Das letzte Mal, dass ich eine Armbanduhr getragen habe, dürfte die Casio-Uhr aus Kindheitstagen gewesen sein. Seither hat sich zuerst das Handy (damals noch mit Tasteneingabe) und später das Smartphone (mit Touchscreen) in meinem Alltag etabliert.
Und mit den Mobilteilen kam auch die allzeit griffbereite Angabe der aktuellen Uhrzeit, weshalb ich seither - und damit meine ich eine Zeitspanne von knapp zwanzig Jahren - auf jedwede Armbanduhren am Handgelenk verzichtet habe.
Bis jetzt.
Denn dank der generösen Kolleginnen und Kollegen von Google, wurde mir freundlicherweise eine Pixel Watch als Testmuster bereitgestellt. Gruß und Dank geht also raus an Google. Hinweis: Es handelt sich hierbei um die Pixel Watch, nicht um das aktuell bestellbare Nachfolgemodell Pixel Watch 2.
Alles auf einen Blick
- Die Navigation mit Google Maps auf der Smartwatch funktioniert komfortabel.
- WhatsApp-Nachrichten und Co. checken und beantworten ist ebenfalls möglich.
- Trotzdem gibt es Gründe, warum ich die Pixel Watch künftig nicht tragen werde.
Nein, das hier ist kein Test der Pixel Watch. Wer den sucht, findet ihn bereits auf unserer Webseite.
Google Pixel Watch im Test: Solide Smartwatch mit kleinen Schwächen
Stattdessen habe ich die Pixel Watch einmal aus einer ganz persönlichen Warte betrachtet und sie für vier Monate in meinen Alltag integriert.
Dabei gibt es einiges, was ich an der Smartwatch schätzen gelernt habe. So manches Feature war mir als Anwender aber auch von vornherein egal. Und dann gibt es da noch diese eine Handvoll Sachen, die mich gestört haben - und weswegen die Pixel Watch am Ende dieses Experiments wieder in der Schublade gelandet ist.
Was mir an der Pixel Watch von Google gefällt
✅ Navigation mit Google Maps: Als jemand, der sich keine Straßennamen merken kann (oder will), nach jedem Umzug mehrere Wochen braucht, um sich die eigene Adresse zu merken, bin ich ein emsiger Nutzer von Google Maps. Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht von der digitalen Karte Gebrauch mache, um mich zum nächsten, glutenfreien Restaurant, zur nächsten Fair-Trade-Eisdiele oder sonstigen Hotspots lotsen zu lassen.
Nützlich, aber zugleich nervig: Um mich von Google Maps navigieren zu lassen, habe ich bisher - es wird vielen meiner Leser vertraut sein - bei der Wegfindung mein Handy gezückt, dann wieder eingesteckt, danach wieder rausgeholt, und immer so weiter. Wieso? Weil ich beim Flanieren die Hände frei haben möchte, nicht fest verwachsen mit dem Smartphone durch die Straßen stolpern will - auch dann nicht, wenn ich nach einer Location suche.
Apropos Google Maps: Die App ist nicht nur nützlich, wenn ihr nach dem richtigen Weg sucht, sondern gibt auch Auskunft übers Wetter.
Wie komme ich zu Google Maps auf der Pixel Watch? Als ich erstmals Google Maps mit der Pixel Watch ausprobiert habe, war ich dezent begeistert - vor allem darüber, wie komfortabel das Ganze funktioniert. Handgelenk mit Smartwatch dran in Sichtweite heben, einmal mit dem Zeigefinger nach von links nach rechts swipen: schon bin ich bei Google Maps angekommen.
Wichtig: Ihr müsst darauf achten, dass eure Pixelwatch mit eurem Google-Konto beziehungsweise eurem Smartphone verbunden ist. Sofern dem so ist, gebt ihr entweder per Touchscreen (was auf dem räumlich begrenzten Smartwatch-Display sehr kleinteilig und umständlich in der Bedienung ausfällt) oder via Sprachsteuerung euren Zielort ein (was bei mir meistens wunderbar funktioniert hat).
Die Eingabe getätigt, listet euch die Smartwatch eine Auswahl von Zielorten, die mit eurer Eingabe übereinstimmen. Beispielsweise, wenn ihr nach einer »Müllerstraße« sucht, wovon es in eurer Umgebung möglicherweise mehrere geben könnte.
Euer Wunschziel bestätigt, müsst ihr noch auswählen, wie ihr reisen wollt - ob mit dem Fahrrad, dem Auto oder doch zu Fuß. Zusammen mit der jeweiligen voraussichtlichen Ankunftszeit wird euch auch die berechnete Reisezeit angegeben, die ihr zum Zurücklegen der Strecke benötigt.
Auf das Transportmittel eurer Wahl getippt, öffnet sich einerseits eine spezielle Anzeige auf der Smartwatch, andererseits auch Google Maps auf eurem Smartphone.
Wie sieht Google Maps auf der Pixel Watch aus? Danach startet die Navigation auf Smartwatch und -phone. Auf Googles Smartwatch habt ihr die Wahl zwischen zwei Ansichten: einer Textansicht, die euch alle einzuschlagenden Wege in chronologischer Reihenfolge aufführt (nach 140 Metern in die Grünwalder Straße abbiegen, danach nach 70 Metern in die Tegernseer Landstraße einbiegen, usw.).
Oder ihr wählt die Kartenansicht, lasst euch hierüber räumlich anzeigen, welchem Straßenverlauf ihr folgen müsst. Wahlweise könnt ihr euch auch eine Vorschau eurer gesamten Route auf der Karte anzeigen lassen.
Komfortabel: Wenn ihr unterwegs seid, wird euch über den Sperrbildschirm der Pixelwatch angezeigt, wohin ihr gehen müsst - oder ihr lasst euch die Wegbeschreibung zusätzlich von einer Roboterstimme ins Ohr säuseln.
Lässt euch »blind« mit Google Maps navigieren: Tatsächlich konnte ich mich häufig, mit Ohrstöpseln im Gehörgang und Pixelwatch am Handgelenk, an mein Wunschziel navigieren lassen, ohne kontrollierend die digitale Karte auf eine der beiden Displays öffnen zu müssen.
✅ Nachrichten checken: Auch gefallen hat mir, wenn mir die Benachrichtigungen von meinem Android-Handy direkt auf der Pixelwatch angezeigt wurden.
Genauer gesagt: Dass mir jetzt auch auf der Pixelwatch kommuniziert wurde, was wie die Tiroler Tageszeitung zum Weltgeschehen meint, oder die Bild zum Dreh von Aquaman (nichts gegen die Tiroler Tageszeitung oder Aquaman), war mir lästig - weswegen ich hier die Verknüpfungen zwischen den beiden Geräten ziemlich zügig aufgelöst habe.
WhatsApp auf der Pixelwatch: Goutieren konnte ich es indes, wenn mir WhatsApp-Nachrichten direkt auf der Pixelwatch ausgespielt wurden. Ich swipe also von unten nach oben auf dem Display, bekomme nun angezeigt, welche Nachrichten mich erreicht haben. Ich tippe auf eine Nachricht, woraufhin sich auf der Pixel Watch der betreffende Chat öffnet, ich die digitale Konversation nachvollziehen kann - und auch antworten.
Drei Buttons stehen euch für die WhatsApp-getriebene Kommunikation zur Auswahl: Eines mit Emoji, eines mit Mikrofon- und eines mit Tastatur-Icon.
Die Funktion hinter den jeweiligen Knöpfchen ist selbsterklärend. Mit dem Emoji-Button reagiert ihr mit einem der weithin bekannten Emoticons auf eine Nachricht eures Gesprächspartners, über das Mikrofon-Symbol hinterlasst ihr Sprachnachrichten (die ihr direkt in eure Uhr sprecht), und via Tastatur-Button tippt ihr Textnachrichten.
Letztgenannte Art der Kommunikation kann ich niemandem empfehlen, zumindest nicht mit auf einer Pixelwatch weitergeleiteten WhatsApp-Nachrichten unter Wear OS 3.5.
Die winzig-kleine virtuelle Tastatur machte es mir überdies während meines Testzeitraums unmöglich, auch nur einfachste Nachrichten zu tippen, ohne, dass ich mich auf den 41 Millimeter Bilddiagonale der Pixelwatch unablässig vertippt hätte.
Nach einigen Versuchen habe ich’s komplett aufgegeben und doch wieder zum Smartphone gegriffen. Ein Umstand, der mich ärgerte, hätte ich die 319 Euro für eine neue Pixelwatch ausgegeben.
Um Nachrichten (aus dem Mediendschungel, oder der privaten Kommunikation) zu checken, ist die Pixelwatch jedoch angenehm zweckdienlich. Um Nachrichten von Spiegel, Die Zeit & Konsorten in ihrer Gänze einzusehen, müsst ihr jedoch wieder auf euer Smartphone zurückgreifen. Immerhin könnt ihr die zu lesenden, nachrichtlichen Meldungen von der Pixel Watch aus an euer Handy weiterleiten.
Was mir an der Pixel Watch missfällt
⛔Trotz aller Vorteile: Die Pixel Watch ist mir ein Ballast im Alltag. Nachdem ich die Pixelwatch mehrere Wochen routiniert am Handgelenk hatte, mich an den oben beschriebenen Komfortfunktionen erfreut hatte, schloss ich einen eigentlich widersinnigen Entschloss: Ich fuhr in den Urlaub und ließ die Pixelwatch mit voller Absicht zuhause.
Ich bin ohne Pixelwatch in den Urlaub gefahren: Was würde passieren? Würde ich ohne Google Maps auf Pixelwatch orientierungslos durch Zürich wandeln, in Hamburg in den Hafen fallen, um am Bug eines Frachtschiffs zu zerschellen (ums übertrieben zu sagen)? Die Antwort: Nichts davon ist passiert - und vermisst habe ich die Pixelwatch auch nicht. Ganz im Gegenteil.
Nachdem ich vom mehrwöchigen Urlaub zurückgekommen bin, habe ich die Pixelwatch ganz nach hinten in eine gedachte Schublade gesteckt, denn mir wurde klar: Ich persönlich benötige keine Pixelwatch im Alltag.
❓Wegfindung mit Google Maps: Ja, mit dem Handy in der Hand sehe ich verloren aus, aber die akustische Wegbeschreibung per Roboterstimme kann ich mir auch ohne Smartwatch auf die Ohren geben - und habe dabei auch noch die Hände frei.
❓Kommunikation über WhatsApp: Ob ich jetzt sofort davon erfahre, ob Onkel Gustav eine neue Cremetorte anrührt, oder erst in einer Stunde: Wen kümmert’s?
Warum ich mich im Alltag gegen die Pixel Watch entscheide: In diesem Zusammenhang lauten für mich die drei Schlüsselwörter »Achtsamkeit« (was passiert gerade in der echten Welt um mich herum), »Aufmerksamkeitsökonomie« (wem oder was will ich meine Aufmerksamkeit schenken) und »bewusste Langeweile« (während der meiner Meinung nach die besten Ideen entstehen).
Vielleicht bin ich aus der Zeit gefallen, oder ein verhinderter Hippie, aber die drei Lebensqualitäten hinter den drei Vokabeln sind mir wichtiger, als 320 Euro für eine aufgemotzte Armbanduhr auszugeben, die unterm Strich - so empfinde ich’s - nur meine Aufmerksamkeit und Daten möchte. Beide Ressourcen möchte ich anderweitig verteilen.
Ende des Kommentars eines alten Mannes, der erbost eine Rasenfläche anschreit.
Wo wir dabei sind: Wer sich an meiner vorerst negativen Meinung zu Smartwatches nicht den Magen verdorben hat, für den sorgt nachstehender Trailer zur Pixel Watch 2 wieder für Appetit.
Mein (vorläufiges) Schlusswort zur Pixel Watch
Trotz meines eher negativ eingetrübten Schlussworts, möchte ich keineswegs einen noch nicht erkannten Nutzwert eines Gadgets wie der Pixelwatch für mich ausschließen.
Ich erwähnte eingangs, dass ich die Pixelwatch bis dato nicht also Fitness-Tracker genutzt habe. Was gewiss fehlgeleitet ist, denn viele Anwender dürften das Tech-Geschmeide genau dafür nutzen und wertschätzen.
Deshalb ziehe ich für einen nächsten Artikel in Betracht, die Pixelwatch während der jetzt hereinbrechenden Winterzeit ins Fitnessstudio mitzunehmen - und dort auf Herzschlag, Puls und schwitzigen Trainingsmatten zu testen.
Apropos Google: 25 Jahre Google: Mit diesem Trick nutzt ihr die Suchmaschine wie ein Profi
Was haltet ihr zu diesem meinem Erfahrungsbericht zu meiner ersten Smartwatch? Könnt ihr mir bei meinen Pro-Kontra-Argumenten beipflichten, oder lösten meine Ausfürhungen bei euch eher Unverständnis aus? Und auch: Trägt ihr privat eine Smartwatch? Wenn ja, welche - und wieso seid ihr gerade mit dem Produkt (un)zufrieden? Schreibt uns dazu gerne in die Kommentare.
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