameStar-Chefredakteur Heiko Klinge macht Nintendo mit der neuen Switch-Konsole genau das Richtige, geht damit aber auch ein enormes Risiko ein. Für PC-Spieler ist das so oder so eine gute Nachricht.

Microsoft hat 2013 bei einem großen Presse-Event rund eine Stunde damit verbracht, die Vorzüge der Xbox One vorzustellen. Sony benötigte vor vier Wochen immerhin nur noch 40 Minuten für die Präsentation der PlayStation 4 Pro. Und Nintendo? Haut uns in gerademal dreieinhalb Minuten seine neue Switch-Konsole um die Ohren!

Klar vergleiche ich hier ein wenig Äpfel und Birnen, aber dennoch zeigt die Switch-Enthüllung im Expresstempo, dass Nintendo im Konsolenwettrennen nach wie vor auf seiner eigenen Spur fährt - wenn nicht sogar als Geisterfahrer unterwegs ist.

Während es Microsoft und Sony sich gegenseitig mit Hardware-Spezifikationen, Exklusivdeals, Onlinefunktionen und Multimediafähigkeiten überbieten, lässt Nintendo all das außen vor und konzentriert sich ausschließlich auf die Grundidee seines neuen Babys. Die Switch wird ein Hybrid aus Handheld und stationärer Konsole, der es mir unkompliziert ermöglichen soll, gemeinsam mit meinen Freunden zu zocken - egal ob im Wohnzimmer, Flugzeug oder Park. Alles andere ist erstmal egal.

Und ich gestehe, dass ich sowohl die Idee als auch Nintendos Attitüde bewundernswert finde. Okay, wahrscheinlich hat Nintendo auch keine andere Wahl, als sein eigenes Süppchen zu kochen. Ein Hardware-Wettrüsten kann Big N auf Dauer nur verlieren, zumal PS4 Pro und Project Scorpio bereits mehr oder weniger in den Startlöchern stehen. Und nunja, auch Online Services und Multimediafähigkeiten gehören nicht gerade zu Nintendos Kernkompetenzen.

Nintendo Switch - Neue Konsole: Das ist Nintendo NX (Trailer-Ankündigung) Video starten 3:37 Nintendo Switch - Neue Konsole: Das ist Nintendo NX (Trailer-Ankündigung)

Nintendos Schulhof-Kompetenz

Aber wenn Nintendo eines kann, dann ist es die Fähigkeit, Freunde beim Spielen zusammenzubringen. Ich kann mich noch genau an meine Tetris-Partien auf dem Schulhof erinnern: zwei Gameboys, ein Modul, ein Link-Kabel, unendlicher Spielspaß. An mein erstes Vier-Mann-Splitscreen-Rennen in Super Mario Kart auf dem N64. Die Bomberman-Branchen-Duelle auf dem Nintendo DS im Flieger zur E3. Oder an viele fröhliche Stunden mit meinen Eltern beim Wii Sports Bowling. Für solche Erlebnisse hat es noch nie modernste Grafik und Online-Funktionen gebraucht. Und das wird es auch in Zukunft nicht.

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Insofern ist für mich die Switch nicht mehr und nicht weniger als Nintendos logische Konzentration auf die eigenen Kernkompetenzen. Ich freue mich schon jetzt tierisch darauf, in einer lauen Sommernacht auf meiner Terrasse Mario Kart gegen meine Kumpels zu zocken. Und darauf, dass ich das neue Zelda nicht nur auf dem großen Fernseher genießen, sondern auch unterwegs oder im Bett spielen kann.

Ich hoffe, dass sich Nintendos Mut zum Anderssein auszahlt, wie schon bei der Wii und beim Nintendo DS. Denn das Letzte, was ich persönlich brauche, ist nochmal genau das gleiche wie die One und PS4, ergänzt um Mario-, Zelda- und Pokémon-Spiele.

Der Autor

Wann immer jemand Heiko nach seinen Lieblings-Genres fragt, bekommt er die neunmalkluge Antwort: »Es gibt genau zwei Arten von Spielen. Gute und schlechte.« Was Heiko damit pseudo-intellektuell ausdrücken will, ist dass er eigentlich alles spielt. Egal auf welcher Plattform, egal welches Genre - Hauptsache, es macht Spaß! Und deshalb spielt er genauso gern Civilization wie Diablo 3, Hearthstone und eben zahlreiche Nintendo-Titel. Denn in Sachen Spieldesign hält er die Japaner nach wie vor für absolute Meister ihres Faches. Einer seiner meisterwarteten Titel für 2017 ist deshalb auch The Legend of Zelda: Breath of the Wild.

No Risk, No Fun!

Aber Nintendos Mut zum Anderssein birgt natürlich auch ein großes Risiko. Denn nur, wenn sich die Switch wie seinerzeit die Wii zu einem günstigen Verkaufspreis im Massenmarkt durchsetzt, werden die großen Publisher bereit sein, spezielle Spiele für diese spezielle Plattform zu entwickeln.

Doch egal, ob die Switch scheitert, oder sich durchsetzt: Für den PC-Spieler Heiko ist sie in jedem Fall eine gute Nachricht. Weil die Konsole nämlich völlig anders funktioniert als One und PlayStation 4, kann sie auch kein Faktor für die Multiplattform-Entwicklung werden. Und damit wird sie auch kein Bremsklotz für den technischen Fortschritt.

Ob die Nintendo Switch ein Erfolg wird, vermag ich noch nicht zu prognostizieren. Dazu weiß ich noch viel zu wenig darüber. Was wird sie kosten? Wie lange hält der Akku im Handheld-Betrieb? Was sind die Launch-Titel? Wie stark ist der Tegra-Grafikchip wirklich?

Aber ich bin mir schon jetzt sicher, dass die Switch unter dem Strich ein Gewinn für uns Spieler ist. Aus dem Konsolen-Zweikampf wird - zumindest vorübergehend - wieder ein Dreikampf, und Konkurrenz belebt eben nicht nur das Geschäft, sondern auch die Kreativität der Entwickler. Und die Andersartigkeit der Switch wird dafür sorgen, dass diese Kreativität eben nicht nur in bessere Optik, größere Welten und Online-Features fließt, sondern auch in komplett neue Spielideen. Alle gewinnen, egal ob Nintendo-Fan oder nicht.

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