Han Solo ist nun wie Darth Vader. Sowohl der lässige Pilot des Millennium Falken als auch der dunkle Sith-Lord gelten seit Jahrzehnten als Ikonen und Fan-Lieblinge, um deren Vergangenheit sich lange Zeit Mythen und Legenden rankten. Zumindest bis ihre Vorgeschichte verfilmt wurde.
Nachdem die Prequel-Trilogie, Episoden 1 bis 3, gezeigt hat, wie sich der junge Anakin Skywalker in den größten Fiesling aller Zeiten verwandelt hat (und Darth Vader dadurch um etliche Stufen an Coolness verloren hat), ist nun also Han Solo dran.
Nun verrät uns Solo: A Star Wars Story nicht nur wie Han den Millennium Falken erhalten und Chewbacca kennengelernt hat, sondern auch, wie er ganz nebenbei zum besten Piloten der Galaxis geworden ist. Und auch wenn sich das durchaus unterhaltsam anschaut, bringt der Film der Figur Han Solo nicht nur Gutes. Ganz im Gegenteil: Er schadet der Legende sogar.
Spoilerfreie Review:
Wie immer spoilern wir in unserer Filmkritik nichts von der Haupthandlung, was ihr nicht auch in den Trailern zum Film erfahren könnt. Wer allerdings vorab rein gar nichts über Solo: A Star Wars Story wissen will, sollte mit dem Lesen unserer Kritik bis nach dem Kinobesuch warten.
Wer war Han Solo?
Wer also war Han Solo bevor er in »Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung« (1977) in einer schäbigen Cantina auf dem Wüstenplaneten Tatooine auf Obi-Wan Kenobi und Luke Skywalker getroffen ist? »Solo: A Star Wars Story« erzählt uns die Geschichte des jungen Han (dargestellt von Alden Ehrenreich), der sich auf der Suche nach einem eigenen Schiff befindet, um damit seine große Jugendliebe Qi'ra (Emilia Clarke) von einem fernen Planeten abholen zu können.
Dabei stolpert er durch einige unglückliche Zufälle nicht nur dem Gauner und Schmuggler Beckett (Woody Harrelson) in die Arme, der ihn bald in seine Crew aufnimmt, sondern auch seinem künftigen besten Freund Chewbacca. Gemeinsam mit Chewie und Becketts Diebesbande will Han im Auftrag des schurkenhaften Dryden Vos (Paul Bettany) zwei große Raubzüge durchziehen. Doch wie es in Filmen nun mal so ist, geht alles irgendwie schief.
Die Story von Solo ist über weite Strecken eine nette Diebesgeschichte, zwischendurch zieht sich die Handlung allerdings auch ein wenig. Statt unnötig langen 135 Minuten hätte sicherlich auch eine Laufzeit von zwei Stunden ausgereicht, die wichtigsten Handlungspunkte zu erzählen.
Schließlich ist weniger manchmal mehr. Das gilt auch für die unzähligen kleinen Nebenfiguren, die allesamt nur wenige Minuten Screentime bekommen und deswegen oftmals keine echte Bewandtnis gewinnen.
Keine klassische Gut-gegen-Böse-Geschichte
Bei den Hauptfiguren überzeugen dagegen vor allem Donald Glover als superlässiger Lando Calrissian und Alden Ehrenreich als überraschend guter Han. Besonders wenn er mal wieder von irgendwelchen Bösewichten mit gezückter Pistole bedroht wird, haut Ehrenreich mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen so manchen Spruch raus, der glatt von Harrison Ford stammen könnte.
Emilia »Khaleesi« Clarke dagegen wirkt als Hans Freundin etwas merkwürdig, vor allem weil die Motivation ihrer Figur Qi'ra über den gesamten Film hinweg verwirrend unklar bleibt.
Insgesamt überzeugt Solo aber als actionreicher Star-Wars-Film, der das weit, weit entfernte Universum mal aus einer angenehm anderen Perspektive zeigt. Zwar taucht das Imperium immer wieder auf, aber wir haben es hier mit keiner Gute-Rebellen-gegen-Böse-Imperiale-Geschichte zu tun.
Stattdessen jagen sich in »Solo: A Star Wars Story« die Halunken untereinander, ständig verrät jeder jeden und man kann sich im Grunde nur sicher sein, dass Han und Chewie die Guten sind. Gerade in den rasanten Verfolgungsjagden hofft man im Kinositz immer wieder, dass der Film sich mehr in Richtung von Heist-Filmen wie »Drive« oder »Baby Driver« orientiert - nur eben im Science-Fiction-Setting. Doch diese Abbiegung gelingt dem Film nie.
Wir haben uns das irgendwie anders vorgestellt
Das größte Problem von Solo ist aber wie eingangs erwähnt die Legende von Han Solo. In Episode 4 wird uns Harrison Ford als der Pilot vorgestellt, der den Kesselflug in weniger als 12 Parsec geschafft hat. Keine Ahnung, was das bedeutet, aber es klingt verdammt cool.
Nun bekommen wir allerdings zu sehen, wie Han Solo den Kesselflug absolviert und das sieht im Film bei weitem nicht so cool aus, wie manch ein Fan sich das 40 Jahre lang ausgemalt hat. Genau solche Schlüsselszenen sind die Schwachpunkte von Solo.
Viele Momente im Film hätten unbedingt spannender inszeniert werden müssen. Zum Beispiel das Kartenspiel zwischen Han und Lando, in dem die beiden um den Millennium Falken zocken, oder das erste Zusammentreffen zwischen Han und Chewbacca.
Doch statt solche Szenen zu Höhepunkten des Films zu formen, die uns auf ewig in Erinnerung bleiben, hakt die Geschichte alle entscheidenden Stationen einfach nur eine nach der anderen ab und widmet ihnen zu wenig Aufmerksamkeit. So raubt der Film sich nicht nur selbst die magischen Momente, sonderndem sagenhaften Helden Han Solo auch seinen Zauber.
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