Nordkorea hat ein so großes Resort gebaut, dass es nun vor einem weiteren Problem steht: Touristen zu finden, um es zu füllen.

In Nordkorea soll bald ein Hotelkomplex für ausländische Touristen eröffnen. Nur wo sollen die eigentlich herkommen?

Links: Benidorm an der Costa Blanca, rechts das »Benidorm Nordkoreas« die Kalma-Halbinsel bei der Stadt Wonsan. (Bildquelle: Xataka.com) Links: Benidorm an der Costa Blanca, rechts das »Benidorm Nordkoreas« die Kalma-Halbinsel bei der Stadt Wonsan. (Bildquelle: Xataka.com)

Sommerurlaub in Nordkorea? Dort soll im Juni ein riesiger Hotelkomplex eröffnen, der zehntausenden Touristen Platz bietet.

Wie das von der Außenwelt größtenteils abgeschnittene Land unter der diktatorischen Führung der Kim-Familie an so viele Touristen kommen will, ist allerdings eine andere Frage.

Das Wonsan Kalma Resort bietet Unterkunft und Unterhaltung auf 245 Hektar

Die nordkoreanische Küstenstadt Wonsan ist schon lange ein Urlaubsziel für Einheimische am Japanischen Meer. Diesem Zwecke soll auch das neue Wonsan-Kalma-Resort dienen, doch das ist bei weitem größer als alles andere, was Kim im Tourismusbereich getan hat, erklärt Bruce W. Bennett, Experte für nordkoreanische Angelegenheiten beim US-amerikanischen RAND-Think-Tank gegenüber Business Insider.

Die Halbinsel Kalma, wo das Wonsan Kalma Resort im Juni eröffnen soll. (Bildquelle: Google Maps) Die Halbinsel Kalma, wo das Wonsan Kalma Resort im Juni eröffnen soll. (Bildquelle: Google Maps)

Wonsan ist Kim Jong Uns Mar-a-Lago

sagt Michael Madden, Gründer der Website NK Leadership Watch bereits 2017 gegenüber Reuters in Anspielung auf Donald Trumps Winterresidenz in Florida. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un habe auf einem Anwesen in der Nähe, wo jetzt das Wonsan-Kalma-Resort steht, in seiner Kindheit die Sommer verbracht.

Und der möchte mit dem seit 2014 geplanten Hotelkomplex nun offenbar etwas von diesem nordkoreanischen Urlaubsgefühl in Form eines Prestigeprojekts in die Welt tragen.

Das Wonsan Kalma Resort soll:

  • sich über 245 Hektar (etwa 343 Fußballfelder) erstrecken.
  • 7.000 - 20.000 Zimmer für Gäste bereitstellen.
  • vermutlich unter anderem einen Wasserpark, ein Freilufttheater, ein Gelände für Großveranstaltungen und einen Sportplatz beinhalten
  • einen eigenen 5,5 Kilometer langen Strandabschnitt bekommen

Die Angaben sind deswegen teilweise so weit gefasst und spekulativ, weil sie sich auch auf Analysen von Satellitenaufnahmen durch 38North und SI Analytics beziehen.

Denn aus dem weitgehend von der Außenwelt abgeschnittenen Land dringen kaum verlässliche Informationen nach Außen. Medien haben in dem Land vor allem die Aufgabe, Propaganda zu verbreiten. Im internationalen Pressefreiheits-Ranking von Reporter ohne Grenzen belegt Nordkorea derzeit Platz 179 von 180.

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Wer soll das gigantische Resort bewohnen?

So wenig wie aus Nordkorea nach Außen dringt, so wenige kommen auch in das Land hinein. Das Land ist touristisch unerfahren, nach Angaben des DailyExpress kamen vor der Covid-19-Pandemie jährlich etwa 150.000 - 200.000 Touristen ins Land.

Bei solchen Zahlen drängt sich die Frage auf, wer die tausenden Zimmer im Hotelkomplex denn eigentlich bewohnen soll.

Webseiten wie 38North spekulieren, dass die 26,5 Millionen Nordkoreaner vielleicht gar keinen Zugang zu dem Hotel bekommen. Kim jedenfalls bemerkte, das Resort habe eine Qualität, um wichtige externe, politische und kulturelle Veranstaltungen des Staates auszurichten.

Für ausländische Touristen wiederum ist es aber mitunter sehr schwierig, überhaupt nach Nordkorea einzureisen. Südkoreaner haben aktuell überhaupt keinen Zugang zum Nachbarland. Nord- und Südkorea befinden sich seit über 70 Jahren formal im Kriegszustand. Laut bpb befinde sich das Verhältnis beider Staaten aktuell auf dem Tiefpunkt, Kim Jong-un bezeichne Südkorea als Hauptfeind.

Von Deutschland, wie von vielen anderen Ländern aus, ist es sehr schwer, nach Nordkorea zu kommen. Das hat verschiedene Gründe:

  • Es gibt keine Direktflüge nach Nordkorea.
  • Einreisen sind nur mit speziellen Reisegruppen möglich.
    Man darf sich dort auch nicht frei bewegen.
  • Es gibt explizite Reisewarnungen:
    Die Gefahr für Touristen wurde nicht zuletzt 2016/17 ins kollektive Gedächtnis gerufen, als der US-amerikanische Student Otto Warmbier in Nordkorea wegen einer Lappalie verhaftet und verurteilt wurde. Kurz nach seiner Überstellung in die USA verstarb er, wie die BBC berichtete.

Am ehesten sollen wohl Russen und Chinesen als Gäste gewonnen werden. Russische Touristen profitieren laut CBS Chicago mittlerweile von einer erleichterten Einreise, Chinesen machten laut Wikipedia rund 90 Prozent der Touristen in Nordkorea aus.

Ob sich aber Touristen aus Russland und China für einen Strandurlaub ausgerechnet von Nordkorea anziehen lassen, ist fraglich. Ohne Öffnung nach außen dürfte das Resort – wie viele andere Megaprojekte autoritärer Staaten – kaum mehr als ein propagandistisches Schaufenster für Kim Jong-uns Machtanspruch bleiben.

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