Kaum ein anderer Satz macht mich so schwach wie dieser: »Das Spiel enthält viele Rätsel, wir empfehlen, euch eigenen Notizen zu machen!« Schon als Kind habe ich ganze Notizbücher mit Aufschrieben zu Spielen vollgekritzelt. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nur großer Fan von handgeschriebenen Listen bin, sondern bei Rätseln direkt vor Freude Schluckauf bekomme.
Wenn diese Rätsel dann auch noch etwas mit Morden, Mystery oder Horror zu tun haben, lasse ich auch gerne mal meinen Haushalt, mein Sozialleben und alles andere links liegen (nur nicht meine Meerschweinchen, um die kümmere ich mich natürlich!). So erging es mir auch bei dem unscheinbaren Spiel Painscreek Killings.
Ich schlüpfe in die Rolle einer Journalistin, die in die verlassene Stadt Painscreek fährt, um alte Mordfälle aufzuklären und hinter die dunklen Geheimnisse der Einwohner zu kommen. Ich möchte mit einer Review von Steam-User maqira starten:
Das Spiel ist nervig, langweilig und lästig.
All dem stimme ich zu. Denn eigentlich passiert in Painscreek Killings nichts. Ich laufe umher, sammle Dokumente und Schlüssel ein, rüttle an verschlossenen Türen, verlaufe mich in der Stadt, übersehe Hinweise und und und.
Trotzdem kann ich das Spiel 12 Stunden lang nicht aus der Hand legen und spiele es fast am Stück durch. Wenn ihr auf atmosphärische Spiele steht und euch gerne in Storys reinfuchst, dann solltet auch ihr euch Painscreek Killings nicht entgehen lassen. Ich kann euch auch genau sagen, warum!
Übrigens könnt ihr das Spiel aktuell noch bis zum 2. November für 5 Euro ergattern!
Cluedo in Videospielform
Vor vielen Jahren wurde die Ehefrau des ehemaligen Bürgermeisters von Painscreek ermordet - und der Mörder bis heute nicht gefasst. Doch das ist nicht das einzige Unglück, das die Kleinstadt in den vergangenen Jahrzehnten heimgesucht hat. Hängen die tragischen Todesfälle alle zusammen? Und wenn ja, wer steckt hinter den Morden?
Um das herauszufinden, steht mir eine ganze Stadt offen. Denn Painscreek ist verlassen. Niemand wohnt mehr hier und so kann ich ungestraft in Häuser eindringen, mich durch fremde Sachen wühlen, Briefe und Tagebücher lesen, um herauszufinden: Wer war es? Mit welcher Waffe? Und warum?
Painscreek Killings spielt sich wie eine lange Runde Cluedo, in der ich nach und nach neue Charaktere kennenlerne, mir langsam die Verbindungen zwischen den Vorfällen erschließe und aus unzähligen kleinen Puzzlestücken das Gesamtbild zusammenbaue.
Dabei leitet mich das Spiel gekonnt durch die Stadt. In der örtlichen Gaststätte finde ich beispielsweise heraus, dass in Zimmer 201 jemand eingecheckt, aber nie ausgecheckt hat. Wer ist dieser Steven? Weil ich natürlich alles fleißig mitschreibe, erinnere ich mich daran, dass auch ein gewisser Steven dem Sheriff auf den Anrufbeantworter gesprochen hat. Wie hängen die beiden zusammen?
An anderer Stelle finde ich Tagebucheinträge und erfahre so beispielsweise von geheimen Räumen in einer Villa oder in der Kirche. Zwischen alten Klamotten finde ich einen Schlüssel, doch zu welchem Schloss passt er? Dokumente, in denen alle Mitarbeiter verzeichnet sind, verraten mir die Adressen von Buttler und Nanny - so kann ich sie in der Stadt suchen und den Häusern einen kleinen Besuch abstatten.
Painscreek Killings überlässt es komplett mir, die Geschichte zusammenzusetzen und mich durch die Stadt zu rätseln. Es gibt keine Hilfestellung, ich werde nicht an die Hand genommen. Und das fühlt sich so unglaublich belohnend an.
Wenn ich den richtigen Code eingebe, offene Fragen in meinen Notizen durchstreiche oder meine Vermutungen durch Briefe oder offizielle Dokumente bestätige, fühle ich mich wie ein echter Detektiv. Hätte ich doch nur einen Sidekick, dem ich jedes Mal »Elementar, mein lieber Watson!« verkünden könnte.
Bin ich wirklich allein?
Schon die Rätsel und das Mysterium um den ungeklärten Mord reichen aus, um mich an Painscreek Killings zu fesseln. Was mich aber wirklich für fast 12 Stunden am Stück verschlingt, ist die unglaubliche Atmosphäre des Spiels.
Obwohl ich eigentlich weiß, dass es sich hierbei um ein ruhiges Erkundungs-Detektivspiel handelt, zieht sich mein Magen jedes Mal zusammen, wenn ich ein neues Haus betrete und die ersten schaurigen Klänge der Musik ertönen.
In Tagebüchern finde ich außerdem Hinweise auf eine lokale Spukgeschichte. In einem der Häuser sind alle Wände vollgeschmiert mit okkulten Symbolen und dem Satz »Sie wird uns holen«. Und was war das da eigentlich zwischen den Bäumen? Mit jedem Schritt, den ich in Painscreek wage, mit jeder neuen geöffneten Tür, mit jedem gelesenen Satz frage ich mich mehr und mehr: Bin ich hier wirklich allein?
Wenn ihr keine großen Horror-Fans seid, keine Sorge: Von Jumpscares oder wirklich gruseligen Passagen werdet ihr hier verschont. Painscreek Killings lebt von seiner dichten Atmosphäre, dem Intrigen-Schleier, der sich immer enger um mich und die Story spannt, und ein Stück weit auch von eurer eigenen Fantasie.
Wenn ihr gerade fünf Euro übrig habt und Fans von Detektivgeschichten seid, dann gebt dieser kleinen Steam-Perle doch mal eine Chance. Und vielleicht könnt ihr danach ja auch meinem Detektiv-Club beitreten! Ich warte auf deine, ja deine, Bewerbung in den Kommentaren, mein lieber Watson!
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.