So etwas gibt es selten: Die Performance-Überraschung unter Windows mit AMD Ryzen

Die Suche nach der Ursache mündete in einem gewöhnlichen Windows-Update mit ungewöhnlichen Ergebnissen.

Ein Windows-Update als Wundermittel für Ryzen 9000? Ein Windows-Update als Wundermittel für Ryzen 9000?

Es kommt fast einem Technikwunder gleich: Mittels eines Windows-Updates sollen sich Performancegewinne im zweistelligen Prozentbereich bei nahezu allen aktuellen Ryzen-CPUs erreichen lassen. Wie kann das sein?

Der Release von Ryzen 9000 war unterwältigend

Um die Geschehnisse der vergangenen Wochen richtig einordnen zu können, müssen wir zunächst unsere Blicke auf Anfang August richten.

Am 8. August kamen der Ryzen 5 9600X und der Ryzen 7 9700X auf den Markt; eine Woche später folgten der Ryzen 9 9900X und Ryzen 9 9950X.

  • Dabei war das gar nicht der Plan: Ursprünglich sollten alle auf der Computex 2024 vorgestellten CPUs am 31. Juli erscheinen.
  • Als Grund für die Verschiebung wurde nicht eingehaltene Qualitätsstandards in der ersten Charge von Ryzen 9000 genannt.
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Auch in unserem Test zum Ryzen 7 9700X wurde schnell ersichtlich, dass sich Performancezuwachs in Grenzen hält. Insbesondere in Spielen stellte sich AMD gewissermaßen selbst ein Bein – was aber in unseren Augen vornehmlich am 3D-V-Cache der X3D-Modelle lag.

  • Doch auch andere Tests waren nicht von der Zen-5-Generation überzeugt. Die Kollegen von PCGamesHardware betonen explizit, dass man sich von den getesteten CPUs »mehr erwartet« hat.
  • Im dortigen Gesamtindex könne der Ryzen 7 9700X etwa nicht einmal am gut zwei Jahre alten Intel Core i5-13600K vorbeiziehen.

Ein verstecktes Adminkonto als Lösung – oder doch nicht?

Nur wenige Tage nach diesen ersten Tests stellte sich heraus, dass potenziell ein Windows-Bug am fehlenden, »echten« Leistungsplus von Zen 5 Schuld sein könnte. Immerhin fielen die Ergebnisse bis dato deutlich niedriger aus als von AMD angegeben.

  • Der YouTube-Kanal Hardware Unboxed konnte etwa herausfinden, dass mithilfe eines versteckten Administratorkontos die Leistung des Ryzen 7 9700X in Spielen um rund vier Prozent erhöht werden kann.
  • In diesem Kontext stellte sich heraus, dass nicht nur Zen 5 von diesem Adminkonto profitiert. Auch der direkte Vorgänger in Form des Ryzen 7 7700X zeigte einen ähnlichen, wenngleich mit rund drei Prozent etwas geringeren Performancezuwachs.
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Nur kurze Zeit später musste Hardware Unboxed aber eine Rolle rückwärts vollführen. Der ominöse Windows-Bug existiert in dieser Form nämlich gar nicht.

  • Stattdessen handle es sich hierbei um gewöhnliches Verhalten von Prozessoren, die unter einem Windows-Betriebssystem laufen.
  • Der Leistungsschub lasse sich auch ohne die etwas krude Ausführung eines Befehls in der Windows-Eingabeaufforderung beobachten; es reicht auch, das jeweilige Spiel per Rechtsklick mit »Als Administrator starten« auszuführen.

Windows 11 24H2 mit großen Sprüngen

Nach dem Feedback aus der Berichterstattung und der Community erklärt CPU-Hersteller AMD im Community-Blog, dass man die Erwartungen an Ryzen 9000 nachvollziehen könne.

Verschiedene Faktoren spielen für die Diskrepanz zwischen den hauseigenen Benchmarks sowie den unabhängigen Testberichten eine Rolle:

  • Unter anderem wird auch der erwähnte Administratormodus genannt, der als Standard bei AMD-eigenen Benchmarks genutzt wird.
  • Die Ergebnisse aus dieser Testsuite spiegle »Codeoptimierungen für die Sprungvorhersage wider, die in der von Rezensenten verwendeten Windows-Version nicht vorhanden sind«.

Das für diese Optimierung notwendige Update befand sich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch in der Vorschauphase im Windows Insider Programm und war ausschließlich für die 24H2-Version verfügbar.

  • Entsprechend nachvollziehbar ist es, dass nur wenige Tester tatsächlich die versprochenen Leistungen von Ryzen 9000 ermitteln konnten.
  • Auch unsere CPU-Tests laufen generell auf dem jeweils aktuellen und stabilen Windows-Release.

Der Hardwaretester KitGuru veröffentlichte im Anschluss Benchmarks, die die AMD-Aussagen bestätigen.

  • Generell machte sich ein Unterschied zwischen den Benchmarks unter Windows 11 23H2 und 24H2 bemerkbar: Die Vorschauversion des Betriebssystems schnitt ohne Ausnahme um bis zu 13 Prozent besser ab.
  • Allerdings ist auch festzustellen, dass der reine Unterschied zwischen Zen 5 und Zen 4 sich nur insignifikant verbessert; beide Generationen verbessern sich durch 24H2 in ähnlichem Ausmaß.
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Die Sprungvorhersage als Ursache

Genehmigen wir uns an dieser Stelle einen kurzen Exkurs: Was ist eigentlich diese ominöse Sprungvorhersage, die wohl ursächlich für die fehlende Leistung war?

  • In einfachen Worten: In der Regel wird jede Programmanweisung von der CPU der Reihe nach abgearbeitet. An bestimmten Stellen können CPUs aber auch zu einer anderen Anweisung »springen«.
  • Hier kommt die Sprungvorhersage ins Spiel: Anhand vorhergehender Sprunganweisungen können Prozessoren gewissermaßen »vorausahnen«, wann ein solcher Befehl kommt und was die Zieladresse ist – daher auch der englische Name »branch prediction«.
  • Hiermit wird für eine möglichst sinnvolle und ständige Auslastung der CPUs gesorgt, wodurch sowohl die Effizienz als auch die allgemeine Leistungsfähigkeit gesteigert werden.

Offensichtlich hatten die Ryzen-CPUs also Probleme mit der Sprungvorhersage unter allen Windows-11-Versionen, die nicht auf 24H2 basieren.

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Frisches Update für 23H2 mit ähnlichen Effekten

In der Zwischenzeit hat Microsoft das KB5041587 für Windows 11 23H2 herausgebracht. Den Entwicklern sei es gelungen, die Optimierung der Sprungvorhersage auch auf die noch aktuelle OS-Version zurückzuportieren, erklärt ein Sprecher gegenüber Ars Technica.

  • Demzufolge sei nun auch unter Windows 11 23H2 ein ähnliches Leistungsplus wie im zuvor getesteten Insider-Build zu erwarten. Diese Aussage bestätigten erste Benchmarks von Ars Technica selbst.
  • Grundsätzlich ist der Performanceschub aber nicht Zen-5-exklusiv. Auch einige Prozessoren der vorigen AMD-Generationen (Ryzen 7000 und sogar 5000) sollen durch das Windows-Update von mehr Leistung profitieren.
  • Selbst Intels CPUs der 13. und 14. Generation sollen von der optimierten Sprungvorhersage profitieren – endlich mal wieder positive Nachrichten für den CPU-Konkurrenten, nachdem die vergangenen Wochen und Monate eher von Negativschlagzeilen geschmückt waren:

Was bedeutet das für die Bewertung von Ryzen 9000?

Da die Optimierung der Sprungvorhersage für zahlreiche CPUs außerhalb von Zen 5 gilt, ändert sich an dem ursprünglichen Résumé zu Ryzen 9000 erst einmal nur wenig bis gar nichts.

In Relation zum direkten Vorgänger fällt durch die Allgemeingültigkeit der Abstand weiterhin recht klein, in Anbetracht des deutlich höheren Kostenpunkts sogar zu klein aus.

Hoffnung macht allerdings ein ganz anderes Update, das angeblich in Arbeit steckt.

  • Schon kurz nach dem Release von Ryzen 9000 tauchten Gerüchte auf, wonach per BIOS-Update die Leistungsaufnahme der neuen CPUs von 65 auf 105 Watt angehoben werden soll.
  • Die freigesetzte Leistung solle wiederum (wenn auch zulasten der Effizienz) dafür sorgen, dass sich Zen 5 tatsächlich signifikant von Zen 4 absetzen kann.

Jetzt ist eure Meinung gefragt: Habt ihr das aktuelle KB5041587-Update schon heruntergeladen und konntet ihr einen Unterschied in der Performance feststellen? Lasst es uns gern in den Kommentaren wissen!

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