Die dunkle Seite des Märchens
Von den Kinoleinwänden kennen wir Märchen zumeist im kindlichen Gewand. Besonders Disney hat hier zu einer Verniedlichung der eigentlich recht finsteren Geschichten beigetragen. Was im Zeichentrick farbenfroh und quietschvergnügt daherkommt, war gar nicht unbedingt so beabsichtigt. Und das wird gerne einmal vergessen. Waren die ursprünglichen Fassungen der Grimm-Märchen doch tatsächlich ziemlich düster und angsteinflößend.
Und damit liegt Sanders mit seiner Version von ›Schneewittchen‹ gar nicht so verkehrt. Nicht umsonst wird hier auch gänzlich auf den deutschen Namen verzichten, denn ›Snow White‹ klingt weitaus weniger niedlich. Wenn die dunkle Armee angreift oder Königin Ravenna mit den Fingernägeln das Herz aus einem toten Vogel herauskratzt – um dieses dann zu verspeisen, wohlgemerkt – erinnert nicht mehr viel an eine Kindergeschichte.
Auch die Reise, auf die sich Snow White, der Huntsman und die Zwerge ganz ›Herr der Ringe‹-like begeben, birgt so seine finsteren Momente. Hierbei bleibt zu bemerken, dass auch gerne mal von anderen Filmen geklaut wurde. Als Snow Whites weißes Pferd zum Beispiel im Sumpf stecken bleibt, kommen ganz schnell Erinnerungen an ›Die unendliche Geschichte‹ hoch. Zwischenzeitlich tauchen kleine Längen auf, wirklich spannend ist der Film nicht. Dafür ziehen uns die Bilder aber konsequent in seinen Bann. Außerdem überzeugt ›Snow White‹ durch seine faszinierende Aufmachung und solide schauspielerische Leistung.
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Schauspielkunst und Kreischalarm
Oscar-Gewinnerin Charlize Theron brilliert in ihrer Rolle als schöne aber bitterböse Königin Ravenna. Herrlich fies und dennoch wunderschön schafft sie es, die Kontraste der Figur darzustellen und schmückt sie dazu noch mit viel Emotion. Das führt dazu, dass die fiese Ravenna nicht zum schlichten Hassobjekt degradiert wird. Stattdessen fühlt der Zuschauer zuweilen fast mit ihr. Zu bemängeln bleibt lediglich, dass Theron durchaus mit mehr Screen Time hätte gesegnet werden können, was der Fokus auf Snow White wohl nicht erlaubte.
Wenn Kristen Stewart dabei ist, dauert es nicht lange, bis das Wort ›Twilight‹ fällt. Für ihre Rolle als Bella Swan wird die 22-jährige einerseits geliebt und bejubelt, andererseits schamlos verhöhnt. Ein Laster, das Teenie-Stars immer wieder befällt. Kann man sie nun als Schauspielerin ernst nehmen oder funktioniert das Ganze doch wirklich hauptsächlich nur wegen der kreischenden Fans, die überall auftauchen, wo ihr Name fällt?! Die Antwort ist relativ simpel. Schauspielerisch bietet Stewart nichts, was man nicht auch in ›Twilight‹ schon gesehen hätte. Eigentlich wirkt sie wie Bella im Märchengewand. Wirklich beschweren kann man sich trotzdem nicht. Stewart spielt solide und liebenswert, macht sich gut als Snow White.
Auch Schönling Chris Hemsworth gibt einen guten Huntsman ab, wenn er auch erst nach einer halben Stunde Spielzeit auftaucht. Es bleibt zu sagen, dass der Film wahrscheinlich noch düsterer ausgefallen wäre, wenn die Macher nicht eine FSK Freigabe von 12 angestrebt hätten. Dies war wahrscheinlich nicht zuletzt der ›Twilight‹-Fans zu Liebe der Fall, denn dass diese die Kinos stürmen werden und einen gewissen Erfolg so schon garantieren, liegt auf der Hand.
Fazit:
Anne Facompre: » ›Snow White & the Huntsman‹ ist eine gelungene Märchenadaption, die durch schauspielerische Leistung, vor allem aber durch die bildliche Inszenierung überzeugt. Das versprochene Action Spektakel wird zwar nur in vereinzelten Sequenzen geboten, genießen kann man die wunderschön erschaffene Fantasy-Welt aber trotzdem in vollen Zügen. Durch die gewaltigen Bilder lassen sich auch kleine Längen verzeihen. Als kleiner Kritkpunkt bleibt zu erwähnen, dass es im Auge des Betrachters liegt, ob Kristen Stewart nun wirklich schöner ist als Charlize Theron.«
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