Seite 3: Nioh im Test - Nur auf den ersten Blick eine PC-Katastrophe

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Eine Frage des Ki

Das Kampfsystem von Nioh fällt ungemein komplex aus, gleichzeitig verlangt es uns ähnlich schnelle Reaktionen wie Bloodborne ab. Diese beiden Punkte stehen sich allerdings nicht im Weg, vielmehr gehen sie Hand in Hand.

Eine große Rolle spielt hierbei die Ausdauer, von Nioh Ki genannt. Angriffe, Blocks und Ausweichmanöver zehren am Ki-Balken. Die Leiste füllt sich zwar langsam wieder von selbst, das mit einem sogenannten Ki-Impuls zu beschleunigen, zahlt sich aber aus. Dafür müssen wir nach einem Schlag "R1" drücken, sobald William von einer Wolke blauer Ki-Partikel umgeben ist. Das richtige Timing ist in der Hitze des Gefechts nicht einfach, doch nur wer die Kunst des Ki-Impulses meistert, wird gegen schwierigere Gegner eine Chance haben.

Denn wenn wir zu viele Aktionen ohne Ki-Impuls aneinander reihen, kann es passieren, dass uns ein Feind erwischt, während die Leiste leer ist. Dann stehen wir einen Moment lang völlig schutzlos da. Dasselbe gilt immerhin auch für unsere Gegner, sobald deren Ki aufgebraucht ist. Es rentiert sich also, die Feinde durch ständige Ausweichmanöver zum Verplempern ihres Ki-Vorrates zu verführen. Wenn sie dann erstmal keuchend da stehen, lassen sich ganz einfach besonders starke Angriffe landen.

Ki gegen Yokai

Ganz besonders wichtig ist der Ki-Impuls im Kampf gegen die Yokai. Das sind Dämonen, die uns neben den vielen menschlichen Gegnern das Leben schwer machen. Das Blöde an den bösen Geistern: Sie erzeugen einen grau-schwarzen Nebel um sich herum, der unsere Ki-Regeneraton extrem verlangsamt. Mit einem gut gesetzten Ki-Impuls lässt sich dieser Nebel jedoch "wegputzen" und der Kampf läuft wie gewohnt weiter.

Brauchen Gegner ihr Ki völlig auf, sind sie anfällig für kritische Treffer. Dann reicht oftmals nur ein Schlag, um einen Kampf zu beenden. Brauchen Gegner ihr Ki völlig auf, sind sie anfällig für kritische Treffer. Dann reicht oftmals nur ein Schlag, um einen Kampf zu beenden.

Wie viel Ausdauer eine Konfrontation letztlich kostet, hängt auch von den drei Kampfhaltungen ab. Durch sie steuern wir, ob wir die zahlreichen Nahkampfwaffen wie Katanas, Speere oder Äxte senken, hochhalten oder mittig ausrichten. Das beeinflusst wiederum die Stärke und Geschwindigkeit der Schläge. Hinzu kommt, dass wir jederzeit zwischen zwei Waffensets wechseln können, die jeweils aus einer Nah- und einer Fernkampfwaffe bestehen. So lassen sich zum Beispiel ein klassisches Katana mit einem Bogen kombinieren, oder eine Streitaxt mit einer Flinte. Beim Zielen mit Bogen & Co. ist Sorgfalt gefragt: Wer verwundbare Punkte wie den Kopf erwischt, macht besonders viel Schaden.

Nioh, sein Koop-Modus und eine wichtige Änderung

Nioh bietet euch mehrere Wege, zusammen mit anderen Spielern durchs feudale Japan zu ziehen. So könnt ihr einen Spieler zu euch rufen, der euch unterstützt, bis er beziehungsweise ihr sterbt oder die laufende Mission endet. Darüber hinaus könnt ihr euch über das Menü "Torii-Pforte" unter verschiedenen Bedingungen mit anderen zusammenfinden.

In der Verkaufsversion konnten wir ursprünglich aber nur Einsätze im Koop spielen, die beide Spieler bereits abgeschlossen haben - einfach von Anfang im Koop loslegen war verboten. Die Entwickler von Nioh begründen diese Änderung damit, dass die Kampagne zu leicht geworden wäre, wenn zwei Spieler sie gemeinsam von Anfang bis Ende hätten spielen können.

Patch 1.14 änderte das jedoch: Inzwischen können wir auch Einsätze gemeinsam angehen, die wir noch nicht gemeistert haben. Allerdings nur im Yokai-Reich, einer speziellen Koop-Variante, in der wir uns einen Lebensbalken teilen und uns nicht unbegrenzt oft wiederbeleben können.

Nioh - Koop-Modus im Video erklärt: Wer kann wie mit wem spielen? Video starten 3:50 Nioh - Koop-Modus im Video erklärt: Wer kann wie mit wem spielen?

Ki-Management, Kampfhaltungen, Waffenwahl – um all das müssen wir uns parallel zueinander kümmern und einzelne Elemente an die jeweilige Situation anpassen. Schließlich wartet jeder Gegnertyp mit eigenen Angriffsmustern auf. Die Strategie, die uns bei einem Banditen noch geholfen hat, bringt uns bei einem brennenden Rad mit dämonischer Fratze nicht weiter, und bei einem Monster, das mir seine Zunge in einem Rundumschlag entgegenschleudert, schon gar nicht.

Mit zunehmender Spielzeit gewinnen zudem weitere Aspekte des Ki-Managements, ein komplexes Kombo-System samt Skill-Trees und die an Diablo 3 erinnernde Loot-Mechanik an Bedeutung. Auf diese Weise fordert und fördert uns Nioh, ohne spielerisch auf der Stelle zu treten.

Stirb doch endlich!

Sein hohes Niveau hält Nioh allerdings nicht über die gesamte Spielzeit. Bei seinen Nebenmissionen betreibt das Action-RPG oft Levelrecycling, da die uns gerne mal in bekannte Gebiete zurückführen. So verliert ein Krieger sein so wichtiges Schwert auch schon mal mehrfach in derselben Höhle.

Auch schwach aussehende Feinde sind gefährlich. Hier reißt ein Dämon William zu Boden und wird ihn gleich mit einer giftigen Flüssigkeit übergießen. Auch schwach aussehende Feinde sind gefährlich. Hier reißt ein Dämon William zu Boden und wird ihn gleich mit einer giftigen Flüssigkeit übergießen.

Das eben erwähnte Loot-System hingegen lädt mich einerseits dazu ein, verschiedene Waffen- und Rüstungstypen auszuprobieren, übertreibt er andererseits aber mit seiner Großherzigkeit. Fast alle Gegner lassen mindestens ein Items zurück, das nicht zu meinen Charakterwerten passt. Ein Besuch beim Schmied, wo ich die Gegenstände loswerden kann, ist darum nach jeder Mission Pflicht.

Auch bei den Bosskämpfen schwankt die Qualität. Nioh inszeniert seine Bosse weniger imposant als die Souls-Reihe, spendiert ihnen dafür aber mehr Lebenspunkte. Die Kämpfe ziehen sich dadurch ab und zu unnötig hin, wodurch sie trotz mehrerer Phasen oder Spezialangriffe eintönig werden. Dass uns das riesige Mischwesen aus Affe, Marder und Tiger nach einem Schrei in den Himmel verlässlich mit Blitzen beschießt, und die immer knapp neben uns einschlagen, wenn wir ausweichen, langweilt dadurch irgendwann einfach.

An dem, was das Spiel insgesamt leistet, ändert diese Kritik jedoch nichts: Nioh fordert uns heraus, wirft uns in den Dreck, aber belohnt uns dafür, wenn wir wieder aufstehe. Und das jedes Mal.

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