Gaming-Headsets! Ich teste sie seit 10 Jahren und benutze sie schon wesentlich länger. Jetzt habe ich von Sennheiser eine Mikrofon-Kopfhörer-Kombination zum Ausprobieren bekommen, und überdenke, ob Headsets auch weiterhin meine erste Wahl zum Zocken sind.
Also aufgebaut, Mikro an meinen Schreibtisch geklemmt und los geht es!
Transparenzhinweis: Sennheiser hat mir sowohl das Mikrofon als auch den Kopfhörer für den Test kostenfrei ausgeliehen. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf den Artikelinhalt und bekam auch keine Vorabansicht.
Externes Mikro gegen externe Geräusche
Noch bevor ich andere Aspekte bewerten konnte, fiel mir im ersten Call mit meinem Team auf, dass Umgebungsgeräusche erstaunlich gut gefiltert werden.
Tippgeräusche? Keine. Autolärm? Nein. Dafür aber meine Stimme – und zwar klar und deutlich.
In einem Call mit Kollegin Alana wollte ich ihr etwa die Lautstärke einer meiner Test-Gaming-Tastaturen demonstrieren, doch sie konnte das laute Hämmern überhaupt nicht hören.
Also drückte ich das Mikrofon ein Stück weiter herunter an die Tastatur und haute in die Tasten. Aber wieder nichts. Nicht einmal, als ich das Mikro bis auf 20-25 Zentimeter an die Tastatur heranzog, kamen die Störgeräusche bei ihr an. Und das fand ich schon ziemlich bemerkenswert.
Allerdings hatte ich nicht daran gedacht, den Mikrofonkopf auch noch direkt zur Tastatur hin auszurichten. Das könnte also einen Einfluss gehabt haben. Dennoch dürfte klar sein, dass das Sennheiser Profile USB Mikrofon im normalen Gebrauch keinerlei Tippgeräusche überträgt.
Natürlich trägt auch die Kombination aus gutem Gaming-Desk und Sennheiser-Boom-Arm (der allerdings etwas steif ist) dazu bei, dass sich Schwingungen nicht so leicht übertragen.
Kabelkopfhörer zum Herumprobieren
Der Sennheiser HD 620S Kopfhörer bringt eine ziemlich spezielle Eigenschaft mit. Er klingt teilweise, als hätte er eine offene Bauweise, ist aber geschlossen. Somit schließt er zwar besser ab, hat aber nicht den drückenden Bass von geschlossenen Kopfhörern oder Headsets.
Im Vergleich zu klassischen, geschlossenen Geräten ist der Bass zwar nicht so bombastisch, dafür aber detaillierter und prägnanter. Außerdem: Je länger der Kopfhörer getragen wird, desto besser klingt er.
Hier zeigt sich im Prinzip das beste beider Welten: gute Abschottung durch geschlossene Bauweise ohne Überbetonung der Tiefen und mehr Klarheit als bei der offenen Bauweise.
Aufgrund der mittelhohen Impedanz von 150 Ohm wirken die HD 620S zunächst recht leise. Zum Vergleich: Klassische Gaming-Headsets wie das JBL Quantum 910P oder auch das Razer Kraken V4 bewegen sich im niedrigen Impedanz-Bereich und haben oft 32 Ohm.
Beim Sennheiser HD 620S bietet sich deshalb an, einen Kopfhörerverstärker zuzuschalten. Das ist zwar nicht zwingend erforderlich, je nachdem, wie laut man gerne hört, muss das Ausgabegerät aber sonst ziemlich hoch eingestellt werden.
Spezifikationen von Sennheiser HD 620S und Profile USB
Sennheiser HD 620 S
- Bauweise: Geschlossen
- Frequenzgang: 6 - 30.000 Hertz
- Impedanz: 150 Ohm
- Treiber: dynamisch, 42 mm
- Gewicht: ca. 325 g ohne Kabel (selbst gewogen)
- Lieferumfang: 1,8-m-Kabel mit 3,5-mm-Klinke, 3,5-auf-6,3-mm-Adapter
Sennheiser Profile USB
- Charakteristik: Niere
- Wandlerprinzip: Pre-polarized Kondensator
- Abtastraten: 44,1, 48 kHz
- Abmessungen: 202 x 111 mm, Durchmesser 50 mm
- Gewicht: 350 g (nur Mikrofon)
- Lieferumfang: USB-C-Kabel (1,2 m), Standfuß, Mikro (im
Streaming-Set
ist auch noch der Boom-Arm dabei)
Idealerweise probiert jeder für sich herum, wie er den besten Klang für sich aus dem Kopfhörer herausbekommt.
Insgesamt gefiel mir der klare Klang sehr gut. Die Gegnerortung in Shootern funktioniert einwandfrei und auch die allgemeine Kulisse in Action-Adventures kann sich hören lassen.
Die Höhen klangen zu Beginn stark überbetont, was sich beim Eingrooven der Kopfhörer mit der Zeit aber etwas gelegt hat. Dennoch werden hohen Bereiche hörbar stärker betont und hervorgehoben.
Ziepen und umgekippte Tonbecher
Was mir an der Sennheiser Mikrofon-Kopfhörer-Kombination weniger gefiel, war zum einen der Sitz des Kopfhörers. Beim Aufsetzen zieht die Kopfpolsterung an meinen Haaren, was an der leicht gummiartigen Kunstleder-Beschichtung liegt.
Diese Art Material kannte ich vorher vor allem von VR-Brillen, wo die meisten bei mir auch unangenehm an der Mähne gezerrt haben.
Wenn man den Kopfhörer aber einmal richtig positioniert hat, ist der Sitz komfortabel. Allerdings nicht im Vergleich zum Beyerdynamic MMX 330 Pro oder dem Astro A50 X, die beide wesentlich bequemer sind.
Und wie immer gilt: Wer kabellose Audiogeräte gewohnt ist, muss sich umgewöhnen. Ich beispielsweise habe einmal vergessen, dass ich gerade einen Kabelkopfhörer trage und dabei meinen Tonbecher an den Fußboden verloren.
Preise, Verfügbarkeit und Alternativen zum Sennheiser-Bundle
Sowohl der Sennheiser Kopfhörer als auch das Mikrofon sind seit diesem Sommer erhältlich. Der HD 620S Kopfhörer hat eine unverbindliche Preisempfehlung von 350 Euro, ist in anderen Shops aber auch günstiger zu bekommen.
Das Profile USB-Mikrofon kommt mit einem Tischstandfuß und kostet um die 130 Euro. Wer den praktischen Boom-Arm dazuhaben möchte, zahlt je nach Anbieter, noch einmal 100 Euro obendrauf.
Alles zusammen würde also zwischen 500 und 600 Euro kosten. Das ist ordentlich und hier sollten Interessierte knallhart abwägen, ob es ihnen das wirklich wert ist.
Zu ähnlichen oder auch geringeren Preisen bekommt man fantastische Gaming-Headsets oder eben auch andere Kopfhörer- und Mikrofon-Kombinationen:
- Beyerdynamic MMX 330 Pro, wenn ihr den wunderbar natürlichen Klang eines richtig guten offenen Headsets wollt
- Astro A50 X, wenn ihr auf mehreren Plattformen unterwegs seid und es superbequem sein soll
- Audeze Maxwell (GamePro), wenn ihr ein kabelloses Gaming-Headset mit sattem Sound möchtet
Sennheiser will angeblich ein Kopfhörerkabelmikro nachliefern, das mit dem HD 620 S kompatibel ist.
Mein Resümee
Es ist schön, ein festes Mikrofon mit Kopfhörer am Schreibtisch zu haben. Die Qualität des Sennheiser Profile USB-Mikrofons ist so gut wie allen Gaming-Headset-Mics weit überlegen.
Es kostet (umgerechnet) allerdings auch mehr und der Kopfhörer muss separat gekauft werden. Dieser alleine schlägt mit 350 Euro ordentlich zu Buche. Sennheiser liefert mit dem HD 620S soundtechnisch zwar gut ab, ich halte den Preis aber für zu hoch gegriffen, es sei denn, man möchte gerne einen Kopfhörer im mittleren Impedanz-Bereich.
Das freie Sprechen, ohne ein kleines Mikro direkt vor dem Mund zu haben, gefiel mir sehr gut. Trinken und mal ein paar Chips in den Mund werfen, ging damit natürlich auch leichter.
Gleichzeitig war es aber auch das Mikrofon, das meine Mobilität massiv einschränkte. Mal abgesehen davon, dass der HD 620S Kopfhörer kabelgebunden ist (es gibt am Markt genug kabellose Modelle), ist das Mikrofon in jedem Fall fest mit dem Tisch verbunden.
Es sei denn, man kauft sich ein meterlanges Kabel dazu, das man dann wie früher bei den alten Kabeltelefonen quer durchs Haus hinter sich herträgt. Ich persönlich möchte auf solche Szenarien aber lieber verzichten.
So gesehen kann ich zwar leichter vor mich hinsnacken und meinen Kaffee trinken, wenn eines davon leer ist, und ich Nachschub möchte, muss ich meine Gaming-Session oder das Meeting aber verlassen, beziehungsweise kann im wahrsten Sinne nicht mehr mitsprechen.
Wen derartige Unterbrechungen nicht weiter stören, profitiert von einem externen Mikrofon.
Menschen sind Gewohnheitstiere und Umstellung braucht Zeit. Inzwischen bin ich der Auffassung, dass es für nahezu jedes Setup und jeden Lebensumstand die passende Hardware gibt, selbst wenn dazu manchmal nicht die eine Einzellösung ausreicht.
In meinem Fall werde ich vorerst beim guten alten kabellosen Gaming-Headset bleiben. Es fügt sich besser in meinen Alltag ein. Ich kann jederzeit aufstehen, ohne für Unterbrechungen zu sorgen.
Außerdem mag ich, wie unkompliziert die meisten Gaming-Headsets sind. Sei es beim Anschließen als auch beim Vornehmen von Individualisierungen. Der Sennheiser-Kopfhörer musste erst etwas warmlaufen, ehe er sein volles Potenzial entfesseln konnte.
Dennoch werde ich in Zukunft eher in Betracht ziehen, für bestimmte Anwendungen ein externes Mikrofon mit einem Kopfhörer zu kombinieren. Nicht ständig irgendetwas vor dem Mund zu haben, war wirklich angenehm.
Wer seine Audiogeräte ohnehin bloß am Schreibtisch braucht, kann genauso gut zum externen Mikrofon mit Kopfhörer greifen.
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