Update vom 10. März 2025: Anlässlich der PC-Veröffentlichung von Rise of the Ronin haben wir unseren ursprünglichen Test der PS5-Fassung von 2024 neu veröffentlicht. Erste Fazits zur PC-Technik folgen nach Release.
Rise of the Ronin ist auf dem Papier ein Spiel, das ich mir immer gewünscht habe. So lange habe ich von einem Assassin’s Creed in Japan geträumt und einem Ableger der Attentäter-Reihe, der mir endlich wirklich tiefe, fordernde Kämpfe bietet, die ich nicht irgendwann dank Level- und Loot-System aushebele.
Und dann kommt mein Traumspiel auch noch von Team Ninja, die mit Nioh und Wo Long längst bewiesen haben, dass ihre Kampfsysteme über jeden Zweifel erhaben sind. Elegante Paraden, schnelle Auweichrollen und brutale Konterangriffe inklusive, die jeden Gegner zum nervenaufreibenden Todestanz einladen.
Bei den Kämpfen lässt sich das Open-World-Spiel tatsächlich nichts vormachen und stellt Assassin’s Creed und Co. gekonnt in den Schatten. Allerdings hätten die Entwickler sich bei Open World und Story besser woanders inspirieren lassen sollen.
Wo Rise of the Ronin im Detail sonst noch glänzt und wo es schwächelt, lest ihr hier in unserem GameStar-Plus-Test des PS5-exklusiven Open-World-Titels. Einsteiger-Tipps damit ihr meine Fehler gleich von Anfang an vermeidet, findet ihr außerdem hier:
Und damit ihr euch ein Bild vom Spiel machen könnt, haben wir hier unkommentiertes Gameplay, das ganz dezent an Assassin's Creed erinnert:
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Rise of the Ronin: Wir laufen durch die Welt und klettern auf einen Turm
Spielbare Geschichtsstunde
Ende des 19. Jahrhunderts versinkt Japan im Chaos und bietet Nährboden für viele spannende Konflikte, die ich hautnah miterleben darf - zur Abwechslung geht es in Rise of the Ronin nämlich nicht ins feudale Japan der Sengoku-Ära. Stattdessen werde ich mitten in die raue Übergangsphase zwischen altem Japan und Moderne geworfen.
Das Land öffnet sich dem Westen, der Fall des Shogunats (und damit der alten Regierung) scheint unmittelbar bevorzustehen und als Ronin - als einsamer Samurai ohne Herr - stehe ich irgendwo dazwischen. Ich habe die Wahl, ob ich dem Shogunat den Todesstoß versetze oder mich für seinen Erhalt einsetze.
Gemeinsam mit meinem Zwilling (ihr dürft nämlich gleich zwei Charaktere erstellen), werde ich von klein auf zu Attentäter oder Attentäterin ausgebildet. Allerdings geht schon bei unserer ersten Mission etwas gehörig schief: Die Geschwister werden getrennt und Jahre später ist meine einsame Kriegerin allein unterwegs. Aber nicht für lange - schnell finde ich eine Widerstandsgruppe anderer Ronin, die sich gegen das korrupte Shogunat stellen. Das scheint das Land für den eigenen Wohlstand an die Ausländer zu verhökern und bringt damit auch viel Leid wie zum Beispiel die Cholera ins Land.
So simpel bleibt es in Rise of the Ronin aber nicht. Im Verlauf der etwa 40-stündigen Handlung lerne ich die Gegenseite ebenfalls kennen. Nichts ist Schwarz oder Weiß, auf beiden Seiten gibt es ehrliche, gute Menschen, die das Beste für Japan und dessen Bewohner wollen und solche, die für Macht und ihre Ideale über Leichen gehen. So richtig in Fahrt kommt die Erzählung trotz der packenden Ausgangslage aber selten.
Das liegt zum einen an der Präsentation: Figuren wie die Geisha Taka, die heimlich für das Shogunat spioniert oder der Freiheitskämpfer Genzui spulen eher hölzerne Theaterreden ab, als echte Gefühlsregungen zu zeigen und es ist zum anderen deutlich spürbar, dass der historische Konflikt über den persönlichen Einzelschicksalen steht.
Die Story ist vor allem ein Vehikel, um uns zu den Schauplätzen und Kämpfen zu bugsieren, weshalb Team Ninja hier erzählerisches Potenzial liegen lässt. Am atmosphärischen ist übrigens die japanische Vertonung, wenn ihr kein Problem mit Untertiteln habt, auch die deutsche Fassung ist aber gelungen. Im Trailer könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen:
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Ihr wollt Assassins Creed im Japan des 19. Jahrhunderts? Dann schaut euch Rise of the Ronin an!
Keine Schwarz-Weiß-Malerei
Immerhin webt Rise of the Shogun aber von Anfang an interessante Entscheidungen in die Story ein. Das passiert zum Beispiel im Kleinen, wenn ich bei einer Nebenmission einen Banditenanführer verschone, der mir dann in Zukunft auf Wunsch bei Aufträgen im Kampf zur Hilfe eilt.
Oder im Großen, wenn es eben darum geht, auf welche Seite ich mich letztlich schlage. Je nachdem, welche Aufträge ich annehme, erhöhe ich meine Gunst mit bestimmten Figuren oder einer der beiden Seiten (Pro- oder Kontra-Shogunat). Das belohnt mich nicht nur mit neuen Waffen oder Rüstungen, sondern eröffnet oder verschließt mir wiederum andere Missionen und lässt mich zudem gegen einstige Verbündete antreten, die mich für mein Handeln zur Rede stellen und mir andere Sichtweisen eröffnen.
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Samurai-Open-World ohne Fantasy-Gedöns und nur auf PS5: Lohnt sich Rise of the Ronin?
Greife ich mit Genzui zum Beispiel eine Basis der Briten an, treffe ich dort überraschend auf Ärztin Ine, der ich vorher bereits geholfen habe. Sie erklärt mir fassungslos, dass die Ausländer ihr beim Bekämpfen der Cholera helfen und führt mir meine kurzsichtige, gewaltbereite Sicht auf das Geschehen vor Augen. Genzuis Wut basiert wiederum auf dem Tod seiner Familie, die von der eingeschleppten Cholera dahingerafft wurde, auch seine Beweggründe verstehe ich.
Rise of the Ronin gelingt es gut, dass ich immer wieder beide Seiten in Frage stelle - keine wird plump als rein gut oder böse dargestellt. Rauft ihr euch darüber die Haare, müsst ihr aber nicht verzweifeln: Ein integrierter Zeitstrahl lässt euch frühere Missionen und Schauplätze jederzeit nochmal erleben und Entscheidungen neu treffen.
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