Endlich sind sie da, die ersten via Crowdfunding finanzierte Spiele. Im Falle des Mehrspieler-Shooters Ravagedlandeten zwar »nur« gut 38.000 Dollar im Online-Klingelbeutel, welche auch nicht in die eigentliche Entwicklung flossen, sondern in den Feinschliff. Dennoch sehen wir hier eines der ersten Ergebnisse des aktuellen Kickstarter-Hypes: Ein Spiel, in das die Fans vorab Geld investiert haben, ohne zu wissen, was genau sie dafür bekommen werden.
Ravagend stammt vom New Yorker Indie-Studio 2Dawn, bei dem unter anderem Veteranen aus der Battlefield-Modding-Szene werkeln, die schon an Battlefield 1942: Desert Combat mitgewirkt haben. Da ist es nicht wirklich verwunderlich, dass ihr Multiplayer-Titel Battlefield-ähnliche Spielmechanismen mit einem im Genre unverbrauchten Wüsten-, oder besser gesagt Endzeit-Szenario der Marke Rageverbindet.
Bei einem Blick auf das Ergebnis wünscht man sich aber recht schnell, dass 2Dawn mehr als die 38.000 Dollar zusammenbekommen hätte. Nicht nur, dass es dem grundsätzlich guten Fundament trotz Crowdfunding-Geldspritze an Feinschliff fehlt, auch das anscheinend geringe Interesse der Spieler macht sich nun auf den Servern bemerkbar.
Warum keine Wertung?
Aufgrund von überwiegend leeren Servern waren Gefechte mit hoher Spielerzahl im Testzeitraum nicht möglich. Für den Mangel an Spielern kann Ravaged natürlich nichts. Trotzdem konnten wir dadurch Teilbereiche des Spiels nicht ausgiebig genug prüfen, um ein faires Urteil zu fällen. Daher verzichten wir auf eine finale Wertung.
Battlerage
In der Endzeit herrscht wenig überraschend Knappheit an Ressourcen, um die sich der Gutmenschen-Widerstand und Anarcho-Banditen balgen. Im Spielmodus »Ressourcenkontrolle« sollen wir Benzinkanister aus der feindlichen Basis klauen und in unsere eigene bringen. Klingt nach Capture the Flag, ist es auch. Mit der Besonderheit, dass wir hier auch Stützpunkte einnehmen und so näher am gegnerischen Lager spawnen können.
Im zweiten, »Vorstoß« getauften Spielmodus, entfällt der Kanister. Hier entbrennen in klassischer »Conquest«-Manier Gefechte rund um Flaggenpunkte. Die Besonderheit: Wenn unser Team alle neutralen Basen eingenommen hat, wird der Hauptstützpunkt des Feindes zur Eroberung freigegeben und wir können ihn endgültig von der Karte tilgen.
Beide Modi sind nicht wirklich ungewöhnlich, setzen aber zumindest im Detail eigene Akzente. Zudem entfällt in »Vorstoß« das für die Verliererseite frustrierende »Spawn-Killing« und »Base-Raping« – zumindest bis zum bitteren Ende, wenn’s der Hauptbasis an den Kragen geht. Jetzt könnte man sich zwar darüber beschweren, dass Ravaged somit gerade einmal zwei Spielmodi besitzt, aber Hand aufs Herz: Wer hätte hier noch (Team-)Deathmatch & Co. gebraucht? Und viel mehr als Conquest und Rush bietet der Genre-Primus Battlefield 3auf der kompetitiven Seite schließlich auch nicht.
Fahren zum Davonlaufen
In einem Endzeit-Szenario dürfen karge Wüsten natürlich nicht fehlen. Doch Ravaged bietet daneben auf den insgesamt acht Karten mit verschneiten und tropisch angehauchten Regionen angenehm Abwechslung und teils hübsche Architektur. Egal ob wir in Eiseskälte vor dem Eiffelturm oder bei glühender Hitze auf den Resten der Freiheitsstatue herumturnen: die Leveldesigner von 2Dawn verstehen ihr Handwerk.
Eines haben dabei die meisten Schlachtfelder gemeinsam: Sie sind recht weitläufig. Entsprechend haben Fahrzeuge einen äußerst hohen Stellenwert, in den Gefechten und erst recht natürlich bei der Erbeutung feindlicher Ressourcen. Auch hier bietet das Spiel eine angenehme Vielfalt. So ist über das Quad, den kleinen Dünen-Buggy, dem aufgemotzten Muscle Car und Raketenwerfer-bestückten Van bis hin zum mächtigen, aber lahmen Panzer praktisch alles dabei, was das Fahrerherz höher schlagen lässt. Zusammengebastelte Gyrokopter und notdürftig geflickte Little-Bird-Helis dürfen natürlich ebenso wenig fehlen.
Doch eines der entscheidenden Spielelemente von Ravaged ist auch gleichzeitig einer der größten Pferdefüße: Steuerung, Kamera und erst recht die Fahrphysik der Boliden grenzen an »grauenhaft«. Beim Panzer wäre es noch nachvollziehbar, aber auch praktisch alle anderen Fahrzeuge steuern sich wie volle Badewannen. Zudem haben wir bisher noch nie einen Helikopter wieder ordentlich landen sehen. Wer sich doch einmal in die unglaublich wackelig zu steuernden Propeller-Kübel wagt, zerschellt in der Regel wenige Sekunden später an irgendeinem Felsen. Bodenfahrzeuge tendieren außerdem gerne dazu, sich an den unmöglichsten Stellen einzukeilen und sich, zumindest ohne den Einsatz von Sprengstoff, auch nicht wieder befreien zu lassen.
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